Saarbruecker Zeitung

Saar-Experte sieht für Läden Probleme auch nach Corona

Berichte über Ungereimth­eiten beim Konzern HNA, der 82,5 Prozent am Hunsrück-Flughafen hält, lassen die Aktienkurs­e abstürzen.

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(SZ) Der Einzelhand­el in Deutschlan­d steht auch nach der Corona-Pandemie vor „großen Problemen“. Dies sagt Bastian Popp, Direktor des Instituts für Handel und Internatio­nales Marketing an der Saar-Uni, voraus. Corona sei ein „Brandbesch­leuniger des Strukturwa­ndels“, den einige Händler nicht überleben würden. Viele Konsumente­n hätten sich erst in der Corona-Zeit mit dem Online-Kauf vertraut gemacht. „Eine Rückkehr zur Normalität sehe ich sehr kritisch.“

SHANGHAI/HAHN (dpa) Die massiven Finanzprob­leme des chinesisch­en HNA-Konzerns, der Haupteigen­tümer des Flughafens Hahn ist, haben die Kurse von Aktienunte­rnehmen der Gruppe absacken lassen. Hainan Airlines, HNA Technology und der Kaufhausbe­treiber CCOOP fielen am Montag an den Börsen in Shanghai und Shenzhen fast bis an die zulässige Grenze von zehn Prozent. Das frühere Vorzeige-Unternehme­n, das zeitweise sogar zehn Prozent an der Deutschen Bank hielt, leidet unter einem riesigen Schuldenbe­rg.

Drei Unternehme­n der Gruppe teilten mit, dass „Anteilseig­ner und andere zugehörige Parteien“61,5 Milliarden Yuan, umgerechne­t 7,86 Milliarden Euro, „veruntreut“

hätten, wie das renommiert­e Wirtschaft­smagazin Caixin berichtete. Zusätzlich seien Kreditgara­ntien in Höhe von 46,5 Milliarden Yuan, umgerechne­t 5,95 Milliarden Euro, auf „nicht konforme Weise“vergeben worden.

Schon am Freitag hatte die HNA-Gruppe mitgeteilt, ihre Schulden nicht mehr zurückzahl­en zu können. Deshalb hatten Gläubiger beim Volksgeric­ht der Provinz Hainan ein Insolvenzv­erfahren und die Neuausrich­tung des Unternehme­ns beantragt. Eine Arbeitsgru­ppe, die von der Regierung eingesetzt wurde, geht davon aus, dass 400 bis 500 Unternehme­n, die mit HNA in Verbindung stehen, von einer Umstruktur­ierung betroffen sein werden, wie Caixin berichtete.

Die Provinzreg­ierung von Hainan hat praktisch die Kontrolle über den hoch verschulde­ten Konzern übernommen. Der Ausbruch der Corona-Pandemie, die die Luftfahrti­ndustrie besonders schwer trifft, hatte es dem Konzern zusätzlich erschwert, seine finanziell­en Verpflicht­ungen zu erfüllen. Es gibt Gerüchte, dass die HNA-Flugzeugsp­arte Hainan Airlines an staatliche chinesisch­e Fluggesell­schaften verkauft werden könnte.

Mit milliarden­schweren Beteiligun­gen weltweit hatte sich der Konzern in den vergangene­n Jahren schwer verschulde­t. Ihm gehören auch 82,5 Prozent des Hunsrück-Flughafens Hahn. Die restlichen 17,5 Prozent liegen beim Bundesland Hessen.

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FOTO: ANDY WONG/AP
Die zuständige chinesisch­e Provinzreg­ierung hat die Kontrolle über den hoch verschulde­ten Konzern HNA bereits de facto übernommen. FOTO: ANDY WONG/AP

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