Liebäugeln mit dem Überschall
Ford hat im vergangenen Jahr 14 elektrifizierte Modelle als Mild-, Vollund Plug-in-Hybride auf den Markt gebracht. Der Mach-E GT krönt die Elektrostrategie.
KÖLN Ford setzt seinem Bekenntnis zur Elektromobilität die Krone auf. Mit dem Mustang Mach-E GT betritt ein reinrassiges Kraftpaket das Stromparkett, dessen 465 PS/342 kW keinen Zweifel an seiner Leistungsfähigkeit und dem seiner Macher aufkommen lassen sollen.
Mach ist bekanntlich die Maßeinheit für Schallgeschwindigkeit. „Wir packen mit diesem aufregenden Wagen die emotionale Seite der Elektro-Fahrzeuge an“, sagt Ford-Europachef Stuart Rowley und macht unmissverständlich klar, wohin die Reise gehen wird: „Die Zukunft ist elektrisch.“
Elektrisierend sind die Merkmale des Crossovers Mach-E GT allemal, denn er spurtet in 3,7 Sekunden von null auf hundert, die Kraft der zwei Motoren wird per Allradantrieb auf die Straße gebracht. Mit einem Drehmoment von 830 Newtonmetern zeigt der Wagen, wozu ein elektrischer Antrieb in der Lage ist. „Das ist kurz vor Raketentechnik“, kommentiert Stuart Rowley selbstbewusst.
Auf den Boden der Realität werden die GT-Fahrer spätestens dann gebracht, wenn es um die Höchstgeschwindigkeit des brachialen Krachers geht: Bei Tempo 200 wird elektronisch abgeriegelt; sonst saugen die Aggregate womöglich zu stark am Stromvorrat und schnell hätte das Vergnügen ein jähes Ende.
In jedem Fall lässt sich das Elektro-SUV an einer speziellen Hausladestation in rund sechs Stunden wieder auf 80 Prozent aufladen. Diese Wallbox eignet sich im Übrigen auch zur Installation im Freien – wie beispielsweise im Carport. Unterwegs kann man auch an einer Schnell-Ladestation andocken. Dabei
gilt die Faustregel, dass in zehn Minuten für 120 Kilometer Reichweite Strom gebunkert wird.
Die nutzbare Kapazität der Batterie beträgt 88 Kilowattstunden, sodass eine Reichweite von 500 Kilometern unter Idealbedingungen erreichbar sein dürfte. Man konnte sich zwar bei der Standpräsentation
nicht von den Eigenschaften des Mach-E GT in Bewegung überzeugen, aber es wird auf jeden Fall Wahlmöglichkeiten geben. Denn der Bildschirm im Innenraum des Spitzenmodells kann drei Fahrzustände anzeigen: leicht, aktiv und ungezähmt.
Dies führt dazu, dass man mittels eines entsprechenden Softwareprogramms anhand der Daten des Fahrverhaltens exakt ins Cockpit überspielt bekommt, wie weit der GT mit der jeweiligen Batterieladung fahren kann. Solche Informationen hält selbstverständlich auch die, man möchte beinahe sagen: zivile Ausführung des Mach-E bereit, die bereits in Kürze zu den Händlern rollt. Es wird sie in zwei Leistungsstufen geben: Mit 269 PS/198 kW und einem Drehmoment von 430 Newtonmetern, die Reichweite beträgt 440 Kilometer. Bis zu 620 Kilometer weit soll die Ausführung mit 346 PS/255 kW und einem Drehmoment von 580 Newtonmetern kommen. Beide Versionen sind sowohl mit Heck- als auch mit Allradantrieb kombinierbar.
Der Ford Mach-E ist in der heckbetriebenen Ausführung ab 47 000 Euro erhältlich. Davon kann noch die Elektro-Förderprämie abgezogen werden. Der Aufschlag für den Allradantrieb beträgt rund 7000 Euro. Bis Ende 2021 werden sich die interessierten Kunden des Mach-E GT gedulden müssen, zu dessen Preis es noch keine Angaben gibt.
Am Rande der statischen Vorstellung des Mach-E GT machte Stuart Rowley keinen Hehl daraus, dass Brückentechnologien wie Erd- und Flüssiggas oder synthetische Kraftstoffe für Ford aktuell nicht im Fokus stehen. „Wir sehen mit unserer Mischung von Mild-Hybrid, Plugin-Hybrid und Voll-Hybrid sowie der vollelektrischen Lösung die wesentlichen Märkte mit ihren spezifischen Erfordernissen in Europa abgedeckt.“Daher gingen alle Bemühungen sowohl kurz- als auch mittelfristig in diese Richtung, auch, was die gesamte Nutzfahrzeugsparte betrifft. Allerdings spricht sich Rowley hier weiterhin für den Dieselantrieb aus, der oft durchaus noch sinnvoll sei.
Wann es bei Ford ein Auto mit Brennstoffzellentechnik – ob als Pkw oder Nutzfahrzeug – geben wird, steht in den Sternen. Die Forschung laufe auf Hochtouren, alles weitere werde der Markt samt Wasserstoff-Infrastruktur entscheiden.