Martin Schulze setzt Völklingen unter Strom
Ob fürs Kochen, Baden oder Fernsehen: Experten der Stadtwerke sorgen dafür, dass das Leitungsnetz der Stadtwerke funktioniert.
„Alles, was mit Propellern zu tun hat“, antwortet Martin Schulze auf die Frage nach den Hobbys. Zu seiner Drohnen-Sammlung gehört auch ein fliegender Weihnachtsmann. Den 50-Jährigen fasziniert der Perspektivwechsel. Von oben sieht die Welt ganz anders aus. Und wer kann schon ein Selfie aus 500 Metern Entfernung machen? „Andere gehen mit dem Hund um den Block, ich drehe mit der Drohne eine Runde“, erzählt er und lacht.
Die Begeisterung für Technik wurde Schulze in die Wiege gelegt, sein Vater war Elektriker. Als Kind spielte er lieber mit Fischertechnik-Baukästen als mit Legosteinen. Und mit etwa zehn Jahren verbrannte er sich erstmals die Finger am Lötkolben. Nach dem Abitur studierte Schulze zunächst Elektrotechnik, nach zweieinhalb Semestern wechselte er zur Informationswissenschaft. Mit dem Magisterabschluss in der Tasche heuerte er 2002 bei den Völklinger Stadtwerken an.
Zunächst kümmerte sich der EDV-Experte um die Computerprobleme der Kollegen, dann wechselte er zur Netzleitwarte. „Es macht immer noch Spaß“, versichert der Teamleiter, „es wird nie langweilig in dem Job.“Das vierköpfige Team sichert die Strom-, Gas-, Wasser- und Fernwärmeversorgung der rund 40 000 Völklinger. Die Männer sorgen dafür, dass die Energie dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
An ihren Schreibtischen haben sie viele Monitore mit Grafiken, Tabellen und Kurven im Blick. Die Rechner, die alles kontrollieren und steuern, sind nicht mit dem Internet verbunden. Aus Sicherheitsgründen. So wird vermieden, dass sich jemand von außen Zugriff verschafft.
Martin Schulze und seine Kollegen überwachen nicht nur, sie greifen auch ein. Wenn nötig, nehmen sie die Spannung oder den Druck von der Leitung. Ein Beispiel: Stehen Wartungsarbeiten an einem Wasserwerk an, schaltet die Netzleitwarte den Strom der Anlage aus und später wieder ein. Im Notfall könnte der Teamleiter ganz Völklingen verdunkeln. Wenige Mausklicks genügen, und es ist zappenduster in der Hüttenstadt.
Auf einem Bildschirm flimmert der Bereitschaftsplan der Woche. Jederzeit ist klar, welcher Techniker im Ernstfall ausrückt. Selten geht es dabei um Leben und Tod, manchmal aber um Minuten: Zerstört ein Baggerfahrer vor einer wichtigen Fußballübertragung im Fernsehen eine Leitung, steht das Telefon in der Netzleitwarte nicht mehr still. Dann bekommen die Männer von den Fans, die in die Röhre schauen, ordentlich was auf die Ohren.
Apropos Fußball-Fans. Wenn sie in der Halbzeitpause auf die Toilette gehen, steigt die Kurve mit dem Wasserverbrauch. Oder hat die Feuerwehr-Übung den Ausschlag nach oben verursacht? Oder wurde doch wieder bei Bauarbeiten ein Wasserrohr beschädigt? Spürsinn und Erfahrung sind nötig, um von der Norm abweichende Zahlen richtig zu interpretieren.
Der Bergbau als Schadensverursacher fällt seit einigen Jahren weg. Und auch Wetterkapriolen sind selten ein Problem. In Völklingen liegen fast alle Leitungen unter der Erde. „Erst denken, dann handeln“, lautet Martin Schulzes Maxime, wenn ein Sensor defekt oder ein Messwert gestört ist. Seine Devise: Luft holen, einen Schritt zurücktreten, sich den Überblick verschaffen.
Sollte der Strom in Völklingen wider Erwarten einmal großflächig ausfallen, brauchen die Experten der Netzgesellschaft neben guten Nerven vor allem eins – Elektrizität. Ohne Saft auf den Leitungen funktionieren weder Meldeelektronik noch Fernsteuerung. Eine große Notstrombatterie im Keller sichert deshalb die unterbrechungsfreie Stromversorgung. Ihre Funktionstüchtigkeit wird regelmäßig geprüft. „Da hängt auch unsere Kaffeemaschine dran“, sagt Martin Schulze mit einem Schmunzeln.
Das vierköpfige Team sichert die Strom-, Gas, Wasser- und Fernwärmeversorgung der rund 40 000 Völklinger.