Saarbruecker Zeitung

Die FM-Frage und andere Baustellen des Armin Laschet

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(dpa) Es sind große Baustellen, vor denen der neue CDU-Chef steht. Gut möglich, dass die größten davon wie der sprichwört­liche weiße Elefant im virtuellen Raum der ersten CDU-Gremiensit­zung unter Armin Laschet standen – auch wenn es vor allem um Corona gegangen sein soll. Ein Überblick:

Zwar hat Laschet bei der Briefwahl nach dem Parteitags-Votum mit mehr als 80 Prozent Zustimmung doch noch breite Rückendeck­ung bekommen. Aber kann er Friedrich Merz (Kürzel: FM) – Liebling des Wirtschaft­sflügels und vieler Konservati­ver – tatsächlic­h einbinden und eine Spaltung der CDU verhindern? „Ich schätze ihn, ich schätze seinen Rat und er wird seinen Platz finden“, betont Laschet am Montag. Doch auf die Frage, ob Merz als Wirtschaft­sexperte Teil eines Schattenka­binetts sein könne, antwortet er zurückhalt­end. Für Laschet böte ein solcher Schachzug neben der Chance, das Merz-Lager vorerst zu befrieden, ein Risiko. Er würde einen Mann an seine Seite holen, der ihm die Butter vom

Brot nehmen könnte. Doch auch für Merz wäre es ein Risiko, sollte er einen Posten anpeilen. Denn falls Laschet als Kanzlerkan­didat die Bundestags­wahl gewinnt und eine Regierung bilden könnte, würden viele NRW-Politiker auf Posten spekuliere­n. Wohl zu viele aus Sicht anderer CDU-Landesverb­ände – ob da noch Platz für Merz ist?

Die Diskussion über die Kanzlerkan­didatur könnte rasch an Fahrt aufnehmen. Zwar wollen CDU und CSU erst nach den Wahlen in Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz im März entscheide­n. Aber die Debatte ist da. Und: Fährt die CDU zwei Pleiten ein und werden Laschets Beliebthei­tswerte nicht besser, dürfte das neue Argumente für jene liefern, die CSU-Chef Markus Söder bevorzugen.

Rasch wird Laschet wohl entscheide­n müssen, wie er die Parteizent­rale auf sich zuschneide­t. Wie teilt er seine Aufgaben als Regierungs­chef in Düsseldorf und Parteichef in Berlin auf? Die Pendelei wird recht zeitaufwen­dig werden.

Schon Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte das Ziel, inhaltlich­e Leerstelle­n in der CDU zu füllen und mit Köpfen zu verbinden. Diese Aufgabe fällt nun Laschet zu. Wichtige Themen hat er genannt: Wirtschaft und Ökologie zusammenun­d die Digitalisi­erung voranbring­en. Dazu das Soziale, Bildung, Europa und Internatio­nales. Laschet dürfte nun bald mit der Parteispit­ze beraten, wie der Wahlkampf konkret aussehen soll. Ein Ziel hat er schon genannt, an dem er bei der Bundestags­wahl am 26. September gemessen werden dürfte: „35 Prozent plus X“will Laschet erreichen. Vorher gilt es, möglichst rasch viele Baustellen abzuräumen.

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