Verdi prangert Notstand auf Intensivstationen an
Schon in der jüngsten Grippewelle hat die Gewerkschaft laut ihrem Pflegebeauftragten die „katastrophale Lage“auf den Intensivstationen kritisiert.
Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Arbeitsbedingungen auf den Intensivstationen und fordert eine Umkehr in der Krankenhauspolitik. Laut dem Pflegebeauftragten Michael Quetting braucht es verbindliche Personalvorgaben.
Die Gewerkschaft Verdi hat die Arbeitsbedingungen auf den Intensivstationen mit harschen Worten kritisiert und eine grundsätzliche Umkehr in der Krankenhauspolitik gefordert. „Ich mag dieses Herumgerede nicht mehr hören. Wir brauchen verbindliche Personalvorgaben“, sagte der Pflegebeauftragte von Verdi, Michael Quetting. Er reagierte damit auf den SZ-Bericht über Personalmangel auf den Intensivstationen in saarländischen Krankenhäusern.
Verdi habe schon bei der jüngsten Grippewelle die „katastrophale Lage auf den Intensivstationen“angeprangert. Die Politik habe sich weggeduckt, und die Arbeitgeber hätten Beschäftigte eingeschüchtert. „Die vergangenen Monate waren für die Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eine Zeit der Missachtung“, sagte Quetting.
Die nach langem Hin und Her beschlossene Corona-Prämie komme nur einem Bruchteil der Krankenhäuser zugute und spalte die Belegschaften. Trotzdem gingen die Beschäftigten immer wieder über ihre Grenzen, um einen Zusammenbruch des Systems zu verhindern. „Eine ganze Berufsgruppe wird verheizt“, klagte Quetting.
Seit Jahren klage die Gewerkschaft den Pflegenotstand an. Schon 2015 habe man darauf aufmerksam gemacht, dass in saarländischen Kliniken 3000 Stellen fehlen. Die von Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) versprochenen 1000 neuen Stellen seien „Fake-News“gewesen.
Quetting beklagte erneut Arbeitsrechtsverletzungen, das Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz wende den festgelegten Bußgeldkatalog nicht an. Auf einer Intensivstation der Uniklinik seien allein von März bis Mai 2018 insgesamt 278 Vergehen gegen Schutzvorschriften festgestellt worden.
Im gesamten Saarland müssten jeden Monat Verstöße gegen Schutzvorschriften Strafgelder in Höhe von etwa 1,4 Millionen Euro nach sich ziehen, sagte Quetting.
Nun seien die politisch Verantwortlichen gefordert, die nötigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Quetting: „Die Beschäftigten brauchen das klare Signal, dass sich ihre Arbeitsbedingungen dauerhaft verbessern.“
Dafür müsse die Bundesregierung die Personalbemessung in der Krankenhauspflege rasch auf den Weg bringen. Das von Verdi, Krankenhausgesellschaft und Pflegerat erarbeitete Konzept liege auf dem Tisch.