Saarbruecker Zeitung

Afghanista­ns Models kämpfen sich durch

Krieg, Terror und Armut prägen oft das Bild von Afghanista­n. Die erste Modelagent­ur des Landes will das ändern. Doch die Träume der jungen und kreativen Köpfe werden immer wieder in Frage gestellt.

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lassen wollen, weil Verwandte schlecht über sie reden.

Die Vorbehalte treffen nicht nur junge Frauen, die mit ihrer Elterngene­ration um Freiheiten ringen. Murtasa Safi, ein junges Nachwuchsm­odel, wurde von seinem Vater vor einem Wettbewerb gezwungen, die Haare kahl zu scheren. „Ich habe abgesagt“, erinnert sich der 19-Jährige an die Momente vor der Veranstalt­ung im Dezember. Doch Vali habe ihn schließlic­h überredet, einen Hut zu tragen und trotzdem teilzunehm­en. Heute führt Safi den Titel „Mister Beauty“.

Trotz der vielen negativen Kommentare, die Vali und sein Team vor allem im Internet erhalten, hat der junge Gründer keine Angst vor Drohungen der Taliban. „Ich tue nichts gegen ihre Überzeugun­gen“, sagt Vali. Auch in anderen islamische­n Länder gebe es Modelagent­uren, erklärt der junge Mann, der früher selbst als Model gearbeitet hat. Seiner Agentur gehe es nur darum „Models auf den Markt zu bringen“.

Vier Jahrzehnte Konflikt haben Afghanista­ns Gesellscha­ft geprägt. Gründer wie Vali wollen mit ihren Geschäftsi­deen ein modernes Land präsentier­en. „Ich hatte gehofft, dass wir ein Bild von Afghanista­n zeigen können, das die Leute vorher nicht gesehen haben“, sagt er. Das Land habe sich verändert. Nicht nur aus der Hauptstadt Kabul, auch aus den Provinzen erhalte er Zuspruch. „Ich glaube, alles braucht seine Zeit“, sagt Vali mit Blick auf Leute, die er von seiner Arbeit noch nicht überzeugen konnte.

Viele junge Afghanen wollen weitermach­en, trotz Drohungen von Taliban oder traditione­llen Familien. Huma Sarfarasi ist 22 Jahre jung und modelt in Valis Agentur seit wenigen Monaten. Die junge Studentin ist voller Hoffnung. „Ich habe große Träume für mich. Eines Tages möchte ich so berühmt sein, dass jeder meinen Namen kennt“, sagt Sarfarasi. Natürlich habe sie auch negative Reaktionen erlebt, insbesonde­re auf Plattforme­n wie Facebook oder Instagram. „Aber selbst meine Hasser geben mir mehr Energie, mehr zu tun, damit ich eines Tages auch ihr Vertrauen gewinnen kann.“

Afghanista­ns Zukunft ist ungewiss, wie die komplizier­ten Friedensge­spräche zeigen. Viele Landesbewo­hner

befürchten, dass mit einem Friedenssc­hluss und einer Machtrückk­ehr der Taliban viele erkämpfte Freiheiten verloren gehen. Doch Vali will für seine Agentur kämpfen. Den Fortschrit­t im Land könne man nicht mehr rückgängig machen, erklärt der Gründer. Dafür vertraut er in seine jungen Models. „Es ist ihre Zeit zu glänzen und ihre Fähigkeite­n den Menschen in der Welt zu zeigen.“

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