Was saarländische Top-Köche zum Mitnehmen anbieten
Viele saarländische Gastronomen bieten ihre Gerichte im Lockdown zum Abholen an. Das Angebot kommt offenbar gut an.
Kleines Land mit großer Küche – das Saarland ist für seine ausgezeichneten Gastronomiebetriebe bekannt. Doch seit dem 1. November sind Gasthäuser, Bistros, Trattorien und Restaurants geschlossen. Harte Zeiten, in denen es existentiell wichtig ist, dass die staatlichen Hilfen ankommen. Um den Betrieb einigermaßen am Laufen zu halten und den Gästen in Coronazeiten auch etwas anbieten zu können, haben etliche Gastronomen einen Außer-Haus-Service eingeführt. Wir haben uns in verschiedenen Restaurants umgehört.
Cliff Hämmerle in Blieskastel-Webenheim kocht weiterhin mit seinen sechs Azubis und bietet an zwei bis drei Tagen wöchentlich wechselnde Gerichte zum Mitnehmen an. „Wir sind gut beschäftigt und unseren Azubis macht das richtig Spaß“, freut sich der Sterneund Fernsehkoch über die Resonanz.
Die Gäste kämen hauptsächlich aus dem Saarpfalzkreis, aber auch von weiter her, aus Neunkirchen, Saarbrücken oder Völklingen. Die Gerichte, zum Beispiel ein Knödel-Trio mit Lauchgemüse und Pilzpfanne, ein Wiener Schnitzel oder Wildlachs mit Pistazien-Tomaten-Kruste wechseln wöchentlich, sind zum direkten Verzehr oder können zu Hause noch einmal kurz warm gemacht werden. Für November sei die staatliche Hilfe angekommen, für Dezember nur ein kleiner Teil, für Januar sei noch nichts in Sicht.
Letzteres trifft auch auf die anderen Betriebe zu. „Die Novemberhilfe ist da, für Dezember gab es einen Abschlag, das war‘s bislang“, erklärt Markus Keller vom Landhaus Wern’s Mühle in Ottweiler-Fürth. „Das geht alles sehr zögerlich und ist nicht gut geregelt“, so der Inhaber und Küchenchef. Er bietet weiterhin seine Aktion „Wern’s Mühle im Glas“an. Die Speisen wie Schweinebäckchen im Wurzelsud, Rehragout mit Rotkraut und Spätzle oder Mühlen-Bowl mit Wintergemüse sind so zubereitet, dass sie zu Hause fertig gestellt werden können. Dann steht ein frisches, heißes Essen auf dem Tisch – und die Gläser werden wieder zurückgegeben. Eine sinnvolle Sache. Im Januar habe Keller keine Kurzarbeit einführen müssen, die Mitarbeiter hätten Urlaub genommen oder Überstunden abgebaut, andere führen Renovierungsarbeiten im Landhaus aus.
Bei Bernd Rech vom Gasthaus Rech in Eppelborn-Habach sind die meisten seiner neun Festangestellten in Kurzarbeit, mit einem kleinen Rumpfteam bietet Familie Rech einen Abholservice an. Da gibt es Klassiker wie Champignonrahmschnitzel, Schweinefilet oder Zanderfilet. Die kann man fertig zubereitet abholen oder als „Mitmachtüte“zum Selbstkochen zu Hause. „Gut angenommen wird auch unser neues Angebot ‚Mal anders‘“, sagt Rech. Da können sich die Gäste zum Beispiel auf einen Burger vom heimischen Rind oder eine gegrillte Rehkeule freuen.
Günter Ressmann bietet zum Jahresanfang traditionell ein Jubiläumsmenü an. Das gibt es, neben anderen Speisen, jetzt auch in Coronazeiten. 36 Jahre Ressmann in Kirkel wird gefeiert mit einem hochwertigen Vier-GangMenü zu 36 Euro pro Person. Die Speisen sind umweltfreundlich verpackt und werden zu Hause in Topf, Pfanne oder Backofen erwärmt und angerichtet. Bis Ende Februar gibt es Mousse von der heimischen Entenleber, Cremesuppe von der Pastinake, geschmorte irische Ochsenbäckchen sowie Aprikosen-Strudel mit Nougatcreme. „Wir machen derzeit Kurzarbeit bei vollem Lohnausgleich“, berichtet Ressmann, „unsere Mitarbeiter haben keinen Abzug und sind sehr glücklich darüber.“Bei dem Außer-Haus-Service komme nicht viel rum, aber so und mit den staatlichen Hilfen könne er seine Mitarbeiter halten und sei für seine Gäste da.
Auch Hermann Wögerbauer von der Hostellerie Bacher-Wögerbauer in Neunkirchen-Kohlhof will für seine Gäste da sein und seine Mitarbeiter halten. „Vom Außer-Haus-Geschäft können wir nicht leben“, sagt er, das sei nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Gut würden bei ihm die Menü-Angebote zu Feiertagen oder jetzt zum Valentinstag laufen. Seine Haupteinnahmequelle sei allerdings sein Hotel. Die 20 Zimmer sind von Geschäftsreisenden zu rund 50 Prozent belegt. „Und unsere Hausgäste können sich ja auch etwas zum Essen bestellen.“
Besonders hart vom Lockdown betroffen ist Alexander Kunz aus St. Wendel-Bliesen. Normalerweise würde der Sternekoch derzeit täglich mehrere hundert Gäste im Spiegelpalais zum Kunz Theatre begrüßen, was derzeit nicht geht. Richtig gut laufe seine Manufaktur. Vor allem die Menüangebote würden nachgefragt.
Die Speisen aus seiner Manufaktur, die es schon vor Corona gab und die ganzjährig weitergeführt werde, können in Bliesen abgeholt werden oder man kann sie sich mit UPS zusenden lassen. Das funktioniere sehr gut. So komme er, wie etliche andere Kollegen, einigermaßen über die Runden, ohne Mitarbeiter entlassen zu müssen. Aber nur, wenn die staatlichen Hilfen weiterhin fließen…
„Wir machen derzeit Kurzarbeit bei vollem Lohnausgleich.“
Günter Ressmann
Restaurant Ressmann in Kirkel