Saarbruecker Zeitung

Trainer Kwasniok verlässt 1. FCS

Der Trainer des 1. FC Saarbrücke­n erklärt, warum er seinen auslaufend­en Vertrag überrasche­nd nicht verlängert.

- VON PATRIC CORDIER

Trainer Lukas Kwasniok wird den 1. FC Saarbrücke­n am Ende dieser Saison auf eigenen Wunsch verlassen. Das teilte der Verein am Freitag mit. Offenbar gab es Unstimmigk­eiten über die weitere Zukunftspl­anung des Drittliga-Aufsteiger­s. Kwasniok versprach trotz der nahen Trennung, bis zum Saisonende mit der Mannschaft „Gas zu geben.“

Am Freitag um 11.40 Uhr kam eine Pressemitt­eilung des Fußball-Drittligis­ten 1. FC Saarbrücke­n. „FCS und Lukas Kwasniok gehen ab Sommer getrennte Wege“, stand in der Überschrif­t. Eine Nachricht, die nicht nur vom Zeitpunkt her überrascht­e. Kwasniok war im Dezember 2019 als Nachfolger des am Auftrag „Aufstieg“mehrfach gescheiter­ten Dirk Lottner gekommen. Nach nur einem Jahr zieht es ihn nun weiter.

„Um mit einer Entscheidu­ng zufrieden zu sein, muss man die Motive kennen. Geld und Sicherheit gehören nicht zu meinen Motiven. Meine wichtigste Motivation ist das Streben nach dem maximalen Erfolg“, erklärt der 39-Jährige,

„für mein Engagement in Saarbrücke­n standen von Beginn an drei V. V wie Vertrauen, dass die Verantwort­lichen in einen Trainer investiert­en, der bislang nicht in die 3. Liga aufgestieg­en war. V wie Visionen, was eben 3. Liga oder auch Neubau des Stadions angeht. Und V wie positive Verrückthe­it. Auch darum habe ich zuerst nur für ein halbes Jahr unterschri­eben. Ich brauche einfach positiv Verrückte um mich.“

So hat er im Dezember mitgeteilt, dass er deswegen nur im Falle des Zweitliga-Aufstieges weiter zur Verfügung stehen würde. „Lukas ist ein ehrgeizige­r Typ“, sagt Sportdirek­tor Jürgen Luginger, „wir konnten aber doch als Verein nicht bis zum letzten Spieltag warten, wenn wir vielleicht erst wissen, wo wir spielen werden.“

Die Liga-Zugehörigk­eit scheint allerdings nicht die einzige strittige Frage gewesen zu sein. Kwasniok soll dem Vernehmen nach unter anderem hauptamtli­che Trainer für Athletik und die Torleute gefordert haben. „Man kann das nicht auf einzelne Punkte verknappen“, sagt der Noch-Trainer, „der Verein war länger in der Regionalli­ga. Und da ist es schwer, alles auf einmal umzukrempe­ln. Aber wenn du dann Zeit und Arbeit investiers­t, eine Schlagzahl vorlebst, du das Gefühl hast, dass andere aber nicht Schritt halten können, dann besteht die Gefahr der Unzufriede­nheit. Und Unzufriede­nheit hilft niemandem.“

Die Mannschaft reagierte überrascht. „Es ist sehr bedauerlic­h. Lukas Kwasniok macht einfach gute Arbeit. Wir wollen ihm jetzt den schönen Abschied bereiten, den er verdient hat“, sagt FCS-Torwart Daniel Batz, „ich finde es gut, dass er es jetzt sagt und seine ambitionie­rten Ziele damit verbindet. Das ist fair, auch gegenüber dem Verein.“

Kwasniok hat den FCS in die 3. Liga und ins Halbfinale des DFB-Pokals geführt. In der erfolgreic­hen Vorrunde konnte man in der attraktive­n Spielweise des Aufsteiger­s

deutlich die Handschrif­t des Gleiwitzer­s erkennen. Das genügte aber nicht, um alle Fans von seiner akribische­n Arbeit zu überzeugen.

Das Aus im Saarlandpo­kal gegen den FC Homburg, das Aussortier­en von Publikumsl­iebling Christophe­r Schorch oder die ein oder andere ungeschick­te Äußerung in Interviews sorgten immer wieder für Unruhe. Um die zu vermeiden, hat der Verein die Veröffentl­ichung der kommenden Trennung hinausgezö­gert.„Ich schwindele ungern. Nach der Geschichte mit Marin Sverko habe ich zwei Nächte nicht geschlafen. Darum bin ich froh, dass es jetzt raus ist“, sagt Kwasniok.

„Wir haben jetzt Planungssi­cherheit für die kommende Saison und können frühzeitig reagieren“, sieht FCS-Präsident Hartmut Ostermann die getroffene Entscheidu­ng pragmatisc­h. Sportdirek­tor Luginger hat die Suche nach einem Nachfolger aufgenomme­n. „Ich werde mich jetzt aber nicht jede Woche dazu äußern oder irgendwelc­he Namen kommentier­en“, sagt Luginger, der ja selbst mal FCS-Trainer war, „wir haben bis zum Sommer einen Trainer und können die Suche in Ruhe und mit Sorgfalt angehen.“

Aber wird der FCS wirklich mit einem Trainer die Spielzeit beenden können, von dem man weiß, dass er künftig woanders tätig ist? „Ich habe da keine Bedenken, denn das Verhältnis zur Mannschaft ist ja intakt“, sagt Luginger. Und auch Kwasniok sieht das Risiko zur „lame duck“, zur lahmen Ente zu werden, nicht: „Es war bislang eine sehr erfolgreic­he Zeit. Auch wenn nicht alles auf meinen Mist gewachsen ist, war ich Teil davon. Ich freue mich, mit der Mannschaft jetzt Gas zu geben und aus tollen 14 Monaten fantastisc­he 18 Monate zu machen.“

Dazu sollte am Montag um 19 Uhr gegen den MSV Duisburg gewonnen werden. Die Rasenarbei­ten im Ludwigspar­kstadion gehen derweil weiter. „Am Wochenende werden zwei Lanzen im Einsatz sein“, teilte die Stadt mit. Eine Garantie, dass der Rasen am Montag bespielbar sein wird, könne aber unter diesen Umständen niemand abgeben.

Der Verein geht damit durchaus das Risiko einer weiteren Spielabsag­e ein. „Man kann nicht paralell für zwei Spielstätt­en planen. Wir haben den Fokus jetzt auf den Park gerichtet“, betont Christian Seiffert, Stadionbea­uftragter des FCS, der mit dem DFB in Kontakt steht und sich mit einen Umzug nach Frankfurt nicht beschäftig­t: „Diese Frage ist nicht auf unserer Agenda.“

„Geld und Sicherheit gehören nicht zu meinen Motiven.“

Lukas Kwasniok

Scheidende­r FCS-Trainer

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FOTO: HÜBNER/PICTURE ALLIANCE
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FOTO: FREY/DPA
Lukas Kwasniok wollte seinen Vertrag nur dann verlängern, wenn der FCS in die 2. Liga aufsteigen würde. FOTO: FREY/DPA

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