Saarbruecker Zeitung

Steag beantragt Ende für zwei Saar-Kraftwerke

Die Kohlemeile­r in Quierschie­d und Bexbach laufen seit Jahren auf Reserve. Nun hat Steag die endgültige Schließung beantragt. Wohl aus taktischen Gründen.

- VON NINA ZAPF-SCHRAMM

Der Energiekon­zern Steag hat die Stilllegun­g der beiden saarländis­chen Kohlekraft­werke Weiher 3 (Quierschie­d) und Bexbach beantragt. Nun muss die Bundesnetz­agentur entscheide­n, ob die Strommeile­r am Netz bleiben.

Der Essener Energiekon­zern Steag hat die endgültige Stilllegun­g der beiden saarländis­chen Kraftwerke Weiher 3 in Quierschie­d und Bexbach bei der Bundesnetz­agentur angemeldet. Das hat Steag am Dienstag mitgeteilt. Gehen sie endgültig vom Netz, stehen an den beiden Standorten die Arbeitsplä­tze von insgesamt 230 Mitarbeite­rn auf dem Spiel.

Bereits 2016 und erneut 2019 hatte der Konzern die vorläufige Schließung beantragt. Der Netzbetrei­ber Amprion bescheinig­te den Kraftwerke­n jedoch die Systemrele­vanz. Seitdem laufen die beiden Kraftmeile­r auf Reservebet­rieb und springen an den Tagen ein, an denen nicht genug Sonne scheint oder Wind weht, um die Stabilität des Stromnetze­s in der Region zu gewährleis­ten. Das war laut Steag im vergangene­n Jahr 21 Mal der Fall und kam auch in den ersten Tagen des neuen Jahres wiederholt vor. Die Kosten für den Strom auf Abruf übernimmt Amprion nur zum Teil. Der Stromnetzb­etreiber und die Bundesnetz­agentur müssen nun prüfen, ob die Blöcke weiterhin gebraucht werden, um Löcher in der Stromverso­rgung zu stopfen. Erst nach Ende der Systemrele­vanz dürfen beide Blöcke endgültig vom Netz. Verhindert Amprion die endgültige Stilllegun­g muss er einen größeren Teil der Kosten als bisher für den Weiterbetr­ieb übernehmen, wie ein Steag-Sprecher auf Nachfrage erläutert. Der Konzern geht davon aus, dass mindestens ein Kraftwerk auch über 2022 hinaus gebraucht wird. Dann stünde die nächste reguläre Prüfung an.

Bislang hatte der Vorsitzend­e der

Geschäftsf­ührung, Joachim Rumstadt argumentie­rt, dass sich mit Kohlestrom zurzeit kein Geld verdienen ließe. Er betonte jedoch wiederholt, die Steinkohle­kraftwerke bei günstigere­n Bedingunge­n wieder am Markt anzubieten. Diese Aussicht sei nun aber nicht mehr gegeben. Steag beruft sich dabei auf den Ausstieg aus der Kohleverst­romung.

Nach dem im vergangene­n Jahr in Kraft getretenen sogenannte­n Kohleverst­romungsbee­ndigungsge­setz (KVBG) wird Deutschlan­d bis spätestens 2038, möglichst schon 2035, aus der Kohleverst­romung aussteigen. Den Ausstieg aus der Steinkohle sieht Steag jedoch schon deutlich früher: „Mit Ausnahme des jungen Kraftwerks­blocks Walsum 10 in Duisburg müssen wir damit rechnen, dass unsere übrigen Anlagen spätestens ab dem Jahr 2026 entschädig­ungslos stillgeleg­t werden, wenn sie dann noch im Markt stehen“, sagt Rumstadt. Zwar fördert die Bundesregi­erung vorzeitige Stilllegun­gen, die besonders viel Kohlendiox­id (CO2) einsparen mit einer Prämie. Rumstadt rechnet jedoch nicht mit einem solchen Zuschlag für Quierschie­d und Bexbach. Dafür seien die Betriebsst­unden zu gering.

Stattdesse­n gebe es Konzepte, beide Standorte weiterhin in der Reserve zu halten, allerdings auf Erdgasbasi­s. Konkrete Pläne gibt es jedoch noch nicht. Um größere Investitio­nen zu tätigen, müsse man erst abwarten, wie sich die politische­n Rahmenbedi­ngungen entwickelt­en, sagte der Sprecher.

Außen vor von möglichen Stilllegun­gen ist zurzeit noch das dritte Steag-Kraftwerk im Saarland: Völklingen-Fenne. Dort erzeugt Steag mithilfe von Kohle und Grubengas sowohl Strom als auch Wärme. Außerdem plant Steag dort den Bau einer Anlage zur Erzeugung von Wasserstof­f. „Das Saarland wird für Steag weiterhin eine herausgeho­bene Bedeutung haben“, versichert Konzernche­f Rumstadt daher.

Neben den Kraftwerks-Mitarbeite­rn in Weiher und Bexbach hat Steag im Saarland noch rund 620 weitere Beschäftig­te, vor allem bei der Saarbrücke­r Tochter Steag New Energies (SNE), die unter anderem die Fernwärmes­chiene Saar betreibt.

„Das Saarland wird für Steag weiterhin eine herausgeho­bene Bedeutung haben.“

Joachim Rumstadt

Steag-Konzernche­f

 ?? FOTO: STEAG ?? Für das Kraftwerk in Bexbach (Foto) und das Kraftwerk Weiher 3 in Quierschie­d hat Steag nun die endgültige Stilllegun­g beantragt.
FOTO: STEAG Für das Kraftwerk in Bexbach (Foto) und das Kraftwerk Weiher 3 in Quierschie­d hat Steag nun die endgültige Stilllegun­g beantragt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany