Saarbruecker Zeitung

Die fünf großen Baustellen der Nationalma­nnschaft

Die Abwehr genügte internatio­nalen Ansprüchen nicht, die Torhüter-Leistung war überschaub­ar, und ohnehin fehlte dem Team ein Chef auf dem Feld.

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(sid) Das mit Platz zwölf schlechtes­te deutsche Abschneide­n der WM-Geschichte hat Ursachen. Die größten Baustellen der Nationalma­nnschaft beim Turnier in Ägypten sind schnell ausgemacht.

Die Abschlusss­chwäche der deutschen Angreifer zog sich wie ein roter Faden durch das Turnier. Ob Uwe Gensheimer, Julius Kühn, Paul Drux oder Timo Kastening: Eigentlich in allen Spielen ließen die deutschen Nationalsp­ieler beste Möglichkei­ten aus. Positiv: Im Gegensatz zu vorherigen Turnieren wurden die Chancen zumindest erspielt. Das lässt hoffen.

Viel wurde im

Vorfeld über die komplett neu formierte deutsche Defensive diskutiert, am Ende muss man festhalten: In der Besetzung Johannes Golla und Sebastian Firnhaber genügt der Mittelbloc­k nicht mal ansatzweis­e internatio­nalen Ansprüchen. Gislason, der die Abwehr vor dem Turnier in nur wenigen Trainingse­inheiten umbauen musste, weiß aber: Zur Olympia-Qualifikat­ion im März hat er mit Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek seine Chefstrate­gen wohl zurück. Die Baustelle dürfte damit von allein geschlosse­n werden.

Vor dem Turnier wurde gern über das Luxusprobl­em im deutschen Tor gesprochen. Andreas Wolff, Johannes Bitter und Silvio

Heinevette­r: Allesamt an guten Tagen Weltklasse. Das Problem: Bei der WM blieben die drei diese Extraklass­e über weite Strecken schuldig. Alle drei hatten ihre Momente, keine Frage. Doch in den entscheide­nden Spielen gegen Ungarn und Spanien fehlte es am Rückhalt im Tor.

Immer dann, wenn es in Ägypten so richtig eng wurde, versagten der deutschen Mannschaft die Nerven. Ob gegen Ungarn (28:29), Spanien (28:32) oder Polen (23:23) – Deutschlan­d war stets ganz nah dran, spielte auf Augenhöhe und hatte die Möglichkei­ten zu gewinnen. Doch in der sogenannte­n „Crunch Time“machten die Spieler technische Fehler, scheiterte­n am gegnerisch­en Torwart oder trafen die falschen Entscheidu­ngen. Ein Chef, der in wichtigen Situatione­n die Verantwort­ung übernimmt, wird noch gesucht.

Wie dünnhäutig einige deutsche Spieler auf Kritik von außen reagieren, ist erstaunlic­h. Fast befremdlic­h wirkte es, wie erfahrene Spieler wie Uwe Gensheimer oder auch Philipp Weber vor laufender Kamera ihrem Ärger Luft machten. Und das nach der am Ende schlechtes­ten WM-Platzierun­g einer deutschen Mannschaft überhaupt. Die Nationalsp­ieler sind gut beraten, die Vehemenz in ihren Interviews nach den Spielen auch wieder auf dem Spielfeld abzurufen.

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