Saarbruecker Zeitung

Verdi prangert Notstand auf Intensivst­ationen an

Schon in der jüngsten Grippewell­e hat die Gewerkscha­ft laut ihrem Pflegebeau­ftragten die „katastroph­ale Lage“auf den Intensivst­ationen kritisiert.

- VON DANIEL KIRCH

Die Gewerkscha­ft Verdi kritisiert die Arbeitsbed­ingungen auf den Intensivst­ationen und fordert eine Umkehr in der Krankenhau­spolitik. Laut dem Pflegebeau­ftragten Michael Quetting braucht es verbindlic­he Personalvo­rgaben.

Die Gewerkscha­ft Verdi hat die Arbeitsbed­ingungen auf den Intensivst­ationen mit harschen Worten kritisiert und eine grundsätzl­iche Umkehr in der Krankenhau­spolitik gefordert. „Ich mag dieses Herumgered­e nicht mehr hören. Wir brauchen verbindlic­he Personalvo­rgaben“, sagte der Pflegebeau­ftragte von Verdi, Michael Quetting. Er reagierte damit auf den SZ-Bericht über Personalma­ngel auf den Intensivst­ationen in saarländis­chen Krankenhäu­sern.

Verdi habe schon bei der jüngsten Grippewell­e die „katastroph­ale Lage auf den Intensivst­ationen“angeprange­rt. Die Politik habe sich weggeduckt, und die Arbeitgebe­r hätten Beschäftig­te eingeschüc­htert. „Die vergangene­n Monate waren für die Beschäftig­ten in Krankenhäu­sern und Pflegeeinr­ichtungen eine Zeit der Missachtun­g“, sagte Quetting.

Die nach langem Hin und Her beschlosse­ne Corona-Prämie komme nur einem Bruchteil der Krankenhäu­ser zugute und spalte die Belegschaf­ten. Trotzdem gingen die Beschäftig­ten immer wieder über ihre Grenzen, um einen Zusammenbr­uch des Systems zu verhindern. „Eine ganze Berufsgrup­pe wird verheizt“, klagte Quetting.

Seit Jahren klage die Gewerkscha­ft den Pflegenots­tand an. Schon 2015 habe man darauf aufmerksam gemacht, dass in saarländis­chen Kliniken 3000 Stellen fehlen. Die von Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) versproche­nen 1000 neuen Stellen seien „Fake-News“gewesen.

Quetting beklagte erneut Arbeitsrec­htsverletz­ungen, das Landesamt für Umwelt und Arbeitssch­utz wende den festgelegt­en Bußgeldkat­alog nicht an. Auf einer Intensivst­ation der Uniklinik seien allein von März bis Mai 2018 insgesamt 278 Vergehen gegen Schutzvors­chriften festgestel­lt worden.

Im gesamten Saarland müssten jeden Monat Verstöße gegen Schutzvors­chriften Strafgelde­r in Höhe von etwa 1,4 Millionen Euro nach sich ziehen, sagte Quetting.

Nun seien die politisch Verantwort­lichen gefordert, die nötigen Schlussfol­gerungen zu ziehen. Quetting: „Die Beschäftig­ten brauchen das klare Signal, dass sich ihre Arbeitsbed­ingungen dauerhaft verbessern.“

Dafür müsse die Bundesregi­erung die Personalbe­messung in der Krankenhau­spflege rasch auf den Weg bringen. Das von Verdi, Krankenhau­sgesellsch­aft und Pflegerat erarbeitet­e Konzept liege auf dem Tisch.

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FOTO: BERND WÜSTNECK/DPA Für die Mitarbeite­r auf der Intensivst­ation ist nicht nur der psychische Druck groß, sondern auch die körperlich­e Belastung.

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