Europa will eine eigene Batterieproduktion
Ressourcen sollen direkt vor Ort gewonnen werden, dazu kommt mehr Recycling. Ob das ausreicht, ist aber noch nicht ausgemacht.
(EBM). Die schwedische Bergbauund Erkundungsfirma will den Grad der Selbstversorgung mit Nickel, Kobalt und Kupfer für Batterien in E-Autos erhöhen. Ziel ist außerdem eine stärkere innereuropäische Gewinnung Seltener Erden, die zum Beispiel in Elektromotoren stecken.
Dabei geht es dem Unternehmen nach eigenen Angaben auch um die Standards beim Abbau. „Hauptlieferanten dieser Materialien sind derzeit China, Kongo und Chile, wo die Rohstoffe unter verheerenden Batterie-Volumina überhaupt realistisch? Martínez glaubt das. EBM hat mit Forschern Bergbauvorhaben in Schweden, Finnland und Nordspanien aufgelegt – seit Kurzem ist die Firma auch in Deutschland börsennotiert.
Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hält ergänzende Förderung in Europa für wichtig. Ob eine Alleinversorgung bei hochlaufender E-Mobilität gelinge, sei jedoch eine andere Frage. „Man ist hier nach wie vor auch abhängig von anderen Lieferanten“, so der Chef der Deutschen Rohstoffagentur in der BGR, Peter Buchholz. „Es ist gut, wenn in Europa zusätzlich eigene Kapazitäten aufgebaut werden. Nur müssen die Projekte kostenmäßig wettbewerbsfähig sein.“
Ganz neu ist das Anzapfen heimischer Bestände also nicht. Felix Kuhnert von der Beratungsfirma PWC betont: „Volkswirtschaftlich ist es sinnvoll, eine europäische Lieferkette aufzubauen.“Noch mehr als die Förderung der Rohstoffe sei aber „ihre Aufbereitung zu der in Batterien benötigten Reinheit in China zentralisiert – und würde von einem Aufbau europäischer Kapazitäten
stark profitieren“. Indirekt könnte das Wettbewerbern in Fernost in die Hände spielen. „Der Aufbau von Fabriken für Batteriezellen hingegen erfolgt bereits so schnell, dass Mitte des Jahrzehnts Überkapazitäten drohen könnten.“
Der deutsche Autobranchenverband VDA befürwortet eine zweigleisige Rohstoffstrategie. „Kurz- und mittelfristig ist eine Selbstversorgung in der EU unrealistisch. Zwar gibt es erste Projekte,
doch befinden sich diese zum größten Teil noch im Planungsstadium“, heißt es. Ein Zurückfahren der weltweiten Vernetzung sei keine Option: „Deutschland und Europa als exportorientierte Standorte sind auf offene Grenzen angewiesen. Ein Prinzip der Abschottung oder reiner Regionalisierung widerspricht dem Erfolgsmodell der europäischen Wirtschaft.“
Langfristig spielt auch eine Rolle, wie gut ausgediente Batterien wiederverwertet werden. „Bei einem Wachstum des jährlichen Bedarfs an neuen Batterien von heute 40 Gigawattstunden auf 500 Gigawattstunden bis 2030 und einer Haltedauer von über sieben Jahren ist die Rohstoff-Frage anfangs nicht über Recycling zu lösen“, so Kuhnert. Es sei sinnvoll, in Pilotprojekten schon geschlossene Wertstoffketten aufzubauen. „Aber eine Industrialisierung dieser Wertstoff-Kreisläufe stellt die Autohersteller vor große Herausforderungen.“
VW etwa investiert bereits in das Thema. In Salzgitter, wo neben der zentralen Motorenfabrik bald eine eigene Zellproduktion steht, läuft das Recycling von Batterierohstoffen nun versuchsweise an. Es geht um Aluminium, Stahl und Kupfer, aber auch um Nickel, Mangan und Kobalt. Statt eines energieintensiven Nachschubs durch weiteren Bergbau und globale Transporte sollen die Stoffe aus Altteilen gewonnen und mit „Second-Life-Konzepten“weitergenutzt werden.