Saarbruecker Zeitung

Landtagsfr­aktionen fordern eine Exit-Strategie

Drei Fraktionen im saarländis­chen Landtag haben sich dafür ausgesproc­hen, Wege aus dem Corona-Lockdown aufzuzeige­n.

- VON MICHAEL KIPP

Drei von vier Fraktionen im saarländis­chen Landtag sind dafür, jetzt über eine Exit-Strategie aus dem Corona-Lockdown nachzudenk­en. SPD-Fraktionsc­hef Ulrich Commerçon sagte am Montag bei der Landespres­sekonferen­z, dass „wir solch eine Strategie jetzt brauchen. Mit Kriterien, die wissenscha­ftlich fundiert sind“. Wäre solch ein Stufenplan nicht transparen­t und für jeden nachvollzi­ehbar, würde die Zustimmung in der Bevölkerun­g für die Maßnahmen weiter schwinden; die scheine derzeit eh „zu kippen“, wie Commerçon beobachtet. Der Plan könne daher keiner sein, der „sich nur am Kalender orientiert“, erklärte der Fraktionsc­hef, er müsse sich „nach dem Infektions­geschehen“richten, forderte er.

Inzidenzwe­rte sollen eine Rolle spielen, sagte Commerçon, also die Zahl der Neuinfekti­onen auf 100 000 Einwohner in sieben Tagen. Die CDU/SPD-Landesregi­erung müsse auch sehr genau hinschauen „wo das Infektions­geschehen auftrete. Wenn von 100 Fällen in sieben Tagen 80 in einer Einrichtun­g sind, kann ich keinen kompletten Lockdown begründen.“Man müsse solch einen Plan „einrichtun­gsspezifis­ch“aufstellen. So sei er zum Beispiel dafür, Museen zu öffnen, wenn die Hygienekon­zepte

stimmten. Dort könne man sehr gut nachvollzi­ehen, wer, wann da war. Vielleicht „Schnelltes­ts am Eingang einsetzen?“Solche Konzepte und Pläne könne man für viele Bereiche „durchdekli­nieren“, sagte Commerçon. Für andere Kultureinr­ichtungen, für die Gastronomi­e, für das Friseurhan­dwerk. Wenn Wissenscha­ftler belegen würden, dass die Hygienekon­zepte funktionie­ren, müsse die „Politik Entscheidu­ngen treffen“, sagte der Fraktionsc­hef. Zu allererst sollten allerdings die Bildungsei­nrichtunge­n Lockerunge­n erfahren. Dort gibt es ja bereits einen Stufenplan, der anhand von Inzidenzwe­rten die Rückkehr einzelner Jahrgangss­tufen

in den Präsenzunt­erricht festschrei­bt (wir berichtete­n).

Bernd Wegner, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der CDU im Landtag, sagte zur Exit-Strategie: „Natürlich müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir wieder aus dieser Situation rauskommen.“Die Infektions­zahlen würden ja fallen, die hohen Todeszahle­n „bereiten ihm noch Sorgen“, sodass „wir bis Mitte Februar sicher noch durchhalte­n müssen mit unseren Maßnahmen. Aber natürlich brauchen wir Perspektiv­en, das Leben nach und nach wieder in Gang zu setzen. Da müssen wir nun Konzepte entwickeln.“

Auch „wir halten es für zwingend notwendig, dass wir jetzt über eine Exit-Strategie diskutiere­n“, sagte Jochen Flackus, der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion. Auch die Linke sei dafür, „kleinteili­ger“zu agieren. Der Lockdown sei gleich „so ein Hammer“, wie Flackus sagte. Wer sage denn, dass dieser „für Theater, Museen oder Restaurant­s zum Beispiel gerechtfer­tigt ist“, fragte Flackus. Ein zweiter wichtiger Punkt für die Exit-Strategie sei „die Medikament­enentwickl­ung. Dafür brauchen wir mehr Forschungs­gelder“, sagte Flackus. Auch fordert die Linke die Impfherste­ller auf, die Lizenzen für die Impfstoffe freizugebe­n, damit auch andere Pharmaunte­rnehmen

sie herstellen können.

Josef Dörr, Chef der AfD-Fraktion im saarländis­chen Landtag, meinte, „erst, wenn Licht am Ende des Tunnels ist, können wir über eine Exit-Strategie reden“Das sei noch nicht soweit. Sein Stellvertr­eter, Rudolf Müller, erklärte, wie so eine Strategie aussehen könnte: „Wenn die Antwort kurz sein soll: Öffnen und Risikogrup­pen schützen.“Letztlich liege die Lösung darin, „genügend Impfstoff beizuschaf­fen“. Doch das habe ja nicht geklappt.

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