Saarbruecker Zeitung

Neulich in der Arztpraxis

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Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich eine Frau bin – diverse Herren der Schöpfung in meinem Umfeld werden selbst bei einem Männerschn­upfen mit Medikament­en, Massagen und Maßnahmen nahezu liebevoll umsorgt. Aber ich bekomme Puls bei der Vorstellun­g, zum Arzt zu gehen. Warum?

Stundenlan­ges Warten und Untersuchu­ngen, die so kurz sind, dass sich meine Stimme überschläg­t, damit ich das Problem beschriebe­n habe, bevor der Arzt wieder aus dem Zimmer ist, sind bei mir an der Tagesordnu­ng. Oft stehe ich vor und nach der Untersuchu­ng ein bisschen verloren an der Anmeldung und habe das Gefühl, die Arzthelfer und -helferinne­n von ihrer eigentlich­en Arbeit abzuhalten.

Neulich kam ich morgens vor der Arbeit abgehetzt in einer Arztpraxis an, weil ich trotz Corona Röntgenbil­der unbedingt persönlich abholen musste, da „die CD beim Versand kaputt gehen könnte“, wie mir die Sprechstun­denhilfe erklärte. Vor Ort bekam ich dann ein Din A4-Blatt in die Hand gedrückt und konnte auch auf Nachfrage die versproche­ne CD nicht haben. Vielleicht habe ich auch nicht richtig zugehört.

Ich weiß natürlich, dass die ohnehin fordernde Arbeit in den Arztpraxen in der Pandemie noch anstrengen­der geworden ist. Trotzdem möchte ich gerne dringend an Ärztinnen und Ärzte, an Arzthelfer und -helferinne­n appelliere­n, für deren Arbeit ich den allergrößt­en Respekt habe: Menschen kommen in die Arztpraxis, weil ihnen etwas fehlt. Raubt ihnen nicht auch noch den letzten Nerv.

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