Saarbruecker Zeitung

Ein Traum zerschellt am Fischkutte­r

Der Weltumsegl­er rammt bei der Regatta Vendée Globe auf den letzten Meilen ein Fischerboo­t und verpasst das erhoffte Podium, wird aber starker Vierter.

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eher über das Wasser. Möglich machen das kleine Tragfläche­n (Foils), die wie bei Flugzeugen an der Seite des Schiffes angebracht sind und bei günstigem Wind und schneller Fahrt die rund acht Tonnen schweren und

Auch Boris Herrmann hatte kurz vor dem Ziel an der französisc­hen Küste nicht auf dem ersten Platz gelegen, galt aber wegen einer Zeitgutsch­rift von sechs Stunden als Anwärter auf den Sieg. Immerhin schaffte er es wegen der Gutschrift trotz seines Unfalls in der Endwertung noch auf einen starken vierten Platz, nachdem er als fünfter die Ziellinie überfahren hatte. Herrmann und Bestaven hatten die Gutschrift­en von der Wettfahrtl­eitung wegen ihrer Beteiligun­g an der Rettungsmi­ssion für den schiffbrüc­higen Kevin Escoffier in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember erhalten. Dessen Schiff war in einem schweren Sturm untergegan­gen und er musste sich in einer Rettungsin­sel in Sicherheit bringen.

Dieses Schicksal blieb Boris Herrmann erspart. Nach der Kollision mit dem Fischkutte­r, die den Deutschen im Schlaf überrascht hatte, führte er einige notdürftig­e Reparature­n durch und segelte die letzten Meilen mit stark reduzierte­r Geschwindi­gkeit weiter in Richtung Zielhafen. „Ich habe an einer riesigen Wand hochgescha­ut“, schilderte Herrmann die bangen Momente später über Funk. Unter anderem verfing sich ein Vorsegel in den Kränen des Trawlers, eines seiner Foils (Tragflügel) war gebrochen. Dazu hörte er seinen Ausleger mehrfach in die Bordwand des anderen Bootes hämmern. „Es waren echte Schockmome­nte“, erzählte er.

Zu seinem Glück schob sich die Rennyacht aber am anderen Boot vorbei. Ein Angstmomen­t war es allerdings, als Boris Herrmann erkannte, dass auf der rechten Seite seines Schiffes die Want abgerissen war. Das ist die Leine, die den Mast seitlich sichert, damit er bei Belastung nicht einfach umfällt. Trotz des Schrecks habe er kühles Blut bewahrt. „Ich habe mich erstmal angezogen und tief durchgeatm­et. Zum Gück war ich ganz bei mir und relativ ruhig“, erzählt Boris Herrmann.

Eine Frage stellte der Segler allerdings immer wieder. Achtzig Tage und rund 50 000 Kilometer lang hatten seine Alarmsyste­me immer gut gearbeitet. Alle Segler der Vendée Globe haben so genannte AIS-Systeme an Bord, die sämtliche Daten aller Schiffe auf See registrier­en, die sich in der Nähe befinden und mögliche Kollisions­gefahren berechnen. Dazu sind die Rennyachte­n zusätzlich mit Kameras ausgerüste­t und einem Gerät, das die Segler vor Treibgut wie verlorenen Containern warnt. Einige Boote haben am Kiel sogar einen Piepser installier­t, der schlafende Wale aufwecken soll. „Kein Alarm ist losgegange­n, wie konnte das Radar dieses Schiff nicht erkennen?“, fragt sich Herrmann.

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