Saarbruecker Zeitung

Schnellere Impfung für Ärzte und Pfleger im Saarland

Das Saarland erhält den ersten Impfstoff von AstraZenec­a. Er könnte Ärzten und Pflegekräf­ten schnell zu einem Schutz verhelfen – vielleicht auch Polizisten.

- VON TOBIAS FUCHS

(fu) Das Saarland kann in den nächsten vier Wochen wohl alle besonders durch Corona gefährdete­n Ärzte, Pfleger und Rettungsdi­enstler, die dies wollen, erstmals gegen Corona impfen. Das ergibt sich aus den Lieferplän­en des Impfstoffs von Astrazenec­a und den Empfehlung­en für dessen Einsatz. Nach neuen Angaben kann das Saarland im Februar mit 21 600 Dosen des Vakzins rechnen, wobei eine erste Lieferung am Samstag erwartet wird. Wie es heißt, hat Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) den Ländern geraten, hier keine Rückstellu­ngen für die zweite Impfung vorzunehme­n, sondern alle Dosen sofort zu nutzen. Zudem empfiehlt die Ständige Impfkommis­sion seinen Einsatz nur für Personen bis 64 Jahre. Daher können nun gefährdete Berufsgrup­pen der ersten Priorisier­ungsgruppe mit einem Impfschutz rechnen. Im Saarland gehören dazu rund 30 000 Personen, von denen 6800 bereits mindestens einmal geimpft sind. Zudem wird erwartet, dass sich nicht alle schützen lassen wollen.

Bei der Corona-Impfung im Saarland werden die Karten offenbar neu gemischt. Denn an diesem Samstag sollen die ersten 4800 Impfdosen des britisch-schwedisch­en Hersteller­s AstraZenec­a in der Region ankommen. Mit dem dritten Wirkstoff zum Schutz gegen Covid-19 könnte sich das Tempo der Impfungen erhöhen. Aber auch deren Reihenfolg­e erscheint jetzt nicht mehr in Stein gemeißelt.

Die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) beim Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt den neu zugelassen­en Impfstoff nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren. Deshalb plant Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), die Corona-Impfverord­nung des Bundes abzuändern. Sie legt fest, wer bei den Impfungen gegen das Coronaviru­s wann an der Reihe ist. Bisher war vor allem das Alter das entscheide­nde Kriterium. In einer ersten Phase sollten hauptsächl­ich Menschen immunisier­t werden, die 80 Jahre oder älter sind. Auch die Bewohner von Altenheime­n besaßen laut Verordnung „höchste Priorität“.

Daneben durften einige Berufsgrup­pen mit einem besonders hohen Ansteckung­srisiko auf einen baldigen Impfschutz hoffen. Dazu zählen etwa Klinikmita­rbeiter oder Angestellt­e in der Altenpfleg­e. Bisher haben im Saarland rund 6800 Menschen aufgrund einer „berufliche­n Indikation“zumindest eine erste Spritze bekommen, am Freitag standen über 12 800 von ihnen auf der Warteliste des Landes.

Bei der Priorisier­ung plant der Bund nur wenige Korrekture­n. Jedoch soll es eine neue Einteilung nach Impfstoffe­n geben: Demnach würden Senioren nicht mit dem Vakzin von AstraZenec­a geimpft werden. Stattdesse­n möchte die Bundesregi­erung angeblich, dass der neue Impfstoff nun ausschließ­lich für Ärzte und Pflegepers­onal unter 65 Jahre verwendet wird. Das geht nach übereinsti­mmenden Medienberi­chten aus dem Referenten­entwurf für die neue Verordnung vor. Am kommenden Montag dürfte die saarländis­che Gesundheit­sministeri­n Monika Bachmann (CDU) in einer Schaltkonf­erenz mit ihren Länderkoll­egen und Bundesmini­ster Spahn die Details erfahren.

Den Impfstoff von AstraZenec­a für gefährdete Beschäftig­te einzusetze­n, könnte innerhalb der Belegschaf­ten von Krankenhäu­sern und Altenheime­n für Unmut sorgen. Denn die bisher zum Einsatz gekommenen mRNA-Impfstoffe von Biontech und Pfizer sowie Moderna verfügen nach bisherigen Erkenntnis­sen über eine höhere Wirksamkei­t. „Es gibt Leute, die empfinden das als zweite Wahl“, sagt Michael Quetting, der Pflegebeau­ftragte der Gewerkscha­ft Verdi.

Zugleich dürfte die Altersbesc­hränkung des Impfstoffs neue Chancen für diejenigen eröffnen, die berufsbedi­ngt sehnlichst auf einen Impftermin warten. Für die Betroffene­n ist ab sofort ein einzelner Wirkstoff reserviert. Darüber hinaus will Bundesgesu­ndheitsmin­ister Spahn das Vakzin von AstraZenec­a schnellstm­öglich verimpfen lassen. Anders als bei den anderen Impfstoffe­n sollen die Bundesländ­er bei den ersten drei Lieferunge­n von AstraZenec­a keine Rückstellu­ngen für eine zweite Dosis vornehmen. Das meldete am Freitag das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Der Bericht beruft sich auf ein Schreiben von Spahn an die Länder.

Ursprüngli­ch sollte das Saarland in dieser und der nächsten Woche insgesamt 19 200 Dosen von AstraZenec­a erhalten. Diese Zahl musste zwischenze­itlich nach unten korrigiert werden. Jedoch sind im neuesten Lieferplan des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums jetzt 21 600 Dosen bis zum Monatsende verzeichne­t. Ob auch die Lieferunge­n im März nur für Erstimpfun­gen gebraucht werden sollen, will Spahn den Berichten zufolge am 22. Februar mit den Ländermini­stern besprechen.

Mehr als 30 000 Personen stehen aus berufliche­n Gründen im Impfplan ganz oben. Auch bei einer hohen Impfbereit­schaft von 75 Prozent ließe sich diese Gruppe durch den geplanten Einsatz der Vakzine von AstraZenec­a schneller bedienen als erwartet. Durch dieses Vorgehen könnten im Saarland in absehbarer Zeit auch Berufsgrup­pen in den Genuss eines Impfschutz­es kommen, die sich bisher weiter hinten anstellen mussten. Dazu gehören etwa diejenigen unter den 2400 Polizisten, die im Dienst auf möglicherw­eise Infizierte stoßen. „Die Kollegen spielen mit ihrer Gesundheit, mit dem Feuer“, sagt David Maaß, der Landeschef der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP).

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