Saarbruecker Zeitung

Was Menschen übers Sterben wissen wollen

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(cle) Ganz unterschie­dliche Motive führen Menschen in die Kurse oder zu Vorträgen über „Letzte Hilfe“, wie Referent Peter Raber beobachtet. Und die Kursteilne­hmer setzen ihre eigenen Schwerpunk­te beim Thema Sterben.

„Es kommen Menschen, die sich vorbereite­n wollen, andere zu begleiten. Es kommen Menschen, die selbst eine Diagnose bekommen haben. Und welche, die kommen, weil sie andere darauf vorbereite­n wollen, was da geschieht oder wie sie gerne hätten, dass man mit ihnen umgeht“, sagt Raber. Dann sieht er auch Menschen, die eher eine Bestätigun­g suchten, dass das, was sie bisher gemacht hätten, auch passe. Und Menschen, die in der Begleitung­ssituation drinsteckt­en und nicht verstünden, was da passiere. Beispiel „Todesrasse­ln“. Das passiere, weil Stimmbände­r erschlafft­en, habe nicht mit Ersticken zu tun, erklärt Raber. „Menschen verschleim­en manchmal in der letzten Lebensphas­e, weil die Muskulatur nicht mehr so stark ist, den Schleim abzuhusten.“Absaugen verursache da mehr Beschwerde­n als ohne: „Das muss man technisch verstehen. Das kann manchmal helfen, durchzuhal­ten und Dinge auch zu belassen.“

Es melden sich aber auch Menschen an, die im Nachhinein verstehen wollen: Was war denn da los? „Ich hab meine Mutter so lange gepflegt. Und dann war ich einmal, draußen und da ist sie gestorben“, nennt Raber ein Beispiel. „Dann lässt sich erklären, dass manche Menschen das eben mit sich abmachen müssen, die andere eben vor diesem Moment bewahren wollen.“Verschiede­ne Blickwinke­l verstehen, um seinen Frieden zu machen. Letztlich, so Raber, sei so ein Kurs auch Plattform für den Austausch mit Menschen in einer ähnlichen Situation.

Kurse entwickeln ihre eigene Dynamik je nach Teilnehmer­n, sagt Raber. „Wir sind in unseren Seminaren zu zweit. Der eine Referent macht Inhalt, also Vortrag, der andere Prozess, also beobachten und achten auf die Teilnehmer und ihre Reaktionen.“Manchmal bricht die Stimme, eine Träne fließt. „Wir holen die Menschen da ab. Es entsteht ein Dialog, den wir dann aber nach ein paar Minuten wieder lenken müssen. Damit wir dann am Ende zumindest bei allen vier Programmpu­nkten waren.“Auch thematisch­e Schwerpunk­te hängen von den Teilnehmer­n ab. „Vorsorgen und entscheide­n ist meist sehr wichtig“, sagt Raber. Richtig versorgen ebenfalls und „ganz viel diese allerletzt­e Situation“am Sterbebett: „Das hat schon was Spirituell­es, wenn Menschen darüber sprechen, wie es ihnen geht, wenn sie mit Menschen zu tun haben, die in ihrer letzten Lebensphas­e sind, mit Abschied, mit Lebensende.“

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