Saarbruecker Zeitung

Er musste nur noch sich selbst überzeugen

Seit der Trennung von Henner Brockmeier ist Frederik Scheller Cheftraine­r des Volleyball-Zweitligis­ten TV Holz. Sein Lebensweg führte ihn aus seiner Heimat im Bergischen Land an die Ostsee – und von dort nach Saarbrücke­n.

- VON LUCAS JOST

HOLZ/SAARBRÜCKE­N Gerne erinnert sich Frederik Scheller an einen Abend Anfang 2017 zurück, als er im Internet eher zufällig auf eine Stellenaus­schreibung des TV Holz stieß. Es war ein Abend, von dem er damals noch nicht wusste, dass er seinen Lebensweg stark prägen würde. Der Verein, dessen Damen-Mannschaft zu diesem Zeitpunkt in der 3. Volleyball-Liga Süd spielte, war auf der Suche nach einem dualen Sportökono­mie-Studenten für seine Nachwuchsa­rbeit. „Ich habe das meinem damaligen Mitbewohne­r gezeigt, der, wie ich, Volleyball gespielt hat. Er hat sofort gesagt, das wäre genau mein Ding. Ich musste nur noch mich selbst überzeugen.“

Frederik Scheller lebte zu diesem Zeitpunkt am anderen Ende der Bundesrepu­blik in Rostock. Er war 2012 aus seiner Heimatstad­t Wuppertal dorthin gezogen. Ursprüngli­ch, um Jura zu studieren. Nach zwei Jahren wechselte er zum Lehramt, wollte Deutsch und Sport unterricht­en. 2017 stand dann erneut eine große Entscheidu­ng bevor: „Ich musste darüber nachdenken, sozusagen den dritten akademisch­en Weg einzuschla­gen“, erzählt Frederik Scheller. Nach Jura und Lehramt folgte das dritte Studium: Sportökono­mie in Saarbrücke­n. Und diesen Weg einzuschla­gen sei eine Entscheidu­ng gewesen, die er nie bereut habe. Das könne er knapp dreieinhal­b Jahre später überzeugt behaupten: „Eigentlich lief es genauso, wie ich es mir vorgestell­t hatte.“Denn den größten Schritt in seiner Karriere machte Frederik Scheller jetzt zum Jahreswech­sel. „Ich habe meinen vollwertig­en Arbeitsver­trag unterschri­eben“, berichtet der Wahl-Saarländer stolz, der beim TV Holz zuvor als dualer Student angestellt war.

1991 erblickt Frederik Scheller in Wuppertal, der „Hauptstadt“des Bergischen Lands, das Licht der Welt. Er schließt sich neun Jahre später mit Freunden dem SV Bayer Wuppertal an. Dessen Herren spielen damals in der Volleyball-Bundesliga. Für Frederik Scheller ging es seit dem nicht mehr ohne Volleyball. „Wir haben alles erlebt. Von der Kreisklass­e bis zur Regionalli­ga. Wir sind vier oder fünf Mal aufgestieg­en, waren auf deutschen Meistersch­aften“, kramt er in seinen Erinnerung­en: „Daraus hat sich auch ein großer Freundeskr­eis entwickelt. Wir haben zusammen trainiert und sind um die Häuser gezogen. Viele Momente aus meinem Leben habe ich in Verbindung mit Volleyball erlebt.“

Der Weg zur Trainerlau­fbahn war da nicht weit. Mit rund 16 Jahren betreute Frederik Scheller zum ersten Mal eine Jugendmann­schaft beim SV Wuppertal. Er blieb dieser Tätigkeit auch nach seinem Umzug dann im hohen Norden treu. Er war Trainer des HSG Uni Rostock in der Verbandsli­ga. Und stand selbst auf dem Spielfeld. Als Zuspieler kam er für den SV Warnemünde auf eine Handvoll Einsätze in der 3. Liga, ehe er seine aktive Karriere beendete und im September 2017 in Saarbrücke­n seine neue Heimat fand.

„Ich war vorher eine Woche zu Besuch hier und habe mir den Verein zeigen lassen. Und ich habe sofort gemerkt, dass es kein Verein war, wie ich ihn kannte. Der TV Holz hatte immer eine Vision“, erzählt Frederik Scheller. In Saarbrücke­n absolviert­e der 29-Jährige sein Studium, war parallel dazu im Verein unterwegs: in der Veranstalt­ungsplanun­g, der Konzeptent­wicklung, im Jugendtrai­ning. Vergangene Saison führte er als Trainer die 2. Mannschaft des TV Holz aus der Oberberlig­a in die Regionalli­ga.

Als im Dezember 2020 bei der ersten Mannschaft in der 2. Volleyball-Liga Süd nach nur vier Monaten die Trennung von Trainer Henner Brockmeier erfolgte (wir berichtete­n), war die Frage der Nachfolge schnell geklärt. Frederik Scheller hatte die Jugendarbe­it der vergangene­n Jahre entscheide­nd geprägt, kannte als Co-Trainer von Brockmeier ohnehin alle Spielerinn­en – und war entspreche­nd die erste Wahl des Vereins. Seit dem Jahreswech­sel ist er beim TV Holz offiziell hauptamtli­cher Jugendkoor­dinator sowie Trainer der Zweitliga-Mannschaft. Und mit der geht es nach siebenwöch­iger, pandemiebe­dinger Pause an diesem Sonntag, 24. Januar, wieder zu einem Punktspiel aufs Feld. Es die Premiere Frederik Schellers als deren „Chef“. Gegner des Tabellenze­hnten ist am Sonntag um 16 Uhr in der Multifunkt­ionshalle der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n das Schlusslic­ht TV Waldgirmes.

„Die vorfreudig­e Spannung stellt sich mehr und mehr ein. Es ist das Gefühl des Unbekannte­n. Das macht es so spannend“, sagt er. Es überwiege aber die Freude darüber, dass es weiter geht. „Der TV Waldgirmes kann ein sehr unangenehm­er Gegner werden“, mahnt Frederik Scheller. Wobei in seiner Einschätzu­ng die Zuversicht überwiegt: „Da ich unserer Mannschaft aber so vertraue, behaupte ich: Es liegt in unserer Hand, wie das Spiel ausgeht.“www.prowin-volleys.de

„Die vorfreudig­e Spannung stellt sich mehr und mehr ein. Es ist das Gefühl des Unbekannte­n. Das macht es so spannend.“

Frederik Scheller

Trainer des TV Holz

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SCHLICHTER ?? Henner Brockmeier (hinten) war vier Monate Trainer des TV Holz. Nach der Trennung von Brockmeier im vergangene­n Dezember wurde Co-Trainer Frederik Scheller (vorne) zum Cheftraine­r befördert. An diesem Sonntag steht für ihn die Premiere an der Seitenlini­e an. Frederik Scheller erwartet mit seiner Mannschaft den TV Waldgirmes in der Multifunkt­ionshalle der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n.
FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Henner Brockmeier (hinten) war vier Monate Trainer des TV Holz. Nach der Trennung von Brockmeier im vergangene­n Dezember wurde Co-Trainer Frederik Scheller (vorne) zum Cheftraine­r befördert. An diesem Sonntag steht für ihn die Premiere an der Seitenlini­e an. Frederik Scheller erwartet mit seiner Mannschaft den TV Waldgirmes in der Multifunkt­ionshalle der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n.
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ler der zweiten Mannschaft des TV Holz II während des Spiels gegen den TV Kirkel Anwei
sungen. Mittlerwei­le ist der 29-Jährige zum Trainer der ersten Mannschaft
aufgerückt.
FOTO: THOMAS WIECK Beim internatio­nalen Volleyball-Cup in Quierschie­d gibt Frederik Schel ler der zweiten Mannschaft des TV Holz II während des Spiels gegen den TV Kirkel Anwei sungen. Mittlerwei­le ist der 29-Jährige zum Trainer der ersten Mannschaft aufgerückt.

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