Hauptsache Präsenzunterricht
Die Bundesbildungsministerin hat sich zu einem Thema zu Wort gemeldet, dass sie formal nichts angeht. Nämlich, wie die Länder den Unterricht unter Corona-Bedingungen organisieren können. Anja Karliczek (CDU) versteckt ihren Vorstoß hinter einem Experten-Gutachten. Dessen Kernaussage lautet: So geht es nicht weiter. Und: Es gibt Alternativen zum Homeschooling.
Der monatelange Fernunterricht hinterlässt nämlich massive Lerndefizite und soziale Dramen. Hier entsteht eine Generation Corona, die noch sehr lange Nachteile haben wird. Wie diese Nachteile wieder ausgeglichen werden können, wird ein großes bildungspolitisches Thema nach der Pandemie sein. Jetzt aber geht es darum, die Kinder überhaupt wieder in die Schulen zu bekommen. Auch für Karliczeks Experten ist Homeschooling das Allerletzte, der „Wechselunterricht“das Vorletzte. Sie ziehen in ihren Empfehlungen alle Arten von Präsenzunterricht vor und sei es in aufgeteilten Klassen oder in Kleingruppen, mit versetztem Unterrichtsbeginn oder verringertem Stundenplan. Hauptsache, täglich direkter Kontakt zu den Lehrkräften. Das gilt vor allem für die Grundschulen. Etliche von ihnen hatten im letzten Frühjahr schon ähnliche Modelle entwickelt und mit Erfolg praktiziert.
Was dagegen spricht? Zum einen die Angst vieler Lehrer, sich trotz aller Schutzmaßnahmen zu infizieren. Deshalb sollten die Pädagogen jetzt bei den Impfungen vorgezogen werden, zumal der Impfstoff von Astrazeneca nicht für über 65-Jährige zugelassen ist. Und was noch dagegen spricht? Die Ängstlichkeit mancher Schulbehörden. Die sollte sich mit der gemeinsamen Empfehlung von 36 Fachgesellschaften erledigt haben.