Pfleger am Rande der Belastbarkeit
Seniorenheime sind in der Corona-Krise schwer zu schützen. Für die Mitarbeiter bedeutet die Pandemie eine erhebliche Beanspruchung – vor allem bei einem Ausbruch.
Lars Weber, Pressesprecher des Regionalverbandes.
Seit Beginn der Pandemie müssen die Mitarbeiter in den Heimen unter erschwerten Bedingungen arbeiten. Sie müssen zusätzliche Aufgaben übernehmen – wie etwa das regelmäßige Testen von Bewohnern und Besuchern –, ständig Schutzkleidung tragen und strenge sowie aufwändige Hygienemaßnahmen umsetzen. Laut Gesundheitsamt des Regionalverbandes ist die Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken ein Träger, dessen Mitarbeiter die Hygienemaßnahmen vorbildlicherweise einhalten und der eine transparente Kommunikation pflegt.
Rafael Lunkenheimer, Geschäftsführer der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken, erklärt: Solange es keinen Corona-Ausbruch gibt, sei das alles irgendwie zu händeln.
Doch wie stemmen die Mitarbeiter eines Seniorenheimes den täglichen Betrieb, wenn es zu einem Ausbruch kommt? Der jüngste Fall im
Regionalverband war Anfang Januar im Seniorenhaus St. Irmina in Dudweiler. Von heute auf morgen wurden die Regelungen noch strenger als sie ohnehin schon waren. Gemeinsames Essen im Speiseraum ist nicht mehr möglich. Jeder Bewohner muss seitdem alleine in seinem
Zimmer essen. „Für die Pflegerinnen und Pfleger ein erheblicher zusätzlicher Aufwand in einer ohnehin schwierigen Zeit“, sagt Daniel Jenal, Pflegedienstleiter im Seniorenhaus St. Irmina. Vor jedem Zimmer müsse der Pfleger nun einen Schutzkittel und Handschuhe anziehen sowie eine Schutzbrille aufsetzen. Dann bringe er dem Bewohner seine Malzeit. Noch im Zimmer werfe er die Schutzkleidung und seine FFP2-Maske ab. Dann ziehe er eine neue Maske für den Weg zum nächsten Zimmer an. Bevor der Pfleger dieses betreten darf, müsse er erneut Schutzkittel, Schutzbrille und Handschuhe anziehen.
Das ganze Prozedere ist bei jedem Bewohner und bei jeder Malzeit erforderlich. „Das ist ein erheblicher Aufwand für die Mitarbeiter und zudem ein extremer Materialaufwand“, sagt Jenal. Und auch für die Bewohner sei es seit dem Ausbruch eine noch schwerere Zeit, erklärt der Pflegedienstleiter. Seit der ersten Januar-Woche gibt es ein vorläufiges Besuchsverbot. Vielen Bewohnern fehle der Kontakt zu ihren Angehörigen sehr.
Ein weiteres Problem, mit dem sich viele Einrichtungen bei einem Corona-Ausbruch konfrontiert sehen, ist, dass auch viele Mitarbeiter in Quarantäne müssen und somit ausfallen. In Dudweiler wurden 22 Mitarbeiter positiv getestet, darunter 13 Pfleger. Das sind etwa ein Drittel der Pflegekräfte. Hinzu kommt, dass die Nachtdienste wegen der zusätzlichen Aufgaben aufgestockt wurden. „Es war irgendwie zu händeln, aber die Mitarbeiter waren an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Ohne ihre hohe Motivation und Bereitschaft wäre das alles nicht möglich gewesen“, erklärt Jenal.
Rafael Lunkenheimer sieht vor allem eine hohe Beanspruchung darin, dass die Mitarbeiter neben allen Hygienebestimmungen und spezifischen Corona-Aufgaben auch den alltäglichen Betrieb aufrechterhalten. „Trotz allem geben sich alle mit den Bewohnern nach wie vor viel Mühe, singen, spielen und basteln mit ihnen“, sagt Lunkenheimer.
Bislang wurden Mitarbeiter und Bewohner zweimal pro Woche auf das Corona-Virus getestet. Besucher mussten grundsätzlich einen
Schnelltest machen, bevor sie in die Besuchszone durften. Auch das sei ein erheblicher Personalaufwand, sagt Lunkenheimer. Nach einer neuen Regel sollen nun die Mitarbeiter dreimal pro Woche und wenn möglich sogar täglich getestet werden. „Wenn das Virus einmal in der Einrichtung ist, gibt es auch fast immer einen größeren Ausbruch. Deshalb ist das häufige Testen so wichtig“, sagt Lunkenheimer.