Die Flucht als einzige Rettung
Die Geschichte zweier Jüdinnen, die 1937 mit ihren Eltern vor den Nazis f liehen mussten.
SAARBRÜCKEN (ry) Bereits mehr als 75 Jahre sind seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vergangen – und damit auch seit der systematischen Verfolgung, Vertreibung und Ermordung von Juden in Deutschland und Teilen Europas. Die Auswirkungen von damals sind noch heute stark spürbar. Mahnmale in ganz Deutschland erinnern an die schrecklichen Taten, die zu Zeiten des Dritten Reiches geschehen sind, und der Geschichtsunterricht gibt dieser Thematik besonders viel Raum. Dennoch wird der Antisemitismus hierzulande immer größer. Laut dem Bundeskriminalamt haben im Jahr 2019 Verbrechen, die antisemitisch motiviert waren, um 5,9 Prozent zugenommen. Bereits in diesem Jahr wurde in Offenbach ein Rabbiner auf offener Straße verbal und körperlich bedroht. Um dagegen vorzugehen, versuchen auch die Medien, immer weiter aufzuklären. Durch diverse Dokumentationen, aber auch durch Spielfilme wie „Das Unwort“(läuft heute um 23.15 Uhr bei ZDFneo) soll den Menschen die jüdische Kultur nähergebracht werden. Zusätzlich wird darauf hingewiesen, wie Juden hierzulande immer noch diskriminiert werden. Filmemacher Walter Wehmeyer wollte seinen Teil zu dem Thema beitragen. In seinem Dokumentarfilm „Shattered – Reise in eine stille Vergangenheit“ beschäftigt er sich mit einem ihm sehr persönlichen Thema. In der Produktion reist er nicht nur zurück in die Vergangenheit Deutschlands, sondern zeigt auch auf, wie sehr diese mit seinem eigenen Hintergrund verwoben ist.
Im Jahr 1937 übernahm der Vater von Wehmeyer das Bekleidungsgeschäft „Appelrath-Cüpper“von einem Bekannten. Curt, so hieß der Mann, musste damals nicht nur seinen Laden aufgeben, sondern auch mit seiner Familie nach Amerika
fliehen. So war es für sie mit ihrem jüdischen Hintergrund sicherer. Dieses Schicksal teilten sie mit Hunderttausenden Deutschen und Österreichern, die ihr Land verlassen mussten, um aufgrund ihres Glaubens nicht den extremen Verbrechen der Nationalsozialisten zum Opfer zu fallen. Doch wie ist es der Familie danach ergangen? Und haben sie eigentlich jemals eine Entschädigung erhalten? Diese Fragen haben Wehmeyer lange beschäftigt. Nach all der Zeit hat er Kontakt mit Britta und Marianne, den Töchtern von Curt, aufgenommen. Die beiden Frauen waren damals neun und zwölf, als sie Aachen verlassen mussten, die Stadt in der sie geboren und aufgewachsen sind. Beide leben immer noch in den USA. Gemeinsam mit ihnen macht sich der Filmemacher aus Aachen auf eine Zeitreise durch alte Briefe und Fotoalben.
Shattered – Reise in eine stille Vergangenheit, 23.00 Uhr, 3 SAT