Trainer Kwasniok verlässt 1. FCS
Der Trainer des 1. FC Saarbrücken erklärt, warum er seinen auslaufenden Vertrag überraschend nicht verlängert.
Trainer Lukas Kwasniok wird den 1. FC Saarbrücken am Ende dieser Saison auf eigenen Wunsch verlassen. Das teilte der Verein am Freitag mit. Offenbar gab es Unstimmigkeiten über die weitere Zukunftsplanung des Drittliga-Aufsteigers. Kwasniok versprach trotz der nahen Trennung, bis zum Saisonende mit der Mannschaft „Gas zu geben.“
Am Freitag um 11.40 Uhr kam eine Pressemitteilung des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken. „FCS und Lukas Kwasniok gehen ab Sommer getrennte Wege“, stand in der Überschrift. Eine Nachricht, die nicht nur vom Zeitpunkt her überraschte. Kwasniok war im Dezember 2019 als Nachfolger des am Auftrag „Aufstieg“mehrfach gescheiterten Dirk Lottner gekommen. Nach nur einem Jahr zieht es ihn nun weiter.
„Um mit einer Entscheidung zufrieden zu sein, muss man die Motive kennen. Geld und Sicherheit gehören nicht zu meinen Motiven. Meine wichtigste Motivation ist das Streben nach dem maximalen Erfolg“, erklärt der 39-Jährige,
„für mein Engagement in Saarbrücken standen von Beginn an drei V. V wie Vertrauen, dass die Verantwortlichen in einen Trainer investierten, der bislang nicht in die 3. Liga aufgestiegen war. V wie Visionen, was eben 3. Liga oder auch Neubau des Stadions angeht. Und V wie positive Verrücktheit. Auch darum habe ich zuerst nur für ein halbes Jahr unterschrieben. Ich brauche einfach positiv Verrückte um mich.“
So hat er im Dezember mitgeteilt, dass er deswegen nur im Falle des Zweitliga-Aufstieges weiter zur Verfügung stehen würde. „Lukas ist ein ehrgeiziger Typ“, sagt Sportdirektor Jürgen Luginger, „wir konnten aber doch als Verein nicht bis zum letzten Spieltag warten, wenn wir vielleicht erst wissen, wo wir spielen werden.“
Die Liga-Zugehörigkeit scheint allerdings nicht die einzige strittige Frage gewesen zu sein. Kwasniok soll dem Vernehmen nach unter anderem hauptamtliche Trainer für Athletik und die Torleute gefordert haben. „Man kann das nicht auf einzelne Punkte verknappen“, sagt der Noch-Trainer, „der Verein war länger in der Regionalliga. Und da ist es schwer, alles auf einmal umzukrempeln. Aber wenn du dann Zeit und Arbeit investierst, eine Schlagzahl vorlebst, du das Gefühl hast, dass andere aber nicht Schritt halten können, dann besteht die Gefahr der Unzufriedenheit. Und Unzufriedenheit hilft niemandem.“
Die Mannschaft reagierte überrascht. „Es ist sehr bedauerlich. Lukas Kwasniok macht einfach gute Arbeit. Wir wollen ihm jetzt den schönen Abschied bereiten, den er verdient hat“, sagt FCS-Torwart Daniel Batz, „ich finde es gut, dass er es jetzt sagt und seine ambitionierten Ziele damit verbindet. Das ist fair, auch gegenüber dem Verein.“
Kwasniok hat den FCS in die 3. Liga und ins Halbfinale des DFB-Pokals geführt. In der erfolgreichen Vorrunde konnte man in der attraktiven Spielweise des Aufsteigers
deutlich die Handschrift des Gleiwitzers erkennen. Das genügte aber nicht, um alle Fans von seiner akribischen Arbeit zu überzeugen.
Das Aus im Saarlandpokal gegen den FC Homburg, das Aussortieren von Publikumsliebling Christopher Schorch oder die ein oder andere ungeschickte Äußerung in Interviews sorgten immer wieder für Unruhe. Um die zu vermeiden, hat der Verein die Veröffentlichung der kommenden Trennung hinausgezögert.„Ich schwindele ungern. Nach der Geschichte mit Marin Sverko habe ich zwei Nächte nicht geschlafen. Darum bin ich froh, dass es jetzt raus ist“, sagt Kwasniok.
„Wir haben jetzt Planungssicherheit für die kommende Saison und können frühzeitig reagieren“, sieht FCS-Präsident Hartmut Ostermann die getroffene Entscheidung pragmatisch. Sportdirektor Luginger hat die Suche nach einem Nachfolger aufgenommen. „Ich werde mich jetzt aber nicht jede Woche dazu äußern oder irgendwelche Namen kommentieren“, sagt Luginger, der ja selbst mal FCS-Trainer war, „wir haben bis zum Sommer einen Trainer und können die Suche in Ruhe und mit Sorgfalt angehen.“
Aber wird der FCS wirklich mit einem Trainer die Spielzeit beenden können, von dem man weiß, dass er künftig woanders tätig ist? „Ich habe da keine Bedenken, denn das Verhältnis zur Mannschaft ist ja intakt“, sagt Luginger. Und auch Kwasniok sieht das Risiko zur „lame duck“, zur lahmen Ente zu werden, nicht: „Es war bislang eine sehr erfolgreiche Zeit. Auch wenn nicht alles auf meinen Mist gewachsen ist, war ich Teil davon. Ich freue mich, mit der Mannschaft jetzt Gas zu geben und aus tollen 14 Monaten fantastische 18 Monate zu machen.“
Dazu sollte am Montag um 19 Uhr gegen den MSV Duisburg gewonnen werden. Die Rasenarbeiten im Ludwigsparkstadion gehen derweil weiter. „Am Wochenende werden zwei Lanzen im Einsatz sein“, teilte die Stadt mit. Eine Garantie, dass der Rasen am Montag bespielbar sein wird, könne aber unter diesen Umständen niemand abgeben.
Der Verein geht damit durchaus das Risiko einer weiteren Spielabsage ein. „Man kann nicht paralell für zwei Spielstätten planen. Wir haben den Fokus jetzt auf den Park gerichtet“, betont Christian Seiffert, Stadionbeauftragter des FCS, der mit dem DFB in Kontakt steht und sich mit einen Umzug nach Frankfurt nicht beschäftigt: „Diese Frage ist nicht auf unserer Agenda.“
„Geld und Sicherheit gehören nicht zu meinen Motiven.“
Lukas Kwasniok
Scheidender FCS-Trainer