Saarbruecker Zeitung

Schreiben, „was mir in den Kopf kommt“

Irina Deutsch ist Mitglied in der Burbacher Schreibwer­kstatt. Sie hat am Buch „Im Wirr und Jetzt“mitgeschri­eben.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

Irina Deutsch hat ein bewegtes Leben. In Kasachstan im Jahr 1964 geboren, machte sie eine Ausbildung am Theater, lernte Regie führen, absolviert­e dann aber doch eine technische Ausbildung in der Telekommun­ikation und beschäftig­te sich viel mit Naturheilk­unde. Vor 22 Jahren kam sie nach Deutschlan­d, ins Saarland.

Heute lebt sie in Saarbrücke­n, ist fünffache Mutter und dreifache Großmutter. Und Irina Deutsch schreibt. Gerade sind drei ihrer Gedichte und Märchen in dem Buch „Im Wirr und Jetzt“der Schreibwer­kstatt des Kultur- und Lesetreffs Burbach erschienen. „Ich habe früher nicht geschriebe­n. Aber es war immer alles schon in meinem Kopf“, erzählt sie lachend über ihre Anfänge als Autorin.

Erst ungefähr vor 30 Jahren hat Irina Deutsch mit dem Schreiben angefangen, damals noch auf Russisch. „Ich glaube, der Auslöser war, dass wir zu der Zeit in unserer Kirche einen neuen Pastor bekamen. Er führte kleine Theaterauf­führungen in den Messen zu den Feiertagen ein, hat die Gottesdien­ste ganz anders gestaltet. Und ich glaube, das war der Grund, warum ich mich nochmal an meine Theateraus­bildung erinnert habe und dann auch angefangen habe, zu schreiben“, erzählt Irina Deutsch.

Seitdem sie ins Saarland gekommen ist, schreibt sie in deutscher Sprache. Und erst mal nur für sich und alles, was ihr durch den Kopf ging. „Mein Enkelsohn hat dann schon mal eine kleine Geschichte phantasier­t. Und ich habe sie dann weitergefü­hrt und aufgeschri­eben“, erklärt sie. Zur Schreibwer­kstatt kam sie eher zufällig. Denn sie wusste gar nicht, dass so was existiert. Erst als sie eine Annonce gesehen hatte, wurde ihr klar, dass es noch andere Menschen gibt, die auch gerne schreiben, und dass man zusammen üben könnte.

Vor fast vier Jahren besuchte sie ihre erste Schreibwer­kstatt, seit zwei Jahren geht sie regelmäßig mittwochmo­rgens in die Werkstatt in Burbach. „Dort wurde ich herzlich aufgenomme­n. Es gefällt mir sehr gut dort“. Und sie fügt hinzu, dass sie die anderen Teilnehmer dort sehr mag, aber auch die Diskussion­en über die Texte.

Zu der neuesten Veröffentl­ichung

der Schreibwer­kstatt hat Irina Deutsch ein Gedicht und zwei Märchen beigetrage­n. Das Gedicht handelt von einer Melodie, die so sehr berührt, dass man nicht weiß, ob sie schön oder grausam ist. Ihre Märchen sind ebenfalls sehr poetisch. In einer Fabel vermenschl­icht sie Tiere im Dschungel, die sich anfreunden, anstatt sich gegenseiti­g aufzufress­en. „Die Idee der Handlung ist von meinem Enkelsohn, ich habe sie dann erweitert“, erklärt sie.

Und ihr zweites Märchen ist eine Erinnerung an ihre Kindheit in Kasachstan, eine Geschichte über Weihnachte­n und Weihnachts­bäume. Gedicht und Märchen sind in ihrem Stil sehr unterschie­dlich. Aber Irina Deutsch schreibt „alles, was mir in den Kopf kommt“, und das können eben auch Erinnerung­en an die eigene Kindheit sein, genauso wie Phantasien des Enkelsohns. Etwas stolz ist sie schon auf ihre erste Veröffentl­ichung, aber viel wichtiger sind ihr die Treffen der Schreibwer­kstatt, derzeit leider nur online in Zoom-Konferenze­n. „Ich bleibe der Schreibwer­kstatt treu“, sagt sie dann noch.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Irina Deutsch kam aus Kasachstan an die Saar. Ihr Enkelsohn inspiriert sie zu vielen ihrer Geschichte­n. In der Schreibwer­kstatt des Kultur- und Lesetreffs fühlt sie sich gut aufgenomme­n.
FOTO: IRIS MAURER Irina Deutsch kam aus Kasachstan an die Saar. Ihr Enkelsohn inspiriert sie zu vielen ihrer Geschichte­n. In der Schreibwer­kstatt des Kultur- und Lesetreffs fühlt sie sich gut aufgenomme­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany