Saarland erhält nächste Woche viel mehr Impfstoff
Über Wochen musste das Land mit weniger Impfdosen auskommen als geplant. In der nächsten Woche soll sich das ändern.
(fu) Das Saarland erwartet in der nächsten Woche größere Lieferungen von Corona-Impfstoffen. Die Liefermenge des Präparats von Biontech und Pfizer verdoppelt sich von 5850 auf 11 700 Dosen. Auch von den Herstellern Moderna und Astrazeneca soll erheblich mehr Impfstoff in die Region kommen. Insgesamt steigt die Zahl der gelieferten Dosen von 13 050 auf 32 100 an.
Noch immer sind Corona-Impfstoffe ein knappes Gut. Doch das Saarland darf kurzfristig mit deutlich mehr Impfdosen rechnen. In der nächsten Woche soll sich die Zahl der gelieferten Dosen von 13 050 auf 32 100 erhöhen. Das ergibt sich aus den aktuellen Lieferplänen der Bundesregierung für die einzelnen Bundesländer. Demnach verdoppelt sich die Liefermenge des Impfstoffs von Biontech und Pfizer in der nächsten Woche auf 11 700 Dosen. Dabei soll es bis Ende März bleiben. Dass die Zusage höherer Liefermengen weiter Bestand hat, erfuhr die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) am Montag in einer Schaltkonferenz. „Geht man davon aus, dass das Lieferversprechen bis Ende März gehalten wird, können wir sehr zeitnah größere Schritte in der Verimpfung der Impfwilligen auf unserer Impfliste gehen“, erklärte sie. Bachmann sieht nun eine „greifbare Perspektive für jede und jeden, der mit der Impfung die Hoffnung auf den Schutz der eigenen Gesundheit verbindet“.
Damit endet ein mehrwöchiger Engpass in der Lieferkette der beiden Hersteller. Im Januar hatten Biontech und Pfizer ihre Lieferungen überraschend gedrosselt. Der Grund waren Umbauten in einem Abfüllwerk in Belgien, um in Zukunft mehr Impfstoff ausstoßen zu können. Jedoch mussten die Länder kurzfristig mit erheblich weniger Impfdosen auskommen. So erreichten das Saarland pro Woche nur noch 5850 anstelle der erwarteten 9750 Dosen. Das Gesundheitsministerium war gezwungen, mehr als 2000 Termine für Ärzte und Pflegekräfte aus den Krankenhäusern aufzuschieben. Ihnen hatte man eine schnelle Impfung in Aussicht stellen können, nachdem es erlaubt worden war, aus einer Ampulle des Präparats regulär sechs statt fünf Spritzen aufzuziehen. Läuft alles nach Plan, werden bis Monatsende von dem in Deutschland entwickelten Impfstoff knapp 82 000 Dosen im Saarland eingetroffen sein.
Auch die nächste Lieferung des Impfstoffs von Moderna aus den USA wird doppelt so groß ausfallen wie bei den ersten Sendungen im Januar. Sie umfasst diesmal 2400 Dosen. Das ist im Vergleich zu Biontech/ Pfizer eine überschaubare Menge. Jedoch wird Moderna seine Lieferung bereits in der nächsten Woche auf 8400 Einheiten steigern. Das erklärte das Gesundheitsministerium in Saarbrücken auf Nachfrage. Wie es danach aussieht, ist noch unklar. Die von der Bundesregierung angegebenen Daten zu Moderna reichen noch nicht weiter.
Seit dem Start der Corona-Impfungen im vergangenen Dezember schwanken die Liefermengen der Pharmakonzerne. Hinzu kommen Erfolge, aber auch Rückschläge bei der Entwicklung eines Impfschutzes gegen Covid-19. Daher muss auch die Landesregierung im Saarland immer wieder neu disponieren. Ursprünglich war Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) davon ausgegangen, dass das Saarland im ersten Quartal insgesamt 140 000 Dosen erhalten werde. Tatsächlich kamen bis Anfang Februar rund 55 000 Einheiten von Biontech/Pfizer und Moderna an. Damit wäre man von der ersten Planung nicht weit entfernt. Und doch wächst die Ungeduld in der Bevölkerung. Bislang sind im Saarland knapp 39 500 Impfungen verabreicht worden, davon 24 900 Erstimpfungen. Rund 53 300 Menschen haben sich auf der Warteliste des Landes registriert, mehr als 120 000 haben in der ersten Phase einen Anspruch auf eine Impfung. Nachdem am Montag auch die erste Lieferung des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca eingetroffen ist, stehen nun drei Impfstoffe bereit. Allein im Februar werden 21 600 Dosen dieser Vakzine erwartet.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat den Länderministern empfohlen, diese Lieferungen ohne Rückstellungen zu verimpfen (wir berichteten). Also keinen Impfstoff für eine zweite Dosis zurückzuhalten. Ob seine Kollegen dieser Empfehlung folgen, bleibt abzuwarten. Am Montag fand eine Schaltkonferenz der Gesundheitsminister statt. Am 2. März werden im Saarland weitere 16 800 Dosen von Astrazeneca erwartet.
Weil die Ständige Impfkommission (Stiko) das neue Vakzin nur für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren anrät, hat Spahn auch die Corona-Impfverordnung überarbeiten lassen. Die Novelle gilt seit Montag, öffentlich einsehbar ist sie noch nicht. Aus Entwürfen ist bekannt, dass der Bund den Impfstoff aufgrund der Altersbeschränkung „vorrangig“für Personen unter 65 Jahren verwendet sehen will (wir berichteten). Einerseits können Ärzte oder Pflegekräfte dadurch hoffen, schneller an die Reihe zu kommen. Zumal dann, wenn im Februar für eine Zweitimpfung keine Dosen zurückgehalten werden sollten. Andererseits deuten Studienergebnisse auf eine geringere Wirksamkeit des Stoffs von Astrazeneca hin. „Es gibt Leute, die empfinden das als zweite Wahl“, sagte der Pflegebeauftragte der Gewerkschaft Verdi, Michael Quetting, in der vergangenen Woche. Nun gewinnt die Debatte um eine angebliche „Zwei-Klassen-Impfung“weiter an Fahrt. Denn laut Medienberichten ist eine vorläufige Studie aus Südafrika zu dem Ergebnis gekommen, dass der Impfstoff für junge Erwachsene nur einen „minimalen Schutz“gegen die in dem Land kursierende Corona-Mutation B.1.351 bieten könnte. Dagegen wirkt das Vakzin von Biontech/Pfizer einer Laborstudie zufolge sowohl gegen die südafrikanische als auch die britische Variante des Coronavirus. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind diese Mutationen im Saarland bis Sonntag bei 51 Proben entdeckt worden. In 48 Fällen handelte es sich um die als hochinfektiös geltende Mutation aus Großbritannien.