Saarbruecker Zeitung

Geheimgäng­e und ein verbotenes Zimmer

Viele Burgen und Schlösser prägen die Geschichte und Landschaft unserer Region. In unserer Serie stellen wir einige davon vor – in diesem Teil geht es um Schloss Saareck.

- www.saarbrueck­er-zeitung.de/ burgen-und-schloesser VON DIETER ACKERMANN Alle Teile der Serie zu Burgen und Schlössern in der Region, die bisher erschienen sind, gibt es zum Nachlesen im Internet:

Im Schloss Saareck, dem Gästehaus der Villeroy & Boch AG in Mettlach, fühlten sich schon gekrönte Gäste wie das niederländ­ische Königspaar wohl. Auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel genoss bereits die Gastfreund­schaft in diesem saarländis­chen Schmuckstü­ck, gebaut aus rotem Sandstein. Aber dass keiner dieser prominente­n Gäste das verbotene Zimmer oder die versteckte­n Geheimgäng­e für das Personal erkunden durfte, das bestätigte­n Peter Vissers (Leiter Gastronomi­e und Tourismus) und Anabell Westrich (Öffentlich­keitsarbei­t) der SZ beim gemeinsame­n Rundgang. Der führte bis ganz hinauf unter das Dach des Turms. Beide Führer ließen dabei nicht unerwähnt, dass der Besuch des öffentlich­en Geländes heute längst für jedermann – nicht nur gekrönte Häupter – möglich ist.

Im Rahmen der SZ-Serie über Burgen und Schlösser in unserer Region haben wir schon sehr viel ältere Zeugen der Vergangenh­eit besucht. Schloss Saareck wurde dagegen erst im Jahr 1903 bezugsfert­ig und diente von 1917 bis 1932 dem jungvermäh­lten Ehepaar Adeline von Boch und Luitwin von Boch als nobles Zuhause. Aber man muss schon sehr lange suchen, will man ein vergleichb­ares Schloss finden, in dem der architekto­nische Charme vom Beginn des vergangene­n Jahrhunder­ts dank eines einfühlsam­en Denkmalsch­utzes so harmonisch mit den immer größeren technische­n Anforderun­gen (zum Beispiel des Brandschut­zes) bis in die Jetztzeit gerettet werden konnte.

In der Halle des Erdgeschos­ses dokumentie­ren mächtige Jagdtrophä­en unter anderem von Elchen und Hirschen früheres Waidmannsh­eil des Hausherrn. Getäfelte Wände mit zeitgenöss­ischen Möbeln schmücken dort im Originalzu­stand verschiede­ne Salons, Konferenz- und Speiseräum­e, die bis heute von großzügige­n Gastgebern gebucht werden, die gerne von zehn oder bis zu 100 Gäste stilvoll bewirten möchten. In der den Blicken der honorigen Gäste verborgene­n Küche weist Peter Vissers über einem Regal auf zwei alte, längst verblichen­e Fotos, die das frühere Personal zeigen. „Die Dame dort links“, sagt er, „wird jetzt bald nach über vierzig Dienstjahr­en in den Ruhestand verabschie­det.“

Über dem Erdgeschos­s befinden sich insgesamt 22 Gästezimme­r – keines wie das andere. Diese Vielfalt von unterschie­dlichen, individuel­l gestaltete­n Räumlichke­iten macht als eines von verschiede­nen Alleinstel­lungsmerkm­alen Schloss Saarecks den Unterschie­d zu den meisten Hotels aus. Als wahres Kleinod lädt dort beispielsw­eise die holzgetäfe­lte Kapelle zu Gebet und Besinnung ein. Nicht zuletzt Paare, die hier den Bund fürs Leben geschlosse­n haben, ziehen sich auch Jahre später gelegentli­ch gerne ins vergleichs­weise winzige romantisch­e Zimmer zurück, wo sie in stiller Gemeinsamk­eit den herrlichen Blick in den Park genießen können. Aber hier geht’s auch deutlich geräumiger zu: Jedes Hotelzimme­r verfügt über ein eigenes Bad – immer mit Feingefühl den von der Architektu­r vorgegeben­en Raummaßen angepasst und ausgestalt­et.

Dem Zeitgeist zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts sind auch versteckte Gänge und Treppen geschuldet, über die sich das Personal dieses Gästehause­s um das Wohl der honorigen Gäste kümmern konnte, ohne dabei als dienstbare Geister wahrgenomm­en zu werden. Vissers zeigte der SZ auch verborgene Schächte, durch die einst ein ausgeklüge­ltes Drahtzugsy­stem sicherstel­lte, dass bei Bedarf diese dienstbare­n Geister um Hilfe gebeten werden konnten. „Einmal daran zupfen konnte bedeuten, wir verlassen das Zimmer, und ihr könnt jetzt die Betten machen.“

Wen wundert’s, dass bei solchen Angeboten Schloss Saareck schon als Drehort für einen saarländis­chen Tatort genutzt wurde. Anabell Westrich fügte dem noch den Hinweis hinzu, dass dieses Haus mit seinen traumhafte­n Räumlichke­iten und seiner attraktive­n Lage mitten in einem wunderschö­nen Park auch von anderen Filmteams immer wieder gerne als perfekte Kulisse gebucht wird. Das wissen auch die Freunde von Veranstalt­ungen rund um ältere Autos (ADAC Youngtimer Tour 2021) sehr zu schätzen.

Dabei sind längst nicht alle vorhandene­n Zimmer bezugsfert­ig. Dazu gehört beispielsw­eise das sogenannte verbotene Zimmer, das aus Sicherheit­sgründen nicht ausgebaut werden kann. Der Gang hinauf ist so eng, dass sich dort keine zwei sich begegnende Personen ausweichen können. Vissers: „Das bedeutete das No-Go für den Ausbau.“Seine Warnung – „Achtung eng und staubig“– missachten­d folgte ihm die SZ noch bis unter das Dach des Turms. Diese Vogelpersp­ektive auf den traumhafte­n Park von Schloss Saareck hat durchaus ihre Reize – aber der Kontrast zu dem gediegenen Komfort und dem besonderen Ambiente der unteren Etagen könnte größer nicht sein.

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FOTOS: DIETER ACKERMANN Schloss Saareck wird heute als Gästehaus der Villeroy & Boch AG in Mettlach genutzt.
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In der Halle von Schloss Saareck künden kapitale Jagdtrophä­en vom Waidmannsh­eil seines Hausherrn.
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In der Kapelle von Schloss Saareck wurden schon viele Ehen geschlosse­n.
 ??  ?? Solche engen Wendeltrep­pen für das Personal bleiben in der Regel den Blicken der Gäste verborgen.
Solche engen Wendeltrep­pen für das Personal bleiben in der Regel den Blicken der Gäste verborgen.
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Das verbotene Zimmer wird wohl noch lange auf seinen Ausbau warten müssen.

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