Fritz Zolnhofers Fisch schwimmt weiter hier
Wer möchte, kann das denkmalgeschützte Meisterwerk im Bürgerzentrum Mühlenviertel betrachten. Anmeldung genügt.
Dieser Tage wäre einer der einflussreichsten Künstler des Saarlandes, Fritz Zolnhofer, 125 Jahre alt geworden. Sein bekanntestes und größtes Kunstwerk, das er im öffentlichen Raum in Saarbrücken hinterlassen hat, ist sicherlich das großartige Mosaik, das er für das ehemalige Stadtbad St. Johann entwarf.
Das Schwimmbad existiert schon lange nicht mehr. Heute befindet sich dort das Bürgerzentrum Mühlenviertel, das in den komplett entkernten Schwimmhallen gebaut wurde. Nur wenig erinnert heute noch daran, dass dort seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Saarbrücker schwimmen lernten.
Das übergroße Mosaik, das einst die Kopfwand der kleinen Schwimmhalle schmückte, hat sich aber vollständig erhalten, „es musste nach den ganzen Baumaßnahmen nicht einmal renoviert werden“, erklärt Hans Joachim Müller, Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt e.V., nicht ohne Stolz.
Der Ursprungsbau des Stadtbades St. Johann entstand 1905 bis 1906 als Kaiser-Friedrich-Bad nach Entwürfen der Saarbrücker Architekten Heinker & Witzschel. Der Bau war damals schon ein Backsteinbau mit Betonskelett. Nachdem das Stadtbad im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde, baute der Architekt Jacques Quirin es in den Jahren zwischen 1950 und 1954 wieder auf, übernahm Grundriss und Aufteilung der Vierflügelanlage mit Innenhof.
Die große, flach gedeckte Schwimmhalle erhielt eine Glaswand
zum Innenhof, die umlaufenden Emporen wurden von sechs Säulen getragen, die Fritz Zolnhofer mit Mosaiken gestaltete, die im unteren Bereich Tiere und Pflanzen der Unterwasserwelt zeigen.
In der kleinen Schwimmhalle erschuf er sein wandfüllendes Mosaik mit der Darstellung eines übergroßen Fischs umgeben von Wellenformen, kleineren Fischen und Wasserpflanzen. Die Farben des Mosaiks orientierten sich an den bunten, aber gedämpften und zurückhaltenden Farben der 1950er Jahre.
Die einzelnen Mosaikteile bestehen aus unglasierten Keramiksteinen, was die Farbgebung bis heute prägt und das Mosaik so außergewöhnlich macht. Das 144 Quadratmeter große Kunstwerk entstand in Zusammenarbeit mit Villeroy & Boch.
Bis 2001 haben Tausende von Saarbrücker Kindern in Schwimmkursen von Vereinen oder mit ihren Schulklassen vor diesem Mosaik schwimmen gelernt. Mit der Eröffnung des Calypso-Bades im Deutschmühlental wurde der Badebetrieb im Stadtbad eingestellt, es wurde geschlossen.
Zolnhofers Mosaiken und das Kesselhaus wurden 2004 unter Denkmalschutz gestellt. So war sichergestellt, dass sie bei einem Umbau und einer weiteren Nutzung erhalten werden mussten. Erst im Juni 2009 hat der Stadtrat entschieden, den Gebäudekomplex an einen Investor zu verkaufen, der es zu einem Mehrgenerationen-Wohnprojekt, verbunden mit Maßnahmen zur Förderung des sozialen Lebens in St. Johann, umbaute.
So wurden die sechs Säulen mit den Zolnhofer-Mosaiken in Privatwohnungen integriert, sie sind in ihrer ursprünglichen Form und im Aussehen erhalten geblieben. Im Jahr 2013 erwarb der Verein Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt e.V. Räumlichkeiten in dem neuen Wohnkomplex.
Seither finden sich die Büros und Seminarräume des Vereins genau dort, wo früher das Becken der kleinen Schwimmhalle war. Die Einbauten der Büros, sowie die darüber liegenden Privatwohnungen über zwei Etagen, enden mit einem Abstand von rund sieben Metern vor dem großen Mosaik.
Dort, wo einst Nichtschwimmer zu Schwimmern wurden, ist heute ein offener, drei Etagen hoher Gemeinschaftsraum, der von den Bewohnern des Bürgerzentrums Mühlenviertel genutzt werden kann. Der Raum ist hell und freundlich. Und Zolnhofers großes Fischmosaik, das früher den Charme des Stadtbads ausmachte, ist in seiner gesamten Pracht erhalten und zu bewundern.
„In den Räumen bieten wir für die Bewohner Yogakurse an, einen Französisch Konversationskurs oder auch einen Schachkurs“, erklärt Hans Joachim Müller, der Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt e.V. Und dann fügt er hinzu, dass die Räume aber auch für interessierte Besucher zugänglich sind. „Man braucht sich nur bei uns anzumelden, dann kann man das Mosaik betrachten“.
Kontakt: Leben im Mühlenviertel e.V., LAG Pro Ehrenamt e.V., Richard-Wagner-Straße 6, Saarbrücken, (06 81) 9 38 59-740.