Mehr als ein Dutzend Bewerber für SR-Intendanz
Saarlandhalle ist als „Wahllokal“für den Rundfunkrat am 22. Februar bereits gebucht. ARD-Chefredakteur Rainald Becker bestätigt Bewerbung.
(mju) Mehr als ein Dutzend Bewerbungen sind beim Saarländischen Rundfunk (SR) für die ausgeschriebene Stelle des Intendanten eingegangen. SR-Chefredakteurin Armgard Müller-Adams, SR-Hörfunkchef Martin Grasmück, Deutschlandradio-Programmchef Andreas Weber und ARD-Chefredakteur Rainald Becker bestätigten der SZ, dass sie sich beworben haben.
„Wir wollen die Intendanten-Wahl unbedingt als Präsenzveranstaltung durchführen“, sagt Gisela Rink (68, CDU), Vorsitzende des Rundfunkrates beim Saarländischen Rundfunk (SR). Am 22. Februar sind die ersten drei Wahlgänge vorgesehen. Erreicht dann keiner der Kandidaten eine Zweidrittelmehrheit, stehen voraussichtlich am folgenden Tag weitere Wahlgänge auf dem Programm. Wird auch dann in den Wahlgängen vier bis sechs keine Zweidrittelmehrheit erreicht, genügt beim siebten Urnengang die einfache Mehrheit. So geschehen zuletzt bei der ersten Wahl des amtierenden Intendanten Thomas Kleist (65, SPD) im Jahr 2011. Stimmberechtigt sind ausschließlich die 39 Mitglieder des SR-Rundfunkrates.
Kleist hat seinen vorzeitigen Amtsverzicht zum 30. April dieses Jahres angekündigt. Sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin sollen am 1. Mai beginnen. So steht es jedenfalls in der Stellenausschreibung, die der Rundfunkrat im Dezember 2020 veröffentlicht hat. Die Frist zur Abgabe der Bewerbungen endete Mitte Januar. Grundsätzlich, so heißt es, seien Initiativ-Bewerbungen aber immer noch möglich – bis zum Wahltag.
Wer aber hat sich bislang um den lukrativen Job mit einem Jahresgehalt von 245 000 Euro plus Extras an der Spitze des kleinen ARD-Senders beworben? Rink und die vom Rundfunkrat gewählten Mitglieder des Wahlvorbereitungsausschusses halten sich sehr bedeckt, wollen keine Namen nennen. Wie es heißt, liegen mehr als ein Dutzend Bewerbungen auf dem Tisch.
Der Wahlvorbereitungsausschuss des Rundfunkrats wird nach SR-Angaben „eine Vorauswahl unter den
Bewerberinnen und Bewerbern treffen und dem Rundfunkrat einen Wahlvorschlag unterbreiten“. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden es mehrere Kandidaten sein, die dem Gremium präsentiert werden – eventuell auch zu einer Extra-Vorstellungsrunde – ob per Videokonferenz oder vor Ort. Dem Wahlvorbereitungs-Ausschuss, der sich an diesem Dienstag treffen soll, gehören sieben Mitglieder an. Dies sind neben der Rundfunkratsvorsitzenden Rink, Thorsten Schmidt (stellvertretender Rundfunkratsvorsitzender), Michael Burkert (SPD, Vorsitzender des SR-Verwaltungsrats), Karl Rauber (CDU, stellvertretender Verwaltungsratschef), Armin Lang (SPD, Vorsitzender des
Finanzausschusses), Wolfgang Bach (Vorsitzender des Rechtsausschusses) und Jule Mole (Vorsitzende des Tele-Medienausschusses).
Nach Informationen unserer Zeitung kommen zwei – durchaus als aussichtsreich eingestufte – Bewerbungen unmittelbar aus dem Haus des SR. Armgard Müller-Adams (47), seit 2019 SR-Chefredakteurin, gilt als angebliche Wunschkandidatin von Amtsinhaber Thomas Kleist. Sie hat ihre Kandidatur gegenüber der SZ bestätigt. Auf Nachfrage hat auch der SR-Hörfunkdirektor und stellvertretende Programmdirektor Martin Grasmück (50) erklärt, dass er seinen Hut in den Ring geworfen hat. Er hat sich beworben. Seine Bewerbung hat auch Andreas Weber (59), noch amtierender Programmdirektor des Deutschlandradios,
gegenüber unserer Zeitung bestätigt. Weber kennt die ARD-Anstalt auf dem Saarbrücker Halberg aus eigener Praxis. Er war von 1992 bis 1997 persönlicher Referent der früheren Intendanten Manfred Buchwald und Fritz Raff und dann bis 2006 Programmchef von SR 1 Europawelle und „Unser Ding“.
Als Überraschung gilt derweil die Nachricht, dass sich Rainald Becker (61), noch bis Mai ARD-Chefredakteur und ARD-Koordinator für Politik, Gesellschaft und Kultur, um die Intendantenstelle beim SR beworben hat. Er teilte auf Anfrage unserer Zeitung mit: „Ich habe mich beworben und will zum derzeitigen Zeitpunkt aber keine weitere Stellungnahme abgeben.“Becker moderierte lange Jahre den „Bericht aus Berlin“.