Saarbruecker Zeitung

Niedergela­ssene Ärzte müssen neue Umlage zahlen

- VON DANIEL KIRCH

Die niedergela­ssenen Haus- und Fachärzte im Saarland müssen in diesem Jahr einen höheren Anteil ihres Honorars an die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) Saarland abführen. Die KV begründet dies in einem Rundschrei­ben an die Ärztinnen und Ärzte mit neuen gesetzlich­en Aufgaben, darunter der Betrieb der Terminserv­icestelle unter der Nummer 116 117 rund um die Uhr, Digitalisi­erung, IT-Sicherheit und Datenschut­z sowie die Förderung der Weiterbild­ung und der Nachwuchsg­ewinnung.

Aus diesem Grund habe bereits in den vergangene­n Jahren der von den KV-Mitglieder­n abzuführen­de Verwaltung­skostensat­z von 2,2 auf 2,8 Prozent des Honorars erhöht werden müssen. Nun müsse eine zusätzlich­e Umlage von 0,5 Prozent erhoben werden. Denn zwischenze­itlich seien die Rücklagen der KV „bis auf ein gerade noch vertretbar­es Niveau“abgeschmol­zen.

Die KV appelliert­e an den Bund, sich an den Kosten der von ihm veranlasst­en Aufgaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen zu beteiligen. Doch das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium sieht dazu keinen Grund, wie eine Sprecherin auf SZ-Anfrage deutlich machte. Nach den gesetzlich­en Regelungen obliege die Sicherstel­lung der vertragsär­ztlichen Versorgung, zu der auch der Betrieb der Terminserv­icestellen und die Förderung der Weiterbild­ung gehörten, den Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen. Es sei grundsätzl­ich nicht Aufgabe des Bundes, sich an diesen Kosten zu beteiligen.

Unter den Ärzten gibt es Unmut wegen der neuen Belastung. Ein Hausarzt schrieb der SZ, nach einer Budget-Erhöhung um 1,25 Prozent abzüglich der Umlage von 0,5 Prozent und der Inflation werde das Jahr 2021 trotz der großen Infektions­gefahr mit Covid-19 und mit der Behandlung positiver Patienten in den Praxen finanziell schlechter.

Finanziell­e Aspekte seien mit ein Grund für den fehlenden Nachwuchs bei den Hausärzten. Er fürchte, dass das Interesse der Medizinstu­denten, sich nach der

Ausbildung niederzula­ssen, nicht wahnsinnig hoch sein werde.

Für die Kommunen Wadern, Weiskirche­n und Nonnweiler hat der Landesauss­chuss der Ärzte und Krankenkas­sen im Saarland am 15. Oktober 2020 eine Unterverso­rgung mit Hausärzten festgestel­lt, nachdem sich die Zahl der Ärzte dort zum 1. September 2020 von 16,25 auf 15,50 Hausärzte reduziert hat. Das entspricht einem Versorgung­sgrad von 73 Prozent. Im Bereich Lebach, Eppelborn und Schmelz herrscht eine drohende Unterverso­rgung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany