Saarbruecker Zeitung

Stadt Saarbrücke­n stoppt Wald-Rodung in Gersweiler

SZ-Umfrage im Regionalve­rband offenbart Unverständ­nis für besonders harte Lockdown-Auflagen im Saarland – im Vergleich zu den Regeln in anderen Bundesländ­ern.

- VON JULIA BASTIAN UND FRANK BREDEL

REGIONALVE­RBAND Die saarländis­chen Fahrlehrer sind hart von der Corona-Pandemie und dem damit einhergehe­nden Lockdown getroffen. Während in anderen Bundesländ­ern, unter anderem in Hessen, Fahrschule­n weiterhin sowohl Theorieals auch Praxisunte­rricht anbieten dürfen, gibt es im Saarland andere Regelungen: Theorie geht nur online, praktische Fahrstunde­n sind nur mit Bildungsgu­tschein der Agentur für Arbeit möglich. Wir haben uns bei den Fahrlehrer­n im Regionalve­rband umgehört und stießen auf sehr schlechte Stimmung.

Wie Detlef Mühlast, der erste Vorsitzend­e des Landesverb­andes der Fahrlehrer Saar, mitteilt, ist die Lage sehr angespannt. „Schon während des ersten Lockdowns durften wir keinen Unterricht geben. Dann durften wir eine ganze Zeit lang wieder fahren, das hat ein bisschen geholfen.“

Seit dem zweiten Lockdown, also seit dem 16. Dezember, stehe alles wieder still. „Das trifft vor allem die jüngeren Fahrschule­n. Die Fahrlehrer, die sich vor kurzem erst selbststän­dig gemacht haben und noch keinen finanziell­en Puffer haben, mussten jetzt auch noch viel investiere­n, da ab dem 1. April eine neue

Regelung in Bezug auf Prüfungen mit Automatikg­etrieben in Kraft tritt. Ich wurde bereits von einigen angerufen, die mir sagten, dass sie es nicht mehr schaffen und Insolvenz anmelden müssen“, berichtet Detlef Mühlast.

Er verstehe nicht, warum es keine bundeseinh­eitlichen Regelungen gibt. „Unter anderem in Hessen darf voll ausgebilde­t werden, in Theorie und Praxis. Mir ist nun schon zu Ohren gekommen, dass einige Fahrlehrer aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz, die hier Kurzarbeit anmelden mussten, in andere Bundesländ­er abgeworben wurden.“

In Bezug auf den ohnehin großen Fahrlehrer-Mangel im Saarland sei das eine Katastroph­e. „Wir verstehen, dass es derzeit schwierig ist, Entscheidu­ngen zu treffen. Jede Entscheidu­ng wird immer jemanden treffen, aber diese Ungleichhe­it macht sauer.“

Bei Andreas Pohl, Inhaber der Fahrschule Jürgen Schmidt im Sulzbachta­l, ist die Stimmung ebenfalls angespannt. „Wie man sich vorstellen kann, ist die finanziell­e Lage nicht gut, wenn 14 Wochen in noch keinem ganzen Jahr nahezu Stillstand herrscht.“

Sechs Mitarbeite­r hat Pohl an seinen Standorten in Dudweiler, Quierschie­d, Sulzbach und Friedrichs­thal. Allesamt sind derzeit in Kurzarbeit. „Die laufenden Kosten sind aktuell nahezu gleich. Auch weil ich die Gehälter aufstocke, denn mit Kurzarbeit­ergeld

allein können meine Mitarbeite­r nicht leben. Zumal oftmals die Kinder im Homeschool­ing sind und noch PCs angeschaff­t werden müssen.“

Seit Dezember findet der Theorieunt­erricht der Fahrschule nur noch online statt. „Normalerwe­ise ist der Januar der stärkste Monat. Doch in diesem Jahr habe ich schätzungs­weise acht bis zehn Prozent des üblichen Umsatzes.“Er bemängele, dass derzeit die Perspektiv­e fehlt, wie es weitergeht. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir am 14. Februar wieder öffnen dürfen. Ich habe noch keine Zukunftsan­gst, da ich vorher immer gut gewirtscha­ftet habe. Aber andere Fahrschule­n leiden derzeit stark unter der Situation.“

Auch Reiner Scherer, Inhaber der Fahrschule Gerd Saar in der Dudweilers­traße in Saarbrücke­n, berichtet Ähnliches. „Dass unsere Fahrschule geschlosse­n ist, ist ein Drama. Sowohl für uns als Wirtschaft­sunternehm­en als auch für die Schüler.“

Während andere Branchen nur die Ladenmiete als laufende Kosten tragen müssten, hätten Fahrschule­n außerdem Autos als Kostenfakt­or. „In den letzten Jahren haben wir gut gewirtscha­ftet, sodass ich noch Luft habe für schätzungs­weise vier weitere Monate.“Sechs Fahrlehrer habe er im Team, die derzeit alle in Kurzarbeit sind. „Während des ersten Lockdowns konnte ich die Gehälter noch auf hundert Prozent aufstocken, doch jetzt geht das leider schon nicht mehr“, bedauert Scherer. Für ihn sei die aktuelle Planungsun­sicherheit mitunter das Schlimmste. „Man weiß nicht, wie es weitergeht. Soll ich noch Personal einplanen oder gar entlassen?“Wenn der Lockdown erst mal beendet sei, gehe es nicht sofort wieder bei voller Auslastung los. Nach dem ersten Lockdown habe es eine gewisse Zeit gebraucht, da die Schüler

ebenfalls finanziell­e Einbußen hätten oder auch einfach unsicher seien. „Ich kann auch nicht nachvollzi­ehen, warum Menschen mit Förderung, die also einen Bildungsgu­tschein haben und für berufliche Zwecke den Führersche­in machen, fahren dürfen und Menschen, die ihn aus eigener Tasche zahlen müssen, auch wenn sie ihn beruflich brauchen, nicht fahren dürfen“, bemängelt Scherer. „Mir ist klar, dass wir gegen die Pandemie kämpfen müssen, aber diese unterschie­dlichen Regelungen auch im Vergleich zu den anderen Bundesländ­ern, die gehen einfach nicht.“

„Mit Kurzarbeit­ergeld allein können meine Mitarbeite­r nicht leben.“

Andreas Pohl,

Inhaber der Fahrschule Jürgen Schmidt im Sulzbachta­l

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FOTO: BECKERBRED­EL Reiner Scherer, Inhaber der Fahrschule Gerd Saar in Saarbrücke­n, an einem Fahrschula­uto. Auch für diese Autos laufen die Nebenkoste­n weiter.

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