Der SC Freiburg feiert in der Bundesliga ein rundes Jubiläum - und einen anderen kuriosen Rekord.
Der SC bestreitet gegen Dortmund sein 700. Bundesligaspiel – und hatte in 21 Jahren erst vier Trainer.
(sid) Hansi Flicks Augen funkelten, als er zu seiner Hommage auf das idyllische Nest im Breisgau ausholte. „Ich bin schon ewige Zeiten Fan von Freiburg. Wie sie gemeinsam Fußball leben, ist herausragend. Ich finde, der komplette Verein tut der Bundesliga gut“, schwärmte der Trainer von Triple-Sieger Bayern München. In einer immer stärker kommerzialisierten Branche versprüht der SC Freiburg den ersehnten Hauch von Fußballromantik.
An diesem Samstag feiern die Südbadener ein beeindruckendes Jubiläum, das Heimspiel gegen Borussia Dortmund ist das 700. Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte. Der SC hat sich festgebissen im Oberhaus, und das mit bescheidenen Mitteln und nur noch selten gelebter Loyalität. Ganze vier Trainer sind Teil der nun schon 21-jährigen Bundesliga-Historie – einmalig im Haifischbecken Profifußball.
Erst hatte Volker Finke 16 Spielzeiten das Sagen, es folgten vier Jahre Robin Dutt und eine halbe Saison Marcus Sorg. Seit gut neun Jahren schreibt Christian Streich seine Erfolgsgeschichte.
Im gleichen Zeitraum saßen beim FC Schalke 04 32 und beim Hamburger SV 31 Trainer auf der Bank. „Wenn es nicht läuft, wirst du nicht gleich in Frage gestellt. Wir sind eine große Familie hier“, erklärt Streich das Phänomen.
Das wird auch andernorts wahrgenommen, fast neidisch blicken vielen Bundesligisten auf die Idylle im Breisgau. „Das ist ein unaufgeregtes Umfeld, auch wenn sie mal nicht gewinnen – ein großer Unterschied zu manch anderem Club“, sagte der Kölner Trainer Markus Gisdol. In dieser Hinsicht sei Freiburg „etwas Einmaliges im Profifußball“, lobte Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic.
Und die Beteiligten wissen ihr wohlbehütetes Nest zu schätzen. „Keiner schert aus und läuft hier rum, als wäre er der König von Freiburg“, betonte Mittelfeldspieler Vincenzo Grifo bei Sky. Das Familiäre sei das, „was es so besonders macht“, sagte Innenverteidiger Philipp Lienhart dem Nachrichtenportal t-online: „Eine schicke Uhr, ein noch stärkeres Auto, das ist bei uns eher weniger Thema.“
So entsteht seit dem ersten Bundesliga-Aufstieg 1993 Jahr für Jahr der Zusammenhalt, um gegen die großen und deutlich finanzstärkeren Clubs zu bestehen. In den vergangenen zwölf Saisons spielten die Freiburger nur einmal zweitklassig – und das, obwohl sie eigentlich in jedem Sommer ihre wichtigsten Spieler verlieren.
Doch die Verantwortlichen um Sportvorstand Jochen Saier oder Trainer Streich finden immer wieder kreative Wege, um kostengünstig eine wettbewerbsfähige Mannschaft zusammenzustellen. Der SC beweist eindrucksvoll, dass man auch sympathisch bescheiden im Konzert der Großen mitmischen kann – eine willkommene Abwechslung im heutigen Fußballgeschäft.