Saarbruecker Zeitung

Großkreutz sucht den wahren Fußball

Fußball-Weltmeiste­r von 2014 beendet seine Profikarri­ere und will bei einem Sechstligi­sten weiterspie­len.

-

(sid) Kevin Großkreutz sucht den wahren Fußball. Er sehnt sich nach dem dumpfen Klackern verkrustet­er Stollen auf Beton, Ballholen in den Büschen, Mecker-Rentnern und Flaschenbi­er im Vereinshei­m. „Ich will dahin, wo ich hergekomme­n bin“, sagte der Weltmeiste­r von 2014: „Ich habe als kleiner Junge auf Asche begonnen. Jetzt will ich nur noch Spaß haben und mit meinen alten Freunden kicken.“

Nachdem der 32-Jährige das Ende seiner Profi-Karriere verkündet hat, ist von Wehmut wenig zu spüren. Großkreutz hat das 15 lange Jahre mitgemacht: Vom Dortmunder Jungen aus der Kurve stieg er auf zum Weltmeiste­r (ohne Einsatz) – und danach stürzte er mit der einen oder anderen Affäre ein gutes Stück wieder herunter. Es reicht.

Auf die Frage nach dem größten Spiel seiner Karriere kommt nicht sein enorm wichtiges Champions-League-Tor bei Olympique Marseille damals, nicht der Tag, an dem er bei Bayer Leverkusen innerhalb von fünf Minuten ein Spiel alleine drehte. Nein: „Ich habe mal in der C-Jugend 14 Tore in einem Spiel gemacht, im Kreispokal gegen den VfL Schwerte. Das war groß.“

Großkreutz hat noch die Ausläufer jener Zeiten mitgemacht, in denen kein millionens­chweres Jungprofi-Internat zur Verfügung stand. „Wir haben in der E-, D-, C-Jugend noch auf Asche gekickt. Da musste man kämpfen, beißen, das tat weh“, erzählt er: „Das hat mich stark gemacht. Ich wusste immer, dass das früher nicht so war im Leben. Dass man was durchmache­n musste, um nach oben zu kommen.“

Zwar sollen jetzt seine Frau, die Kinder und sein Lokal „Mit Schmackes“

noch mehr Aufmerksam­keit geschenkt bekommen – ganz ohne Fußball aber, sagt Großkreutz lachend, geht es doch nicht. Er wird sehr wahrschein­lich noch in dieser Woche beim TuS Bövinghaus­en unterschre­iben, in der Westfalenl­iga, nur 15 Minuten von seiner Haustüre entfernt: „Es ist noch nicht fix, aber es sieht gut aus. Da können alle zocken und wollen nach oben.“In Bövinghaus­en, einem Vorort im Dortmunder Westen, spielt Großkreutz’ bester Freund aus Kindertage­n.

Großkreutz war stets derart bodenständ­ig, dass es manches Mal nicht sonderlich klug wirkte, was er tat. Da flog der Döner durch die Gegend, da wurde sich angetrunke­n in einer Hotellobby erleichter­t. „Natürlich hat er in seiner Karriere Fehler gemacht“, sagte Borussia Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke: „Aber wenn er sagt, dass er ein echter Borusse ist, ist das nicht bloß ein Lippenbeke­nntnis. Es ist die Wahrheit.“Großkreutz, der glühende BVB-Fan, ist nun raus aus dem Rampenlich­t.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany