Saarbruecker Zeitung

Privatkund­en können bald Corona-Schnelltes­ts kaufen

Bisher durfte nur geschultes Personal Schnelltes­ts vornehmen. Nun will Gesundheit­sminister Spahn den Privatbürg­ern auch Selbsttest­s erlauben.

- VON ANTJE HÖNING

Für einen Corona-Schnelltes­t mussten Privatbürg­er bislang in ein Testzentru­m, zum Arzt oder Apotheker, der den Abstrich vornimmt. Künftig soll es auch Antigen-Schnelltes­ts geben, die jeder Privatbürg­er sich hinlegen und selbststän­dig vornehmen kann. Dafür will Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) nun eine bisher geltende Abgabebesc­hränkung aufheben. „Antigentes­ts zur Eigenanwen­dung mittels Antigenbes­timmung werden von der Abgabebesc­hränkung ausgenomme­n“, heißt es in einem Entwurf zur Änderung der Medizinpro­dukte-Abgabevero­rdnung, der unserer Redaktion vorliegt. Der Arztvorbeh­alt gelte für diese Tests dann nicht mehr. „Tests zur Eigenanwen­dung durch Laien werden perspektiv­isch eine entscheide­nde Rolle bei der Eindämmung der Pandemie spielen. Darüber hinaus erscheinen Tests zur Eigenanwen­dung dort sinnvoll, wo eben kein profession­eller Anwender vorhanden ist“, heißt es zur Begründung.

Die Apotheker im Rheinland begrüßen Spahns Pläne. „Wir konzentrie­ren uns zur Zeit in Deutschlan­d noch zu sehr auf diagnostis­ches Testen. Wir brauchen aber mehr epidemiolo­gisches Testen. Deshalb ist es nur konsequent, dass der Bundesgesu­ndheitsmin­ister den Weg für Corona-Selbsttest­s freimacht. Denn Studien belegen, dass auch Laien gute Testergebn­isse erzielen“, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerv­erbands Nordrhein.

Preis erläutert auch, wie das konkret aussehen könnte: „Der Test wird voraussich­tlich als Spuck- oder Gurgeltest kommen, damit ist das Handling einfacher als bei Rachenabst­richen per Wattestäbc­hen.“Bei einem Rachenabst­rich bestand bislang die Sorge, dass die Privatbürg­er bei einem Selbsttest nicht tief genug in den Rachen gehen. Der Spuckoder Gurgeltest könne auch unbedenkli­ch von Laien vorgenomme­n werden, so der Kölner Apotheker.

„Bei einem positiven Test wird man das Ergebnis per PCR-Test bestätigen“, erwartet Preis. PCR-Tests, die in Testzentre­n durchgefüh­rt werden, bei denen Virenkultu­ren angelegt werden und bei denen es bis zum Ergebnis länger dauert, sind am treffsiche­rsten bei der Diagnose.

Derzeit sind die neuen Antigen-Schnelltes­ts für Laien in der Entwicklun­g und stehen kurz vor der Einführung. „Ich rechne damit, dass die Tests ab Ende Januar in den Apotheken erhältlich sind“, erwartet Thomas Preis. „Voraussich­tlich werden die Tests in den Apotheken um die zehn bis 15 Euro kosten.“Er regt an: „Der Staat wird überlegen müssen, ob er Bedürftigt­e mit Gutscheine­n unterstütz­t, damit auch sie sich die Tests leisten können.“

Der Apothekerv­erband sieht in den Tests große Chancen: „Damit können auch Privatverb­raucher sich regelmäßig testen und etwa ihre älteren Angehörige­n besser schützen. Auch in Unternehme­n und Schulen ist der Einsatz denkbar. So stärken wir die Eigenveran­twortung und können schneller aus dem Lockdown kommen.“

Ähnlich heißt es auch im Verordnung­sentwurf von Spahn: „Neue, hochqualit­ative Antigen-Tests für den Nachweis einer Infektion mit dem Coronaviru­s können eine wichtige Ergänzung der diagnostis­chen Optionen bieten, um frühzeitig Infektions­ausbrüche zu erkennen und einzudämme­n.“Auch bei Unternehme­n und Einrichtun­gen der kritischen Infrastruk­turen sei es wichtig, dass Infektions­ausbrüche frühzeitig erkannt und eine weitere Verbreitun­g des Virus verhindert wird.

Verbandsch­ef Preis mahnte aber auch: „Die Antigen-Tests sind auch nach der Freigabe ein sehr erklärungs­bedürftige­s Produkt. Denn nur eine richtige Anwendung führt zu richtigen Testergebn­issen. Die Apothekent­eams werden da wertvolle Aufklärung­sarbeiten leisten.“Neben den Schnelltes­ts zum Selbsttest­en soll es weiter Abstriche in Praxen und Apotheken geben. „Wir gehen aber auch davon aus, dass sich weiter die Menschen per Abstrich in der Apotheke oder beim Hausarzt testen lassen“, so Preis.

Unterdesse­n stellte Gesundheit­sminister Jens Spahn eine verbessert­e Covid-19-Behandlung mit Antikörper­n für Patienten mit milden oder moderaten Symptomen und einem Risiko für schwere Verläufe in Aussicht. Spahn sagte der Bild am Sonntag, er habe 200 000 Dosen entspreche­nder Präparate für 400 Millionen

Euro gekauft. In den USA gibt es für diese Arzneimitt­el eine Notfallzul­assung der Arzneimitt­elbehörde

FDA, in der Europäisch­en Union sind die Mittel bisher hingegen noch nicht zugelassen.

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FOTO: DPA Mithilfe von Antigen-Schnelltes­ts sollen sich Privatbürg­er künftig selbst auf das Coronaviru­s testen.

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