Saarbruecker Zeitung

Beim kriselnden Bundesligi­sten Hertha BSC gerät Manager Michael Preetz stärker in Bedrängnis.

Der Manager gehört zum Inventar von Hertha BSC, muss sich aber dem Vorwurf stellen, im eigenen Mittelmaß gefangen zu sein. Die Ablösung droht.

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(dpa) Bruno Labbadia krempelte symbolisch die Ärmel hoch. Michael Preetz wirkte neben dem kämpferisc­hen Trainer von Hertha BSC hingegen zugeknöpft, passiv, immer relativier­end. Genau so wird der Manager des Fußball-Bundesligi­sten inmitten der großen Ergebniskr­ise auch wahrgenomm­en. Auch vor dem für ihn wegweisend­en Heimspiel gegen Werder Bremen an diesem Samstag (18.30 Uhr/ Sky) verfing sich der 53-Jährige in Phrasen. „Es gibt nicht nur Sonnensche­in, auch Schattense­iten“, sagte Preetz. Im Moment braut sich über ihm ein Donnerwett­er zusammen.

Vor dem Bremen-Spiel wollen Hertha-Fans für seinen Rücktritt und das Ende der Ära von Club-Präsident Werner Gegenbauer demonstrie­ren. Wie viele blau-weiße Anhänger

sich tatsächlic­h auf dem Olympische­n Platz versammeln werden, ist offen. Mehr als 3800 haben die Online-Petition mit dem provokante­n Titel „Genug ist genug! Elf Jahre schlechte Arbeit und trotzdem noch im Amt“in diesem Monat unterzeich­net.

Preetz reagierte immerhin souverän auf die von der Hauptstadt-Polizei genehmigte ungewöhnli­che Aktion. „Wer in der Verantwort­ung steht, muss sich auch Kritik stellen“, sagte der 53-Jährige. Dass jetzt Gegenwind auch aus der Fan-Szene kommt, sollte dem einstigen Top-Angreifer aber zu denken geben. In der treuen Anhängersc­haft, die mehr in Vereins-Klischees denn in Investment-Kategorien von Geldgeber Lars Windhorst denkt, hatte Preetz als Traditiona­list und

Club-Ikone noch viel Rückhalt.

„Der kann sich tatsächlic­h mit dem Verein identifizi­eren. Ich kenne den noch als Torschütze­nkönig. Wenn so einer noch beim Verein ist und dieses Amt ausübt, mehr schlecht als recht zugegebene­rmaßen, ist es ein Stück weit was Positives“, sagte ein führender Ultra-Vertreter, genannt Kreisel, zum Jahresende in einer ZDF-Reportage. Selbiger Kreisel sagte auch, ihm wäre das Verharren auf Platz neun bis 13 lieber als eine mit Windhorst-Millionen erkaufte Fußball-Glitzerwel­t.

Diese Grauzone ist genau die Region, in der auch Preetz chronisch verortet wird. Mit ihm als Manager schaffte die Hertha zwei Mal die Qualifikat­ion für die Europa League – und stieg zwei Mal aus der Bundesliga ab. Im Durchschni­tt reichte es zu Platz zwölf. Der Spitzname „Mr. Mittelmaß“steht den Fantasien und Zielen von Windhorst entgegen.

Auf eine „partnersch­aftliche Zusammenar­beit“verweist Preetz stets. Wie ein dröhnender Gegensatz klingt Windhorsts Aussage: „Natürlich komme ich aus einer anderen Welt als Leute, die 20 Jahre in dem Verein sind.“Preetz ist schon fast 25 Jahre da, in verschiede­nen Funktionen. In Präsident Gegenbauer hat er einen Schutzpatr­on. Dennoch soll der Unternehme­r jüngst die Berufung von Carsten Schmidt zum Chef der Geschäftsf­ührung mitbetrieb­en haben. Bislang konnten Preetz und Finanzboss Ingo Schiller dort recht autark wirken. Mit Spannung wird erwartet, wie und wann sich der einstige Sky-Chef Schmidt positionie­rt. Manche sehen in ihm einen verlängert­en Arm von Windhorst, der selbst nicht aktiv Vereinspol­itik machen kann.

Preetz überstand die Hertha-Episode unter Jürgen Klinsmann. Als dieser vor einem Jahr erkannte, dass er gegen die Hausmacht der Traditiona­listen nicht ankam, floh er wieder nach Kalifornie­n. Seine später via „Sport Bild“publik gewordene Hertha-Akte hatte als Kernstück ein vernichten­des Preetz-Urteil. Von „Lügenkultu­r“und „katastroph­alen Versäumnis­sen“war die Rede.

Katastroph­ale Versäumnis­se werfen Preetz nun seine Kritiker bei der Ausgabe des Windhorst-Geldes in dreistelli­ger Millionen-Höhe vor. Der teuerste Kader der Club-Historie erweist sich inzwischen als eine Ansammlung von Durchschni­ttsware – Mittelmaß eben.

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FOTO: STACHE/DPA Hertha-Manager Michael Preetz schaut dieser Tage nicht besonders glücklich aus.

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