Höhenflug der Adler geht weiter
Eintracht Frankfurt ist als einziges Team in der Fußball-Bundesliga noch ohne Niederlage im neuen Jahr.
(dpa) Mitten im sportlichen Höhenflug von Eintracht Frankfurt hebt Martin Hinteregger tatsächlich ab. Der österreichische Abwehrrecke der Eintracht will irgendwann einen Rettungshubschrauber fliegen und macht deshalb momentan seine Lizenz als Helikopterpilot. Die Fernsehserie „Der Bergdoktor“animierte den Eintracht-Kapitän, der mittlerweile auch den einen oder anderen Kollegen für sein Hobby begeistert hat.
Bildlich gesprochen schweben Hinteregger und Co. in der Fußball-Bundesliga derzeit ebenfalls über den Wolken und sehnen sich nach der Champions League. „Wenn die Saison vorbei wäre, wäre es ein absoluter Traum. Aber es sind noch 14 Runden zu spielen“, sagte Trainer Adi Hütter nach dem überzeugenden 3:1-Sieg am Sonntag bei der TSG 1899 Hoffenheim. Der 50 Jahre alte Landsmann von Hinteregger ersparte sich die branchenüblichen Floskeln wie „nicht abheben“oder „weiter an uns arbeiten“und beteuerte: „Was ich nicht bremsen werde, ist die Euphorie. Die ist da.“
Die Hessen sind als einziges Team in der Liga noch ohne Niederlage im neuen Jahr und haben plötzlich die Königsklasse im Blick. Ob die Champions League realistisch ist, wurde Hütter gefragt – und der Chefcoach zögerte keinen Moment mit der Antwort: „Wenn wir so weiterspielen, dann auf alle Fälle.“Kaum auszumalen in Geisterspiel-Zeiten während der Corona-Krise, was im Frankfurter Stadion los wäre, wenn die heißblütigen Eintracht-Fans ihre Lieblinge am kommenden Sonntag gegen den 1. FC Köln und die Woche darauf gegen den FC Bayern München live sehen könnten.
Adler-Anhänger wissen natürlich: 1960 stand ihr Club mal im Finale des Europapokals der Landesmeister – unterlag aber in Glasgow vor sagenhaften 135 000 Zuschauern mit 3:7 gegen Real Madrid. „Die Eintracht hat noch nie Champions League gespielt. Das wäre ein Riesentraum, aber das ist noch ein weiter Weg“, sagte Hinteregger.
Noch bestens in Erinnerung sind den Frankfurtern die rauschenden Nächte in der Europa League. In der Saison 2018/19 stürmte die Eintracht bis ins Halbfinale gegen den FC Chelsea, ein Jahr später scheiterte Hütters Team im Achtelfinale am FC Basel. Mit einer Serie von neun ungeschlagenen Spielen empfiehlt sich der Tabellenvierte nun wieder für einen Platz im internationalen Geschäft.
Mittelfeldspieler Sebastian Rode lobte „diese Stabilität und dieses Selbstbewusstsein“seines Teams. „Aktuell sind wir natürlich eine sehr, sehr gute Mannschaft“, sagte Hütter. So konnte sich der Chefcoach in Sinsheim sogar den Luxus leisten, Real-Madrid-Leihgabe Luka Jovic erneut nur als Joker einzusetzen. Dessen serbischer Kumpel Filip Kostic glänzte als Torschütze des 1:0 (15. Minute) und Vorbereiter der Kopfballtreffer von Evan N’Dicka (62.) und André Silva (64.), der mittlerweile stolze 17 Saisontore auf dem Konto hat.
„Immer dieses Niveau zu halten, ist nicht so einfach. Er hat es wieder gefunden. Das hat auch mit der Rückkehr von Luka Jovic zu tun. Das tut ihm gut. Man hat gemerkt, an dem Tag, als Luka da war, hat sich bei Filip einiges bewegt. Er spielt momentan wieder auf einem sehr hohen Level“, lobte Hütter, der wie Hobby-Pilot Hinteregger hofft, dass der Höhenflug weitergeht.
„Was ich nicht bremsen werde, ist die Euphorie. Die ist da.“
Adi Hütter
Trainer von Eintracht Frankfurt