Alter ist größter Corona-Risikofaktor
(red) Viele Fragen gab es bei unserer SZ-Telefonaktion zur Corona-Schutzimpfung. Hier die häufigsten Fragen und die Antworten der Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die aus Sorge vor Anfeindungen in den sozialen Netzwerken anonym bleiben wollten.
Ich bin mit 84 Jahren bestimmt bald mit der Impfung dran. Schützt die Impfung vollständig vor dem Virus?
EXPERTE Nach derzeitigem Kenntnisstand sind bis zu 95 von 100 geimpften Personen vor einer Erkrankung geschützt. Wie lange dieser Schutz anhält, ist noch nicht bekannt.
Muss ich mich impfen lassen, weil ich an Herzschwäche leide?
EXPERTE Nein, niemand ist zu der Impfung verpflichtet. Zur Impfung wird geraten, da es sich beim Coronavirus um ein neuartiges, ansteckendes Virus handelt, das die teils lebensgefährlich verlaufende Krankheit Covid-19 verursacht. Das Risiko für einen ernsten Krankheitsverlauf steigt mit zunehmendem Alter und bei bestimmten Vorerkrankungen, wie zum Beispiel Herz-Insuffizienz.
Konnte man die Impfstoffe in der Kürze an genug Menschen testen? Welche Nebenwirkungen gab es?
EXPERTE In die Impfstoffstudien werden mehrere zehntausend Personen einbezogen. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind bisher nicht gehäuft aufgetreten. Im Gegenteil: Klinische Studien vor der Zulassung haben eine gute Verträglichkeit des Impfstoffes gezeigt. Es kann allerdings, wie nach jeder Impfung, zu Impfreaktionen kommen. Impfreaktionen sind eigentlich ein gutes Zeichen: Ihr Körper nimmt den Impfstoff auf und entwickelt Antikörper. Impfreaktionen können beispielsweise sein: stärkere Kopfschmerzen, Glieder- und Gelenkschmerzen, lokale Einstichschmerzen am Arm, Müdigkeit oder Übelkeit.
Welche Überprüfungen wurden bei der sehr schnellen Zulassung der neuen Impfstoffe übersprungen?
EXPERTE Keine. Die Beteiligten beschleunigten die Testverfahren nicht, indem sie Überprüfungen ausließen. Stattdessen führten sie die Studien, die in der Regel nacheinander stattfinden, teilweise parallel durch und bereiteten die Zulassungsverfahren mit erhöhtem Personaleinsatz frühzeitig vor. Oft konnten noch vor Beginn des Zulassungsverfahrens erste Daten der Impfstoff-Entwickler gesichtet und bewertet werden. Die Unternehmen wiederum hatten bereits mit der Produktion begonnen, obwohl die Möglichkeit bestand, dass der entsprechende Impfstoff in der Erprobung scheitern und nach der unabhängigen Prüfung der Behörden nicht zugelassen werden könnte.
Was weiß man über eventuelle Spätfolgen der Impfung?
EXPERTE Eine Langzeitstudie liegt noch nicht vor. Daher gibt es kaum Erkenntnisse über mögliche Spätfolgen. Doch Experten können Rückschlüsse aus vergangenen Forschungsprojekten mit vergleichbaren Inhaltsstoffen ziehen. Demzufolge deuten bislang keine Untersuchungen auf schwere Nebenwirkungen oder Langzeitfolgen hin.
Falls ich schon Covid-19 hatte, ohne es zu bemerken – wäre dann die
Impfung für mich gefährlich?
EXPERTE Nein, die Impfung wäre für Sie nicht schädlich. Personen, bei denen in der Vergangenheit eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen wurde, müssen zunächst jedoch nicht geimpft werden.
Macht es bei der Impfung einen Unterschied, ob man gesetzlich oder privat krankenversichert ist?
EXPERTE Nein, unabhängig vom Versicherungsstatus ist die Impfung kostenlos.
Was wiegt bei der Risikoabschätzung für einen schweren Verlauf von Coviod-19 schwerer – Vorerkrankung oder das Alter?
EXPERTE Vorerkrankungen sind im Allgemeinen weniger bedeutsam als das Alter. Das Alter eines Menschen ist der wichtigste Risikofaktor für einen schweren oder sogar tödlichen Erkrankungsverlauf. Folgende Vorerkrankungen erhöhen das Risiko: Trisomie 21, chronische Nierenerkrankungen, Demenz, Herz-Insuffizienz und Diabetes. Auch Organtransplantationen und ausgeprägtes Übergewicht können einen schweren Verlauf verursachen.
Wann bin ich nach der Impfung immun, und kann ich dann wieder ohne Maske herumlaufen?
EXPERTE Immunität ist je nach Impfstoff ein bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung hergestellt. Auch wenn Sie immun sind, können Sie das Virus möglicherweise noch übertragen. Insofern werden wir alle noch eine ganze Weile Mundschutz tragen und die AHA-Regeln einhalten müssen.