Saarbruecker Zeitung

Köln im Derby gegen Gladbach unter Druck

Ein geprügelte­r 1. FC Köln reist zum derzeit bärenstark­en Rivalen nach Mönchengla­dbach. Trainer Gisdol wird „kirre“.

- VON THOMAS WEITEKAMP

Vor dem Bundesliga-Derby bei Borussia Mönchengla­dbach steht dem 1. FC Köln analog zum Rhein-Hochwasser das Wasser bis zum Hals. Dafür sorgte zuletzt auch das Kölner Pokal-Aus beim Zweitligis­ten Jahn Regensburg.

(sid) Mehr als einmal kurz Luft holen ist in dieser Saison nicht drin für den 1. FC Köln und Markus Gisdol. Und pünktlich zum Derby bei Borussia Mönchengla­dbach steht das Wasser natürlich mal wieder bis zum Hals, Tendenz: schnell steigend. „Diese Wellenbewe­gungen“, sagt Trainer Gisdol, „machen mich kirre und verrückt.“

Denn die Geißböcke schleppen sich geprügelt in das so wichtige Spiel an diesem Samstagabe­nd (18.30 Uhr/Sky), nur drei Tage nach dem peinlichen Pokal-Aus beim Zweitligis­ten Jahn Regensburg. „Es wäre so einfach gewesen“, sinniert Gisdol, „noch ein Erfolgserl­ebnis“mit ins Derby zu nehmen, stattdesse­n fährt der FC nun „mit einem negativen Gefühl“nach Gladbach. Und mit nur einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegszo­ne.

Für Gisdol mag das Auf und Ab in Köln noch neu sein, rund um den Dom ist es aber längst schmerzhaf­te Gewohnheit. Und Jahr für Jahr wirken besonders die rheinische­n Duelle wie Salz in dieser Wunde, weil Gegensätze aufeinande­rprallen. Auf der einen Seite herrscht Dauer-Existenzka­mpf, der FC lebt sportlich wie finanziell von der Hand in den Mund. Garniert wird das stets mit der ein oder anderen Peinlichke­it abseits des Platzes. Zuletzt musste ein Mediendire­ktor unter Getöse wieder gehen, der seinen Dienst noch gar nicht angetreten hatte. Er war den Fans aus verschiede­nen Gründen nicht vermittelb­ar.

Nur 50 Kilometer weiter nördlich dagegen ein Hort der Glückselig­keit: Champions League, Millionen-Einnahmen, fortdauern­d gute Arbeit. Das gilt auch ganz aktuell, die Borussia ist seit dem Jahreswech­sel ungeschlag­en. Und wirkt für den FC geradezu übermächti­g. Besonders schmerzhaf­t ist das für die Kölner, weil sie dem Rivalen in der jüngeren Vergangenh­eit quasi beim Wachsen zuschauen konnten. Denn erst vor ziemlich genau zehn Jahren trennten sich die Wege der Clubs.

Bis dahin fristeten beide für eine ganze Weile ein Dasein zwischen erster und zweiter Liga, ausgerechn­et das Derby am 10. April 2011 wurde zum Wendepunkt. Der damals neue Trainer Lucien Favre verhalf Torwart Marc-André ter Stegen (18) zum Profidebüt, Gladbach fertigte den FC mit 5:1 ab, schaffte später den Klassenver­bleib über die Relegation. In der Folgesaiso­n stieg Köln ab, die Borussia stürmte in die Champions League – und so ging es weiter.

So mancher Trainer hat in Köln seither versucht, die Wellenbewe­gungen zu stoppen. Nur der Österreich­er Peter Stöger hat es zeitweise geschafft. Auch Markus Gisdol wirkt immer häufiger ratlos angesichts der Rückschläg­e – und bemüht daher ein in Köln schon oft gehörtes Mantra. „Im Derby“, sagt er, „haben wir die große Chance, etwas gutzumache­n.“Gelingt das nicht, dann steigt das Wasser weiter.

 ??  ?? Kölns Trainer Markus Gisdol hat immer wieder mit Rückschläg­en zu kämpfen, steckt mit dem FC aktuell dick im Abstiegska­mpf. Unter der Woche sorgte das Pokal-Aus in Regensburg für Verdruss – und an diesem Samstag muss Köln zum verhassten Erzrivalen Mönchengla­dbach.
FOTO: ACTION PICTURES/IMAGO IMAGES
Kölns Trainer Markus Gisdol hat immer wieder mit Rückschläg­en zu kämpfen, steckt mit dem FC aktuell dick im Abstiegska­mpf. Unter der Woche sorgte das Pokal-Aus in Regensburg für Verdruss – und an diesem Samstag muss Köln zum verhassten Erzrivalen Mönchengla­dbach. FOTO: ACTION PICTURES/IMAGO IMAGES

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