Saarbruecker Zeitung

Was saarländis­che Top-Köche zum Mitnehmen anbieten

Viele saarländis­che Gastronome­n bieten ihre Gerichte im Lockdown zum Abholen an. Das Angebot kommt offenbar gut an.

- VON THOMAS REINHARDT

Kleines Land mit großer Küche – das Saarland ist für seine ausgezeich­neten Gastronomi­ebetriebe bekannt. Doch seit dem 1. November sind Gasthäuser, Bistros, Trattorien und Restaurant­s geschlosse­n. Harte Zeiten, in denen es existentie­ll wichtig ist, dass die staatliche­n Hilfen ankommen. Um den Betrieb einigermaß­en am Laufen zu halten und den Gästen in Coronazeit­en auch etwas anbieten zu können, haben etliche Gastronome­n einen Außer-Haus-Service eingeführt. Wir haben uns in verschiede­nen Restaurant­s umgehört.

Cliff Hämmerle in Blieskaste­l-Webenheim kocht weiterhin mit seinen sechs Azubis und bietet an zwei bis drei Tagen wöchentlic­h wechselnde Gerichte zum Mitnehmen an. „Wir sind gut beschäftig­t und unseren Azubis macht das richtig Spaß“, freut sich der Sterneund Fernsehkoc­h über die Resonanz.

Die Gäste kämen hauptsächl­ich aus dem Saarpfalzk­reis, aber auch von weiter her, aus Neunkirche­n, Saarbrücke­n oder Völklingen. Die Gerichte, zum Beispiel ein Knödel-Trio mit Lauchgemüs­e und Pilzpfanne, ein Wiener Schnitzel oder Wildlachs mit Pistazien-Tomaten-Kruste wechseln wöchentlic­h, sind zum direkten Verzehr oder können zu Hause noch einmal kurz warm gemacht werden. Für November sei die staatliche Hilfe angekommen, für Dezember nur ein kleiner Teil, für Januar sei noch nichts in Sicht.

Letzteres trifft auch auf die anderen Betriebe zu. „Die Novemberhi­lfe ist da, für Dezember gab es einen Abschlag, das war‘s bislang“, erklärt Markus Keller vom Landhaus Wern’s Mühle in Ottweiler-Fürth. „Das geht alles sehr zögerlich und ist nicht gut geregelt“, so der Inhaber und Küchenchef. Er bietet weiterhin seine Aktion „Wern’s Mühle im Glas“an. Die Speisen wie Schweinebä­ckchen im Wurzelsud, Rehragout mit Rotkraut und Spätzle oder Mühlen-Bowl mit Wintergemü­se sind so zubereitet, dass sie zu Hause fertig gestellt werden können. Dann steht ein frisches, heißes Essen auf dem Tisch – und die Gläser werden wieder zurückgege­ben. Eine sinnvolle Sache. Im Januar habe Keller keine Kurzarbeit einführen müssen, die Mitarbeite­r hätten Urlaub genommen oder Überstunde­n abgebaut, andere führen Renovierun­gsarbeiten im Landhaus aus.

Bei Bernd Rech vom Gasthaus Rech in Eppelborn-Habach sind die meisten seiner neun Festangest­ellten in Kurzarbeit, mit einem kleinen Rumpfteam bietet Familie Rech einen Abholservi­ce an. Da gibt es Klassiker wie Champignon­rahmschnit­zel, Schweinefi­let oder Zanderfile­t. Die kann man fertig zubereitet abholen oder als „Mitmachtüt­e“zum Selbstkoch­en zu Hause. „Gut angenommen wird auch unser neues Angebot ‚Mal anders‘“, sagt Rech. Da können sich die Gäste zum Beispiel auf einen Burger vom heimischen Rind oder eine gegrillte Rehkeule freuen.

Günter Ressmann bietet zum Jahresanfa­ng traditione­ll ein Jubiläumsm­enü an. Das gibt es, neben anderen Speisen, jetzt auch in Coronazeit­en. 36 Jahre Ressmann in Kirkel wird gefeiert mit einem hochwertig­en Vier-GangMenü zu 36 Euro pro Person. Die Speisen sind umweltfreu­ndlich verpackt und werden zu Hause in Topf, Pfanne oder Backofen erwärmt und angerichte­t. Bis Ende Februar gibt es Mousse von der heimischen Entenleber, Cremesuppe von der Pastinake, geschmorte irische Ochsenbäck­chen sowie Aprikosen-Strudel mit Nougatcrem­e. „Wir machen derzeit Kurzarbeit bei vollem Lohnausgle­ich“, berichtet Ressmann, „unsere Mitarbeite­r haben keinen Abzug und sind sehr glücklich darüber.“Bei dem Außer-Haus-Service komme nicht viel rum, aber so und mit den staatliche­n Hilfen könne er seine Mitarbeite­r halten und sei für seine Gäste da.

Auch Hermann Wögerbauer von der Hostelleri­e Bacher-Wögerbauer in Neunkirche­n-Kohlhof will für seine Gäste da sein und seine Mitarbeite­r halten. „Vom Außer-Haus-Geschäft können wir nicht leben“, sagt er, das sei nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Gut würden bei ihm die Menü-Angebote zu Feiertagen oder jetzt zum Valentinst­ag laufen. Seine Haupteinna­hmequelle sei allerdings sein Hotel. Die 20 Zimmer sind von Geschäftsr­eisenden zu rund 50 Prozent belegt. „Und unsere Hausgäste können sich ja auch etwas zum Essen bestellen.“

Besonders hart vom Lockdown betroffen ist Alexander Kunz aus St. Wendel-Bliesen. Normalerwe­ise würde der Sternekoch derzeit täglich mehrere hundert Gäste im Spiegelpal­ais zum Kunz Theatre begrüßen, was derzeit nicht geht. Richtig gut laufe seine Manufaktur. Vor allem die Menüangebo­te würden nachgefrag­t.

Die Speisen aus seiner Manufaktur, die es schon vor Corona gab und die ganzjährig weitergefü­hrt werde, können in Bliesen abgeholt werden oder man kann sie sich mit UPS zusenden lassen. Das funktionie­re sehr gut. So komme er, wie etliche andere Kollegen, einigermaß­en über die Runden, ohne Mitarbeite­r entlassen zu müssen. Aber nur, wenn die staatliche­n Hilfen weiterhin fließen…

„Wir machen derzeit Kurzarbeit bei vollem Lohnausgle­ich.“

Günter Ressmann

Restaurant Ressmann in Kirkel

 ?? FOTOS: THOMAS REINHARDT ?? Diese und andere Gerichte können sich Gourmets nach Hause holen: Enten-Mousse von Günter Ressmann aus Kirkel, Zander von Markus Keller aus Ottweiler-Fürth, Lachs von Cliff Hämmerle aus Blieskaste­l-Webenheim und Schweinebä­ckchen von Hermann Wögerbauer aus Neunkirche­n-Kohlhof.
FOTOS: THOMAS REINHARDT Diese und andere Gerichte können sich Gourmets nach Hause holen: Enten-Mousse von Günter Ressmann aus Kirkel, Zander von Markus Keller aus Ottweiler-Fürth, Lachs von Cliff Hämmerle aus Blieskaste­l-Webenheim und Schweinebä­ckchen von Hermann Wögerbauer aus Neunkirche­n-Kohlhof.

Newspapers in German

Newspapers from Germany