Saarbruecker Zeitung

Saar-Verbände für höheres Hartz IV wegen Corona

VdK und Armutskonf­erenz schließen sich Forderunge­n einer bundesweit­en Initiative an. Diese weist auf große Zusatzbela­stungen durch die Pandemie hin.

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N (gö/epd) Ein Bündnis aus Gewerkscha­ften, Sozialverb­änden und Initiative­n fordert angesichts der fortdauern­den Corona-Pandemie Hilfen für die Bedürftigs­ten. Der Regelsatz bei Hartz IV und Altersgrun­dsicherung müsse auf mindestens 600 Euro im Monat steigen, heißt es in dem am Montag veröffentl­ichten gemeinsame­n Aufruf „Soforthilf­en für die Armen – Jetzt!“. Für die Dauer der Pandemie müsse zudem ein pauschaler Zuschlag von 100 Euro monatlich gezahlt werden, damit die Menschen die Zusatzbela­stungen tragen könnten.

„Jetzt wird es wirklich Zeit, die Regelsätze auf ein neues Niveau zu heben“, sagt auch der Geschäftsf­ührer des Sozialverb­ands VdK Saarland, Peter Springborn. Die Hartz-IV-Sätze seien ohnehin „zu dürftig kalkuliert“. Corona habe die Lage noch verschärft.

Die Verfasser des Aufrufs nennen dafür mehrere Beispiele. So seien Grundsiche­rungsempfä­nger etwa durch wegfallend­es Schulessen, geschlosse­ne Tafeln, steigende Lebenshalt­ungskosten und Mehrausgab­en für Masken und Desinfekti­onsmittel zusätzlich belastet worden. Vor diesem Hintergrun­d komme die jüngste Anhebung des Hartz-IV-Regelsatze­s zum Jahreswech­sel um lediglich 14 Euro auf 446 Euro im Monat einem „armutspoli­tischen Offenbarun­gseid“gleich.

Das sieht auch die Saarländis­che Armutskonf­erenz so. „Der Hartz-IV-Regelsatz liegt unter der von der EU definierte­n Armutsgren­ze“, sagt der Vorsitzend­e Wolfgang Edlinger. Das führe auch dazu, dass viele Menschen ihre Energiekos­ten nicht mehr bezahlen können. „Wir haben über 3000 Stromsperr­en im Saarland pro Jahr“, berichtet Edlinger. Auch die Kinderarmu­t sei ein Problem. So gebe es im Regionalve­rband Saarbrücke­n Gebiete, in denen 25 Prozent der Kinder betroffen sind. Corona verschärfe die Lage für Arme weiter, weil etwa Mini- oder Gelegenhei­tsjobs wegfielen. Deshalb müsse der Hartz-IV-Regelsatz dringend angehoben werden.

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