Jeder achte Euro für die Online-Händler
Mehr als 83 Millionen Euro wurden 2020 im Internet umgesetzt. Auch immer mehr ältere Verbraucher erledigen ihre Einkäufe im Netz. Online-Handel legt 2020 zu
(dpa) 2020 war für den Online-Handel in Deutschland ein ganz besonderes Jahr – nicht nur weil die Umsätze dank der Corona-Krise massiv stiegen. Die Silver Surfer machten sich breit im Internet. So werden Nutzer ab einem Lebensalter von etwa 50 Jahren genannt. Und das Online-Geschäft wurde für viele Verbraucher alltäglicher. „Wir sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, sagte der Präsident des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh), Gero Furchheim, am Dienstag.
„Was früher der Konsumtempel Kaufhaus war, das ist jetzt das Internet“,
betonte Furchheim. Die Corona-Pandemie habe die Entwicklung hin zum E-Commerce so sehr beschleunigt, dass sie mittlerweile „unumkehrbar“sei, sagte er und stützte sich auf eine Verbraucherstudie des Verbandes, für die im vergangenen Jahr 40 000 Personen befragt wurden.
Insgesamt stiegen die Umsätze der E-Commerce-Händler mit Waren im Corona-Jahr 2020 um 14,6 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro, wie der bevh berichtete. Mehr als jeder achte Euro, den die Haushalte in Deutschland für Waren ausgaben, sei damit in den Kassen der Online-Händler gelandet, betonte Furchheim. Lässt man den noch immer ganz überwiegend vom stationären Handel geprägten Lebensmittelbereich außen vor, so haben sich die Online-Händler mittlerweile sogar fast ein Fünftel des Marktes gesichert.
Doch es ist nicht nur das steigende Umsatzvolumen, das die Online-Händler so selbstbewusst macht, sondern auch die Veränderung in ihrem Kundenstamm und
Gero Furchheim
Umsatz in Deutschland nach Bereichen, in der Einkaufsfrequenz in der Pandemie. Waren die Kunden im Online-Handel lange Zeit überdurchschnittlich jung, so haben in der Corona-Krise auch die Älteren das Online-Shopping für sich entdeckt. Mittlerweile stammen laut bevh mehr als 55 Prozent der Online-Umsätze von den über 50-Jährigen. Noch vor einem Jahr waren es lediglich rund 40 Prozent.
Und der Online-Einkauf wird immer alltäglicher. Die Bestellfrequenz steigt. Rund 40 Prozent der Verbraucher kaufen der bevh-Verbraucherstudie zufolge inzwischen wöchentlich im Internet ein. Besonders dynamisch entwickelte sich die Nachfrage 2020 bei Waren des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln oder Drogeriewaren, aber auch bei Medikamenten.
Besonders erfolgreich bei den Kunden waren dabei Online-Marktplätze
wie Ebay und Co. Sie steigerten ihre Umsätze noch stärker als der Onlinehandel insgesamt – um über 20 Prozent – und sicherten sich damit 2020 fast die Hälfte des gesamten Online-Geschäfts. Neben dem unangefochtenen Platzhirschen Amazon springen deshalb immer mehr andere Händler von der Parfümeriekette Douglas bis zur Supermarktkette Real auf den Zug auf und öffnen ihre Online-Shops auch für Drittanbieter.
Der bevh konnte am Dienstag nicht einmal angeben, wie viele Online-Marktplätze es aktuell in Deutschland gibt. Die Entwicklung sei zu dynamisch. „Das Geschäftsmodell der Plattform ist extrem überzeugend. Es wird langfristig weiter wachsen“, glaubt Furchheim.
Keinen besonderen Corona-Bonus gab es dagegen im Pandemie-Jahr 2020 für die Online-Shops der vom Lockdown hart getroffenen stationären Händler. Im Gegenteil: Ihr Wachstum fiel mit 4,9 Prozent vergleichsweise mager aus.
In diesem Jahr könnten die Umsätze im Online-Handel mit Waren und Dienstleistungen erstmals die Grenze von 100 Milliarden Euro überspringen, prognostiziert der Verband.
„Was früher der Konsumtempel Kaufhaus war, das ist
jetzt das Internet.“
Präsident des bevh