Zweite Chance für das Leben
„Ruhe! Hier stirbt Lothar“zeigt auf humorvolle Weise die Verwandlung eines Misanthropen.
SAARBRÜCKEN (ry) Im Jahr 2007 waren Jack Nicholson und Morgan Freeman in der Tragikomödie „Das Beste kommt zum Schluss“zu sehen, in der sie zwei todkranke Männer spielen, die nicht mehr lange zu leben haben. Doch statt sich ihrem Schicksal zu ergeben, machen sie eine Liste mit Dingen, die sie noch erledigen wollen, bevor sie sterben. Auch die deutsche Produktion „Der geilste Tag“mit Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer arbeitet mit dieser Ausgangssituation, sie begeben sich auf eine Reise, um vor ihrem Tod noch den titelgebenden „geilsten Tag“zu erleben. Ganz anders gestrickt ist Lothar Kellermann (Jens Harzer) in der Tragikomödie „Ruhe! Hier stirbt Lothar“von Hermine Huntgeburth. Der Mann, der es sich mit allen verscherzt hat außer seinem Hund, erhält eines Tages ebenfalls die Diagnose einer tödlichen Krankheit: Lymphdrüsenkrebs. Doch statt die ihm verbleibende Zeit mit Dingen zu verbringen, die er noch unbedingt erleben will, wartet er lieber einfach auf den Tod. Er verkauft sein Haus und seine Firma, bringt den Hund ins Tierheim und schenkt diesem auch noch sein Vermögen. Doch Lothar stirbt nicht – Fehldiagnose. Und so muss er völlig mittellos ins Leben zurückkehren, das ihn weder will noch braucht. Plötzlich ist er auf andere Menschen angewiesen – auf seine Tochter, ihren Freund und Rosa (Corinna Harfouch), die er im Hospiz kennenlernt und die todkrank ist. Das verändert ihn – ob er will oder nicht.
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, auf die die Produzentin Kirsten Hager in einem Wochenmagazin gestoßen ist. Daraufhin habe sie sofort die Autorin Ruth Toma angerufen, so Hager, „die dieses Schicksal ebenfalls außergewöhnlich fand und versprach, sich zu melden, wenn sie eine Drehbuchidee dazu hat.“Vier Wochen später rief Toma zurück. Das Drehbuch wurde dann Hermine Huntgeburth vorgelegt, die sich von diesem sofort begeistert zeigte. „Ich finde diese Geschichte ist wie ein Kleinod. Wie mit den Figuren umgegangen wird und wie deren Schicksale so mutig erzählt werden – mit all den Verkürzungen, die unheimlich emotional, stark und auch zärtlich beschrieben sind. Diese Mischung aus Melancholie und wirklichem Witz hat mich gereizt. Für mich ist dieser Film zu einem Großteil eine Komödie im allerbesten Sinne. Eine Komödie hat ja auch immer einen tragischen Hintergrund, und das Thema Sterben wird in unserem Film durchaus ernst genommen. Es war genau diese Herausforderung, die mich gereizt hat, diesen Film mit einer großen Lakonie zu erzählen.“
Ruhe! Hier stirbt Lothar, 20.15 Uhr, ARD