Ford produziert nach Pause gedrosselt weiter
Nach der Zwangspause wird Ford in Saarlouis die Bänder nur gedrosselt anlaufen lassen. Teile, die für die Produktion nötig sind, werden noch immer nicht geliefert. Doch das ist nicht der einzige Grund.
(mzt) Die weltweite Halbleiter-Krise in der Autoindustrie belastet weiterhin das Ford-Werk in Saarlouis. Hinzu kommen die Folgen durch Corona-Auflagen, die den Verkauf von Fahrzeugen in Europa hemmen. Mitte Januar hatte der Autobauer die Bänder aus diesen Gründen im Saarland gestoppt. Nach den Fastnachtsferien laufen sie nach Angaben des Betriebsrats nicht wieder voll an. Die Produktion beginnt mit zwei Vier-Tage-Wochen. Im weiteren Verlauf des März wird nur an drei Tagen in der Woche gearbeitet. Elf Kurzarbeitstage sind insgesamt bis Ende März vorgesehen. Wie es danach weitergeht, soll im März entschieden werden, so die Arbeitnehmervertretung. Um Ostern herum wird wohl an drei weiteren Tagen nicht produziert.
Der Betriebsrat rechnet mit einer Entspannung der Halbleiter-Knappheit
frühestens im zweiten Quartal. „Sicher ist dies jedoch noch nicht“, heißt es in einer Mitteilung an die Belegschaft. Der Konzern wollte weder zu den Planungen weiterer Kurzarbeit
noch zu den möglichen Gründen dafür Stellung nehmen. Der Betriebsrat will dem Management nicht eindeutig die Schuld für die Lieferengpässe geben, schließt aber auch nicht aus, dass die Geschäftsführung sie hätte verhindern können. Klar ist für den Betriebsrat, dass die Mitarbeiter – und auch die Steuerzahler wegen der Kosten für die Kurzarbeit – die Zeche zahlen. Immerhin stockt Ford das Kurzarbeitergeld auf 80 Prozent des Nettolohns auf.
Seit Mitte Dezember haben Autohersteller weltweit mit dem Zuliefer-Problem zu kämpfen. Halbleiter sind wesentliche Bestandteile von Mikrochips. Die wiederum stecken in vielen Kontroll- und Steuerungsmodulen der Fahrzeuge.
Wie stark eine rückläufige Nachfrage nach dem Focus eine Rolle bei der zusätzlichen Kurzarbeit spielt, ist offen. Der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal habe die Geschäftsführung in Köln dazu befragt, aber keine klare Antwort erhalten. Seine Argumentation: Durch die Kurzarbeit
werden in Saarlouis im ersten Quartal knapp 30 000 Auto weniger gebaut als ursprünglich geplant. Wenn dies nur mit Zulieferproblemen zusammenhängt, könnte diese Zahl von Fahrzeugen nach-produziert werden. Dafür habe es aber keine Zusagen gegeben, sagte Thal.
Nächste Woche will Ford nach einem Bericht der Automobilwoche verkünden, wo es seinen ersten vollelektrischen Kleinwagen bauen will. Demnach ist die Entscheidung für Köln gefallen. Das Elektroauto wird dort seit einiger Zeit entwickelt. Es soll auf Basis der Elektroauto-Plattform des ID3 von VW gefertigt werden. Nachdem Ford diese Pläne verkündet hat, starten möglicherweise die Gespräche der Geschäftsführung mit dem Betriebsrat in Saarlouis über die Zukunft des Werks, wenn 2025 die Produktion des Focus ausläuft.