Saarbruecker Zeitung

Apotheken bleiben auf 7000 Grippe-Impfdosen sitzen

Um dem Andrang im Oktober gerecht zu werden, wurde fleißig Influenza-Impfstoff nachbestel­lt. Geliefert wurde er dann aber zu spät.

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(mtn) Viele saarländis­che Apotheken bleiben wohl auf überschüss­igen Grippe-Impfdosen sitzen. Wie Carsten Wohlfeil, Geschäftsf­ührer der Apothekerk­ammer des Saarlandes, mitteilt, habe im Oktober und November ein so großer Andrang geherrscht, dass der Impfstoff knapp wurde. Die nachbestel­lten Impfstoffd­osen seien aber zu spät angekommen, so Wohlfeil. „Insgesamt sind rund 7000 Impfstoffd­osen übrig, manche Apotheke bleibt auf bis zu 500 Dosen sitzen. Wenn man bedenkt, dass eine Dose rund zehn Euro kostet, dann ist das schon ein nennenswer­ter Schaden.“

Wie kam es dazu? Wie Wohlfeil erläutert, werde der Grippe-Impfstoff immer Anfang des Jahres bestellt. „Und Anfang 2020 war Corona noch kein Thema.“Man habe den Impfstoff also in den sonst üblichen Mengen bestellt, die im Corona-Jahr 2020 aber nicht ausgereich­t hätten. Im vergangene­n Jahr habe es erstmals schon im September eine hohe Nachfrage nach Grippeimpf­ungen gegeben. Bereits Ende Oktober sei der Vorrat an Impfstoffd­osen, der eigentlich für die ganze Saison hätte reichen sollen, aufgebrauc­ht gewesen. Die Nachbestel­lungen seien erst Mitte Dezember angekommen, als die Nachfrage schon wieder zurückgega­ngen war.

Damit bleiben die Apotheken auf ihrem Schaden sitzen. Wohlfeil hofft laut eigener Aussage auf Hilfe vom Bund. Denn die Apotheken hätten auch deshalb so viele Impfstoffd­osen nachbestel­lt, weil der Druck aus der Politik groß gewesen sei. „Da wäre es doch schön, wenn der Bund nun für die Schäden aufkommen würde“, sagt Wohlfeil.

Das Saarland ist eine von bundesweit vier Testregion­en, in denen die Grippeimpf­ung in der Apotheke derzeit ausprobier­t wird, neben Bayern, Nordrhein-Westfalen und Berlin. Trotz der Impfstoffk­nappheit und der Belastung durch die Corona-Pandemie fällt das Resümee der Apothekerk­ammer positiv aus: Rund 500 Impfungen seien in rund 40 saarländis­chen Apotheken bisher durchgefüh­rt worden. Das seien die meisten Impfungen aller Testregion­en, so Wohlfeil. Mit dieser hohen Nachfrage habe man nicht gerechnet, auch Privatvers­icherte hätten großes Interesse gezeigt.

Fürs Erste können sich jedoch nur Versichert­e der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland impfen lassen. Für diese ist die Impfung kostenlos, Versichert­e anderer Krankenkas­sen können sich in der Apotheke auch dann nicht impfen lassen, wenn sie die Impfung selbst bezahlen wollen, wie Wohlfeil betont. Das habe oft zu Schwierigk­eiten in den Apotheken geführt, die alle Versichert­en anderer Krankenkas­sen wieder haben heimschick­en müssen. „Derzeit sind wir jedoch in Gesprächen auch mit größeren Krankenkas­sen und versuchen, diese vom Modellproj­ekt zu überzeugen.“

Ziel des Projekts ist es laut Wohlfeil, zu testen, ob sich Grippeimpf­ungen auch routinemäß­ig in deutschen Apotheken durchführe­n lassen. „In Frankreich ist das schon länger der Fall“, berichtet Wohlfeil. Im Nachbarlan­d seien in der Saison 2020/21 bislang rund 2,3 Millionen Menschen in Apotheken geimpft worden.

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