Warnton vom Hollywood-Komponisten
BMW bietet die 5er-Limousine mit einem 394 PS starken Plug-in-Antrieb an. Fahrdynamik und -komfort überzeugen.
Das nächste Kapitel der Entwicklung, die kaum als Erfolgsgeschichte betitelt werden kann, schrieben die Elektroautos. Bereits Anfang der 90er Jahre summte der BMW E1 rein elektrisch angetrieben und bis zu 200 Kilometer weit als Prototyp durch München, bis er in einer dunklen Nacht in seiner Remise in Flammen aufging.
Den großen Wurf kündigte BMW dann mit dem i3 an, dessen Kohlenfaser-Karosserie leicht, aber sündhaft teuer ist. Bis 2024 soll er noch gebaut werden, danach sieht es düster für den mindestens 38 000 Euro teuren Kleinwagen aus. Sein sportlicher Bruder, der i8, ist bereits Geschichte, seine Produktion endete im vergangenen Juni.
Während BMW jüngst wieder offenkundig Sympathien für den Wasserstoff entwickelt, läuft aktuell die Programmerweiterung der Elektround Hybridmodelle. Zurzeit stehen zehn BMW und ein Mini als Volloder Teilzeitstromer in den Preislisten. Seit Herbst gibt es den ersten Kombi als Plug-in-Hybrid, den hinterradgetriebenen 530e Touring. Kurz darauf machte sich der 545e xDrive als Allrader auf den Weg, um mit staatlicher Bezuschussung und Vergünstigungen für Dienstwagenfahrer die CO2-Bilanz der bayerischen Marke zu polieren. Im November ist die Produktion gestartet. Der Wagen kostet ab 68 235 Euro.
Wie schon beim größeren BMW 745e pocht unter seiner Haube kein Vierzylinder, sondern ein Reihensechszylinder mit 3,0 Litern Hubraum. Aus ihm fließen 286 PS in den Antriebsstrang, der zusätzliche Elektromotor mobilisiert 109 PS. Keiner der beiden Motoren nimmt sich zurück, wenn die volle Leistung gefordert wird, beim Beschleunigen stehen gemeinsam erzeugte 394 PS und 600 Newtonmeter Drehmomentspitze als Systemkraft bereit. Damit beschleunigt der Hybrid-5er in sportlichen 4,7 Sekunden
von 0 auf 100 Kilometer. Dank des Allradantriebs geht kein Zehntel wegen mangelnder Traktion verloren.
Der Antrieb folgt den Traditionen von BMW und weist keinem der Motoren eine eigene Achse zu. Vielmehr verteilen beide Triebwerke ihre Momente über die achtstufige Automatik und ein Verteilergetriebe auf alle vier Räder.
Die elektrische Reichweite liegt dank der 12 kWh starken Lithium-Ionen-Batterie bei rund 50 Kilometern. Dies beschert dem 545e xDrive einen Normverbrauch von kaum mehr als zwei Litern Super auf 100 Kilometer. Die CO2-Emissionen liegen um 50 g/km. Was nach diesen 50 Kilometern im reinen Elektrobetrieb geschieht, gleicht dann wieder dem Konsum einer konventionell motorisierten Limousine, liegt je nach Fahrweise und Route vielleicht sogar darüber, schließlich muss der teilelektrische Fünfer nicht nur sich selber, sondern zusätzlich noch das schwergewichtige Batteriepaket beschleunigen und über die Berge schleppen. Vollständig aufgeladen wird dieses an einem 3,7-kW-Anschluss in 3,4 Stunden, an einer Haushaltssteckdose in 5,7 Stunden.
So harmonisch die beiden Antriebe miteinander auskommen, so geschmeidig und agil ist das Fahrverhalten des 545e xDrive. Vom Gewicht ist kaum etwas zu spüren, das adaptive Fahrwerk bügelt weg, was stört, und schmiegt sich in die Kurven. Der Hybrid-BMW ist leise, besonders, wenn er auf elektrischer Schleichfahrt ist. Deshalb bekommt er wie künftig alle Elektriker aus München bei Schritttempo eine akustische Fußgängerwarnung, die in Kooperation mit Hans Zimmer komponiert wurde. Und der hat schließlich Filme wie „Fluch der Karibik“, „Gladiator“
oder „König der Löwen“musikalisch ausgestattet.
Ob der Hybridantrieb eine Brückentechnik ist? Bei der Testfahrt mit dem 545e xDrive in München zeigten sich die BMW-Vertreter zumindest von den Vorzügen überzeugt. Zeitgemäß sei das Plug-inKonzept, hieß es da. Bei genauer Betrachtung jedoch ist der teilelektrische 5er wie alle seine Brüder im Geiste eine Notlösung, um die drohenden Strafzahlungen für überhöhte CO2-Emissionen zu umgehen. Dabei mutet es widersinnig an, dass für die Bemessung nur die ersten 100 Kilometer zugrunde gelegt werden. Da hat der Elektromotor noch Saft und der Wagen kann abgasfrei fahren. Danach konsumiert er ähnlich viel Treibstoff wie alle anderen Limousinen der gehobenen Mittelklasse mit Benzinmotor. Vermutlich sogar mehr, weil er deutlich schwerer ist als diese.