Stadt stoppt Wald-Rodung vorläufig
Am Montagmorgen rückten die schweren Maschinen an. Am Mittag war der Wald zwischen Gersweiler und dem Sprinkshaus, der von der Firma Woll Maschinenbau für eine Unternehmenserweiterung genutzt werden soll, schon zur Hälfte gerodet. Abgezeichnet hatte sich das bereits am Wochenende: Die Firma ließ das Areal einzäunen und setzte Wachleute ein, um ein Betreten zu verhindern. Offensichtlich fürchtete man Aktionen von Umweltschützer.
Die Gersweiler Bürgerinitiative „Pro Wald“startete direkt eine Mahnwache. Sprecher Renato Barachino: „Wir spüren Trauer und Wut über einen ungeheuerlichen Frevel gegen die Natur.“Der Bebauungsplan erlaube sehr klar und unmissverständlich Rodungsarbeiten nur im Zeitraum vom 1. November bis zum 31. Januar, dennoch werde einen Tag nach Fristablauf „seit heute morgen 2,5 Hektar gesunder Mischwald gefällt.“Am Nachmittag dann das vorläufige Ende der Rodungsarbeiten. Thomas Blug, Sprecher des Oberbürgermeisters, teilte schriftlich mit: „Die Landeshauptstadt hat die Rodungsarbeiten heute einstellen lassen. Die Frist für Rodungsarbeiten endete laut Bebauungsplan am 31. Januar 2021. Eine Befreiung von dieser Festsetzung ist von der Stadt nicht ergangen. Sie ist in begründeten Fällen und auf Antrag aber möglich. Ein entsprechender Antrag ist angekündigt. Ob der Antrag genehmigt werden kann, wird die Stadt in Abstimmung mit dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) entscheiden.“
Umgehend meldeten sich die Grünen im Saarbrücker Stadtrat zu Wort und ermahnten die Firma, sich an die Genehmigungen zu halten. Man habe im Bebauungsplan bewusst festgehalten, „dass durch das Festlegen von Bauzeitbegrenzungen eine Gefährdung von Brutvögeln und Haselmäusen ausgeschlossen werden muss“. Eine Fortführung der Fällarbeiten im Februar sei also „im Bebauungsplan nicht vorgesehen“, erklären die Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Stadtrat, Yvonne Brück und Torsten Reif.
Die Stadt macht nun einen Fortschritt der Arbeiten von der Zustimmung des LUA abhängig. Christina Woll gab sich gestern zuversichtlich, dass es bald weitergeht mit der Erweiterung ihrer Maschinenbaufirma. Sie spricht von einem „Kommunikationsproblem“. Man sei bei den Gesprächen über den Bebauungsplan
davon ausgegangen, dass der Januar recht mild wird und man bis Ende des Monats alle Arbeiten erledigen kann. „Nun war der Winter aber sehr kalt“, erklärt sie. Laut Bundes-Naturschutzgesetz darf bis Ende Februar gerodet werden. Man sei davon ausgegangenen, dass man diese Frist nutzen kann. „Es war keine böse Absicht“, dass man die Frist im Bebauungsplan überzogen habe, versichert Christina Woll.
Die Firma hat den gewünschten Antrag gestellt und auch ein Gutachten beigefügt, das bestätigt, dass es auf dem Gelände „keine Nistaktivitäten“gibt. Für den Horst, der auf dem Gelände bisher zum Brüten genutzt wurde, habe man bereits einen „Ersatzhorst“einrichten lassen. Christina Woll ist sicher, dass die Arbeiten bald weitergehen und bis zum Beginn der Brutzeit Ende Februar abgeschlossen sind.