Stadt Saarbrücken stoppt Wald-Rodung in Gersweiler
SZ-Umfrage im Regionalverband offenbart Unverständnis für besonders harte Lockdown-Auflagen im Saarland – im Vergleich zu den Regeln in anderen Bundesländern.
REGIONALVERBAND Die saarländischen Fahrlehrer sind hart von der Corona-Pandemie und dem damit einhergehenden Lockdown getroffen. Während in anderen Bundesländern, unter anderem in Hessen, Fahrschulen weiterhin sowohl Theorieals auch Praxisunterricht anbieten dürfen, gibt es im Saarland andere Regelungen: Theorie geht nur online, praktische Fahrstunden sind nur mit Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit möglich. Wir haben uns bei den Fahrlehrern im Regionalverband umgehört und stießen auf sehr schlechte Stimmung.
Wie Detlef Mühlast, der erste Vorsitzende des Landesverbandes der Fahrlehrer Saar, mitteilt, ist die Lage sehr angespannt. „Schon während des ersten Lockdowns durften wir keinen Unterricht geben. Dann durften wir eine ganze Zeit lang wieder fahren, das hat ein bisschen geholfen.“
Seit dem zweiten Lockdown, also seit dem 16. Dezember, stehe alles wieder still. „Das trifft vor allem die jüngeren Fahrschulen. Die Fahrlehrer, die sich vor kurzem erst selbstständig gemacht haben und noch keinen finanziellen Puffer haben, mussten jetzt auch noch viel investieren, da ab dem 1. April eine neue
Regelung in Bezug auf Prüfungen mit Automatikgetrieben in Kraft tritt. Ich wurde bereits von einigen angerufen, die mir sagten, dass sie es nicht mehr schaffen und Insolvenz anmelden müssen“, berichtet Detlef Mühlast.
Er verstehe nicht, warum es keine bundeseinheitlichen Regelungen gibt. „Unter anderem in Hessen darf voll ausgebildet werden, in Theorie und Praxis. Mir ist nun schon zu Ohren gekommen, dass einige Fahrlehrer aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz, die hier Kurzarbeit anmelden mussten, in andere Bundesländer abgeworben wurden.“
In Bezug auf den ohnehin großen Fahrlehrer-Mangel im Saarland sei das eine Katastrophe. „Wir verstehen, dass es derzeit schwierig ist, Entscheidungen zu treffen. Jede Entscheidung wird immer jemanden treffen, aber diese Ungleichheit macht sauer.“
Bei Andreas Pohl, Inhaber der Fahrschule Jürgen Schmidt im Sulzbachtal, ist die Stimmung ebenfalls angespannt. „Wie man sich vorstellen kann, ist die finanzielle Lage nicht gut, wenn 14 Wochen in noch keinem ganzen Jahr nahezu Stillstand herrscht.“
Sechs Mitarbeiter hat Pohl an seinen Standorten in Dudweiler, Quierschied, Sulzbach und Friedrichsthal. Allesamt sind derzeit in Kurzarbeit. „Die laufenden Kosten sind aktuell nahezu gleich. Auch weil ich die Gehälter aufstocke, denn mit Kurzarbeitergeld
allein können meine Mitarbeiter nicht leben. Zumal oftmals die Kinder im Homeschooling sind und noch PCs angeschafft werden müssen.“
Seit Dezember findet der Theorieunterricht der Fahrschule nur noch online statt. „Normalerweise ist der Januar der stärkste Monat. Doch in diesem Jahr habe ich schätzungsweise acht bis zehn Prozent des üblichen Umsatzes.“Er bemängele, dass derzeit die Perspektive fehlt, wie es weitergeht. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir am 14. Februar wieder öffnen dürfen. Ich habe noch keine Zukunftsangst, da ich vorher immer gut gewirtschaftet habe. Aber andere Fahrschulen leiden derzeit stark unter der Situation.“
Auch Reiner Scherer, Inhaber der Fahrschule Gerd Saar in der Dudweilerstraße in Saarbrücken, berichtet Ähnliches. „Dass unsere Fahrschule geschlossen ist, ist ein Drama. Sowohl für uns als Wirtschaftsunternehmen als auch für die Schüler.“
Während andere Branchen nur die Ladenmiete als laufende Kosten tragen müssten, hätten Fahrschulen außerdem Autos als Kostenfaktor. „In den letzten Jahren haben wir gut gewirtschaftet, sodass ich noch Luft habe für schätzungsweise vier weitere Monate.“Sechs Fahrlehrer habe er im Team, die derzeit alle in Kurzarbeit sind. „Während des ersten Lockdowns konnte ich die Gehälter noch auf hundert Prozent aufstocken, doch jetzt geht das leider schon nicht mehr“, bedauert Scherer. Für ihn sei die aktuelle Planungsunsicherheit mitunter das Schlimmste. „Man weiß nicht, wie es weitergeht. Soll ich noch Personal einplanen oder gar entlassen?“Wenn der Lockdown erst mal beendet sei, gehe es nicht sofort wieder bei voller Auslastung los. Nach dem ersten Lockdown habe es eine gewisse Zeit gebraucht, da die Schüler
ebenfalls finanzielle Einbußen hätten oder auch einfach unsicher seien. „Ich kann auch nicht nachvollziehen, warum Menschen mit Förderung, die also einen Bildungsgutschein haben und für berufliche Zwecke den Führerschein machen, fahren dürfen und Menschen, die ihn aus eigener Tasche zahlen müssen, auch wenn sie ihn beruflich brauchen, nicht fahren dürfen“, bemängelt Scherer. „Mir ist klar, dass wir gegen die Pandemie kämpfen müssen, aber diese unterschiedlichen Regelungen auch im Vergleich zu den anderen Bundesländern, die gehen einfach nicht.“
„Mit Kurzarbeitergeld allein können meine Mitarbeiter nicht leben.“
Andreas Pohl,
Inhaber der Fahrschule Jürgen Schmidt im Sulzbachtal