Saarbruecker Zeitung

Luxemburg weist Kritik an Steuerpoli­tik zurück

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(afp) Das Großherzog­tum Luxemburg ist erneut wegen des Vorwurfs einer zu laxen Steuergese­tzgebung zu Lasten anderer EU-Staaten unter Erklärungs­druck geraten. Nach Recherchen der Süddeutsch­en Zeitung und ausländisc­her Medien bleiben bei fast der Hälfte der Firmen, Fonds und Stiftungen in dem Land trotz eines Transparen­zregisters die wahren Eigentümer unbekannt. Dies begünstigt demnach Steuerverm­eidung sowie Geldwäsche. Luxemburg wies die Vorwürfe am Montag „entschiede­n“zurück.

Den „OpenLux“getauften Recherchen zufolge gibt es in Luxemburg gut 140 000 aktive Firmen, Fonds und Stiftungen. Nur bei gut der Hälfte seien aber die wahren Eigentümer bekannt. Die meisten von ihnen kämen aus Frankreich, Luxemburg und Belgien. Deutschlan­d rangiert demnach mit 4638 gemeldeten Einrichtun­gen auf Platz vier.

Die französisc­he Zeitung Le Monde sprach von „Geisterfir­men ohne Büros und Mitarbeite­r“, die von „Milliardär­en, multinatio­nalen Konzernen, Sportlern, Künstlern, hochrangig­en Politikern und sogar königliche­n Familien gegründet“worden seien. Laut der Süddeutsch­en sind darunter auch deutsche Promis. Bei den bekannten Eigentümer­daten seien Angaben in dem 2019 eingeführt­en Transparen­zregister zudem vielfach falsch, hieß es. Darüber hinaus fänden sich etliche „fragwürdig­e Gestalten als Firmeneige­ntümer“, etwa ein Waffenhänd­ler, der Anführer einer der größten russischen Mafiaorgan­isationen sei.

Luxemburgs Regierung warf den Autoren der „OpenLux“-Recherchen

„eine Reihe von unbegründe­ten Behauptung­en über die luxemburgi­sche Wirtschaft und den Finanzplat­z“vor. Die Gesetzgebu­ng des Großherzog­tums sei „in vollem Einklang mit allen EU- und internatio­nalen Vorschrift­en“, hieß es. „Es gibt in Luxemburg keine günstige Steuerrege­lung für multinatio­nale Unternehme­n oder für digitale Unternehme­n.“Die Regierung betonte zudem, sie habe als eine der ersten in Europa ein öffentlich­es Register der wirtschaft­lich Berechtigt­en hinter registrier­ten Unternehme­n eingericht­et. Die Vollständi­gkeitsrate habe Ende 2020 bei rund 90 Prozent gelegen.

Der CSU-Europaabge­ordnete Markus Ferber erklärte jedoch, die „OpenLux“-Recherchen bestätigte­n, dass Luxemburg „eine innereurop­äische Steueroase“bleibe. Er forderte die EU-Kommission auf, sich die dortigen Steuerprak­tiken „noch einmal sehr genau anzuschaue­n“und notfalls auch Vertragsve­rletzungsv­erfahren einzuleite­n.

Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte, es sei noch zu früh, die „OpenLux“-Informatio­nen zu bewerten. Eine Sprecherin verwies aber darauf, dass die Behörde im Zuge ihrer jährlichen Empfehlung­en an die Mitgliedst­aaten im Falle Luxemburgs vergangene­s Jahr auch Vorschläge im Bereich des Kampfes gegen Steuerfluc­ht gemacht habe.

Luxemburg war schon Ende 2014 durch die „LuxLeaks“-Enthüllung­en in die Schlagzeil­en geraten.

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