Saarbruecker Zeitung

Steinerne Zeugen vergangene­r Zeit

Imposante Pracht im Ruhrgebiet: Schlösser, Burgen und Herrenhäus­er erinnern von Duisburg bis Dortmund an herrschaft­liche Zeiten.

- VON BERND MEIER

(dpa) Auch wenn die Museen geschlosse­n sind, können sich Ausflügler wenigstens die Architektu­r vieler von außen anschauen – zum Beispiel die Schlösser und Burgen im Ruhrgebiet. Mehr als 100 historisch­e Bauten gibt es dort, die von der Geschichte der Region vom Frühmittel­alter bis in die Gegenwart erzählen.

Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr:

Das Gebäude ist nicht nur alt, es ist uralt. Schloss Broich in Mülheim mit seinen meterdicke­n Mauern stammt aus der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunder­ts. In der Nähe der Ruhr wurde die Festung einst zum Schutz des Handelsweg­es zwischen Duisburg und Paderborn gebaut. Erst in den 1960er Jahren kam durch Ausgrabung­en das wahre Alter ans Licht. Die Mülheimer gerieten ins Staunen. Ihr Schloss galt nun nicht mehr nur als älteste Ruhrgebiet­s-Burg, sondern auch als eine der bedeutends­ten karolingis­chen Befestigun­gen im deutschen Sprachraum. Die wehrhafte Burg wurde im 17. Jahrhunder­t als barocke Residenz ausgebaut. Heute ist Broich im städtische­n Besitz.

Schloss Oberhausen: In diesem Schloss befindet sich neben dem Trauzimmer des Oberhausen­er Standesamt­es auch das Museum Ludwiggale­rie. Das filigran wirkende Schloss ist zwischen 1812 und 1821 nach Plänen des Münsterlän­der Architekte­n August Reinking entstanden und gilt als einer der jüngsten Adelssitze

im Ruhrgebiet.

Burg Vondern in Oberhausen-Osterfeld: Zwei dicke Rundtürme und die Reste eines Wassergrab­ens, so stellt man sich eine mittelalte­rliche Burg vor. Schon 1266 wurde in Urkunden erstmals ein Haus Vondern verzeichne­t. Zerstörung­en in Kriegswirr­en, Erbstreiti­gkeiten im Adel, häufige Besitzerwe­chsel, neue Nachbarn ab 1903 durch die Zeche Vondern, Bombenhage­l im Zweiten Weltkrieg: Die Mauern von Burg Vondern und das barocke Herrenhaus haben viel mitgemacht. Heute steht das Herrenhaus mit dem Rittersaal als Außenstell­e des Standesamt­es Oberhausen für

Trauungen bereit.

Schloss Strünkede in Herne: Schloss Strünkede entführt den Besucher ins

13. Jahrhunder­t – damals wurde das Wasserschl­oss zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt. So wie das Schloss derzeit aussieht, entstand es im 16. Jahrhunder­t. Der Baustil des Sitzes der Familie von Strünkede: Frühbarock mit Wassergrab­en sowie ein Park im Stil des französisc­hen Barock. Im

19. Jahrhunder­t endete die herrschaft­liche Ära, Strünkede wurde zum Restaurant, Polizeiqua­rtier und Kindererho­lungsheim. Das Schloss liegt an der auch als Emschersch­nellweg bekannten A 42.

Schloss Bodelschwi­ngh in Dortmund:

Den besten Blick auf Schloss Bodelschwi­ngh, einen eleganten Bau im Stil der Renaissanc­ezeit, haben Besucher von der Höhe des Kirchwegs aus. Fotografie­ren lässt es sich dort am besten morgens, wenn die Sonne von Osten scheint, sagen Mireta und Felix zu Innhausen-Knyphausen. Als bereits 23. Generation bewohnt die Familie das Haus – wie ihre Vorfahren seit Errichtung des Schlosses 1302. Für die Öffentlich­keit ist ein Teil des 16 Hektar großen Schlosspar­ks gesperrt, der ab 1866 vom Gartenarch­itekten Carl Eduard Adolph Petzold von einem Barockgart­en zum weitläufig­en englischen

Landschaft­spark umgestalte­t wurde. Petzold hatte bei Fürst Hermann von Pückler-Muskau gelernt, dem Star der Garten- und Landschaft­splanern jener Zeit. Einige Male im Jahr haben Besucher Zutritt zum Schloss, am Tag des offenen Denkmals im September etwa. Neben der Adelsfamil­ie genießen auch Mieter auf Bodelschwi­ngh die Atmosphäre. Stallungen, die Wagenremis­e und die Scheunen des Anwesens wurden in den 1980er Jahren zu Wohnungen und Büros. Damals musste die Familie die Landwirtsc­haft in Bodelschwi­ngh aufgeben. Der Neubau der Autobahn A 45 hatte die Felder und Wiesen zerschnitt­en.

Schloss Schwansbel­l in Lünen: Einzigarti­g unter den Schlössern des Ruhrgebiet­es ist Schloss Schwansbel­l am Stadtrand von Lünen. Es entstand zu wilhelmini­schen Zeiten ab 1872 als Wasserschl­oss im Stil der englischen Neogotik. Kurios ist, dass die Gräfte – der Wassergrab­en – nicht das Schloss umschließt, sondern lediglich eine kleine Garteninse­l mit einem Pavillon. Auf dem Eiland stand in alter Zeit eine kleine Burg, daher mag wohl die Anlage des Wassergrab­ens stammen.

Auch Schwansbel­l hat viele Nutzungen erlebt: Adelssitz, Waisenhaus, im Zweiten Weltkrieg Pilotenunt­erkunft, später Sitz des städtische­n Hochbauamt­es. Heute gibt es hier Wohnungen und Büros, im benachbart­en Gesindehau­s ist das Stadtmuseu­m Lünen mit einer Spielzeug- und Puppensamm­lung untergebra­cht. Rundwege führen durch den Schlosspar­k mit seinen speziellen Baumarten wie Trompetenb­aum, Christusdo­rn, Robinien und Tulpenbaum.

Mehr als 100 historisch­e Bauten gibt es im Ruhrgebiet

zu entdecken.

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FOTO: WALDEN/OWT GMBH/DPA Zwei markante Rundtürme: Burg Vondern aus der Luft.

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