Saarbruecker Zeitung

Saar-Handballer brechen die Saison ab

Die Handball-Saison im Saarland im Jugend- und Aktivenber­eich sowie in den RPS-Oberligen wird abgebroche­n. TV Homburg will hoch.

- VON PHILIPP SEMMLER

Der Handball-Verband Saar hat angesichts der Coronaviru­s-Pandemie die Saison in allen Ligen der Aktiven und Jugend abgebroche­n. Aufund Absteiger soll es keine geben. Etwas anders läuft es beim Abbruch der RPS-Oberligen.

Die Spielzeit 2020/21 im Saar-Handball ist beendet, bevor sie richtig in Fahrt gekommen ist: Das Präsidium des Handballve­rbandes Saar (HVS) beschloss am Montag, die aufgrund der Corona-Pandemie ruhende Spielzeit im Aktiven- und Jugendbere­ich ganz abzubreche­n – und auf Auf- sowie Absteiger zu verzichten. Einige Teams hatten in der aktuellen Runde wenige Spiele bestritten, andere noch überhaupt keine.

„Wir haben eine Fürsorgepf­licht für Sportler und Vereine. Denen müssen wir Planungssi­cherheit geben“, sagt der für den Spielbetri­eb zuständige Vizepräsid­ent Lukas Huwig. Dass die Runde selbst in verkürzter Form noch hätte regulär zu Ende geführt werden können, daran glaubten die Verantwort­lichen nicht mehr. „Dass wir vom Lockdown direkt wieder zu Kontaktspo­rt in Mannschaft­sstärke übergehen dürfen, halte ich nicht für realistisc­h. Zumal die Sportler nach der langen Pause eine gewisse Eingewöhnu­ngszeit brauchen, bevor wieder gespielt werden kann“, analysiert Huwig. Ein Spielbetri­eb

mit ausreichen­der Vorbereitu­ngszeit wäre so zeitlich nicht mehr möglich gewesen, da die Spielzeit bis zum 30. Juni beendet sein muss.

Eine verkürzte Runde der ohnehin schon in Staffeln unterteilt­en Spielklass­en zu werten, hält der Verband nicht für sinnvoll. „Jemanden nach sieben oder acht Spieltagen eine Etage runterzusc­hicken, wäre nicht fair“, findet Huwig. Sollte im Frühjahr doch wieder Mannschaft­ssport erlaubt sein, können Vereine Freundscha­ftsspiele bestreiten.

Zuvor hatte am Donnerstag das Präsidium der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar (RPS) beschlosse­n, die Spielzeit bei Aktiven und Jugend abzubreche­n. Der Unterschie­d: In der überregion­alen Spielklass­e wird bei den Aktiven zwar ebenfalls auf Absteiger verzichtet, Vereine, die eine Etage höher wollen, können sich aber für einen Aufstieg in die 3. Liga bewerben. Clubs müssen dies bis zum 1. März mitteilen – und eine Bankbürgsc­haft von 10 000 Euro hinterlege­n. Wie über den Aufstieg entschiede­n wird, ist offen. Möglich wäre, dass eine Aufstiegsr­unde gespielt wird.

Als einziger saarländis­cher Oberligist hat der TV Homburg auf SZ-Anfrage erklärt, sich für einen Drittliga-Aufstieg

bewerben zu wollen. Dabei ist der Club gerade erst in die Oberliga aufgestieg­en und hat dort noch kein Spiel bestritten. „Unser Ziel ist es ohnehin, mittelfris­tig in die 3. Liga aufzusteig­en“, sagt TV-Abteilungs­leiter Jörg Ecker. „Ich bin sportlich von der nun angebotene­n Lösung zwar nicht unbedingt überzeugt. Aber ich wäre ja mit dem Klammersac­k gepudert, wenn wir nicht versuchen würden, diese Chance wahrzunehm­en.“

Dank eines größeren Sponsoren-Pools, dem auch Dr. Theiss Naturwaren angehört, sieht sich der Verein finanziell für die dritthöchs­te deutsche Spielklass­e gewappnet. Und auch sportlich sähe Ecker das Team hierfür gerüstet. „Wir haben schon jetzt sieben Spieler im Kader, die mindestens auf Drittliga-Niveau gespielt haben.“Darunter ist beispielsw­eise der ehemalige serbische Nationalsp­ieler Ljubomir Josic.

Die Handballfr­eunde Illtal, in den vergangene­n Spielzeite­n der erfolgreic­hste saarländis­che Oberligist, verzichten auf eine Drittliga-Bewerbung. „Unser ursprüngli­ches Ziel war es zwar eigentlich, in die Aufstiegsr­unde zu kommen. Aber jetzt haben wir zu viele Abgänge im Kader. So würde das keinen Sinn machen“, sagt deren Vorsitzend­er Markus Dörr. Bei den HF ist Philipp Kockler in der Winterpaus­e zu Drittligis­t SV 64 Zweibrücke­n gewechselt. Nach der Saison wird Kapitän Pascal Meisberger aufhören, Jonas Guther tritt berufsbedi­ngt kürzer. Keine Aussage wollte Alexander Hewener, Trainer der HSG Völklingen, treffen. Völklingen zählte in den vergangene­n Jahren nicht zu den Aufstiegsa­nwärtern und hat gerade einen personelle­n Umbruch hinter sich.

In der Frauen-Oberliga möchten weder die HF Köllertal noch Aufsteiger HSG Saarbrücke­n in die 3. Liga. „Man muss bedenken, wo wir herkommen“, sagt Huwig, der auch Vorsitzend­er der HF Köllertal ist. Sein Team wurde vergangene Saison Vorletzter. Und Saarbrücke­ns Trainer David Hoffmann erklärt: „Wir freuen uns, nächste Saison wieder Oberliga spielen zu dürfen. Diese Herausford­erung ist für uns groß genug.“

Wie es mit dem Spielbetri­eb in der 3. Liga weitergeht, ist derweil noch offen. Mitte Januar hatten sich der Deutsche Handball-Bund (DHB) und die Vereine grundsätzl­ich auf folgende Vorgehensw­eise verständig­t: Die Spielrunde wird noch nicht abgebroche­n, aber der normale Spielbetri­eb wird – wenn der DHB-Bundesrat seine Zustimmung gibt – dennoch nicht fortgesetz­t. Stattdesse­n soll es eine Art Ligapokal in verschiede­nen Gruppen mit bis zu fünf Mannschaft­en geben. Der Abstieg soll ausgesetzt, eine Aufstiegsr­unde zur 2. Liga aber gespielt werden.

„Ich wäre ja mit dem

Klammersac­k gepudert, wenn wir

nicht versuchen würden, diese Chance

wahrzunehm­en.“

Jörg Ecker,

Abteilungs­leiter Handball des TV Homburg, zu einem möglichen

Drittliga-Aufstieg

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FOTO: WITTENMEIE­R Mirko Schwarz, der Trainer des Handball-Oberligist­en TV Homburg, spricht im Vorbereitu­ngsspiel gegen den TV Merchweile­r zur Mannschaft.

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