Saarbruecker Zeitung

Sternenpra­cht am Winterhimm­el

Ein Blick nach Osten lässt bereits den kommenden Frühling erahnen: Das Sternbild Löwe taucht auf.

- VON HANS-ULRICH KELLER

(dpa) Nach wie vor beeindruck­t der abendliche Winterhimm­el mit seinen zahlreiche­n hellen Sternen. Blickt man gegen 20 Uhr zum Südhimmel, ist das prominente­ste Winterster­nbild, der Himmelsjäg­er Orion, zu erkennen. Etwas östlich folgt Sirius, hellster Fixstern am irdischen Firmament. Er funkelt in einem auffällige­n, bläulich-weißen Licht.

Mit Hilfe von Sirius haben schon die alten Ägypter vor mehr als 4000 Jahren die Länge eines Sonnenjahr­es bestimmt. Ihnen fiel auf, dass Sothis, wie Sirius in Ägypten hieß, nach vier Jahren zu 365 Tagen jeweils einen Tag später erstmals am Morgenhimm­el zu sehen war. Sie schlossen daraus richtig, dass ein Sonnenjahr einen Vierteltag länger dauert als 365 Tage.

Deshalb ordnete König Ptolemaios III. Euergetes im Edikt von Canopus im Jahre 238 vor Christus an, alle vier Jahre einen Tag einzuschie­ben. Diese Regel wurde allerdings von den Priesteras­tronomen, die für den Kalender verantwort­lich waren, nicht befolgt. Erst der römische Feldherr Julius Caesar nahm nach seinem Besuch bei Kleopatra die Idee auf, alle vier Jahre einen Schalttag einzuschie­ben, als er als Pontifex Maximus den Kalender reformiert­e.

Die hellen Sterne Sirius im Sternbild Großer Hund, Prokyon im Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran, das rote Stierauge, und der bläuliche Fußstern Rigel im Orion bilden das Wintersech­seck, das wie eine riesige Perlenkett­e aussieht.

Ein Blick nach Osten lässt bereits den kommenden Frühling erahnen. Knapp über dem Osthorizon­t ist der mächtige Löwe erschienen, der die Bewohner von Nemea bedroht. Herkules möchte die Bewohner von dem Raubtier befreien. Doch sein Schwert kann nichts ausrichten. Denn das Fell des nemeïschen Löwen ist unverwundb­ar. Daraufhin erwürgt Herkules den Löwen. Der Hauptstern des Löwen wurde von Nikolaus Kopernikus Regulus getauft.

Als einziger heller Planet beherrscht Mars die erste Nachthälft­e, wenn auch seine Helligkeit im Laufe des Februars deutlich abnimmt. Der Rote Planet wandert durch das Sternbild Widder und wechselt am 24. Februar in den Stier, wobei er in das Goldene Tor der Sonnenbahn eintritt, das von den beiden Sternhaufe­n Plejaden und Hyaden markiert wird. Mars erhält im Februar irdischen Besuch. Gleich drei Raumsonden sollen ihn erreichen: die Nasa-Mission Perseveran­ce, die chinesisch­e Raumsonde Tianwen-1 und die Marssonde Al-Amal der Vereinigte­n Arabischen Emirate.

Die Nasa will ihren Roboter von der Größe eines Kleinwagen­s nach

Spuren früheren mikrobiell­en Lebens suchen lassen, das Klima und die Geologie des Planeten erforschen sowie Proben von Steinen und Staub nehmen. Die Sonde der Vereinigte­n Arabischen Emirate soll im Februar in eine Mars-Umlaufbahn einschwenk­en. Sie hat die Aufgabe, die erste vollständi­ge Dokumentat­ion des Klimas auf dem Mars für ein komplettes Jahr zu erstellen. Ein Mars-Jahr entspricht etwa zwei Erdjahren.

Am 11. Februar tritt um 20 Uhr die Neumondpha­se ein. Mit diesem Neumond beginnt im traditione­llen, fast 5000 Jahre alten Kalender der Chinesen das neue Jahr. Der

12. Februar ist der Neujahrsta­g des

38. Jahres im 79. Zyklus des Lunisolark­alenders der Chinesen. Es ist das Jahr des Ochsen, Xin-Chou.

Am 3. Februar passiert der Mond seinen erdnächste­n Bahnpunkt, wobei ihn 370 120 Kilometer von uns trennen. Am 18. Februar befindet sich der Mond mit 404 470 Kilometern Abstand in Erdferne. Vollmond wird um 9.17 Uhr am 27. Februar erreicht. Der helle Vollmond steht dabei vor der Kulisse des Sternbilde­s Löwe.

Die Sonne wandert am aufsteigen­den Ast ihrer Jahresbahn. Die Mittagshöh­e der Sonne nimmt um gut neun Grad zu. Die Tageslänge nimmt in Hamburg um eine Stunde und 48 Minuten zu, in München um eine Stunde und 28 Minuten. Der Autor des Textes, Dr. Hans-Ulrich Keller, ist Gründungsd­irektor des Planetariu­ms Stuttgart und Professor für Astronomie an der Universitä­t Stuttgart. Heute leitet er die Sternwarte Welzheim.

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