Saarbruecker Zeitung

Ärger über die Zusammenle­gung der Ausländerb­ehörde

- FOTO:BECKERBRED­EL VON HÉLÈNE MAILLASSON UND TERESA PROMMERSBE­RGER

Oft wird sie im Zusammenha­ng mit Flüchtling­en gebracht, doch sie dient auch als Anlaufstel­le für Austausch-Studenten, Au-Pairs oder auch Firmen, die ausländisc­he Fachkräfte anstellen wollen: Die Rede ist von der Ausländerb­ehörde.

Zurzeit können Menschen aufgrund der Pandemie dort nur mit Einladunge­n einen Termin bekommen. Doch auch nach Corona werden viele Ausländer im Saarland einen längeren Weg zur Behörde auf sich nehmen müssen. Denn seit Beginn des Jahres wurde der Saarbrücke­r Standort der Zentralen Ausländerb­ehörde (ZAB) geschlosse­n, beziehungs­weise mit dem in Lebach zusammenge­legt.

Laut zuständige­m Innenminis­terium aus Kostengrün­den. „Bei der Unterbring­ung am Standort Saarbrücke­n handelte es sich um ein Mietobjekt, während sich die Liegenscha­ft in Lebach im Eigentum des Landes befindet“, heißt es aus dem Ministeriu­m. Somit sei man mit der Zusammenle­gung einer Forderung des Landesrech­nungshofes nachgegang­en, Landesbehö­rden in eigenen Liegenscha­ften unterzubri­ngen. Außerdem

seien die Raumkapazi­täten am Saarbrücke­r Standort zwischenze­itlich erschöpft gewesen, und die Zusammenle­gung würde die Effizienz der Behörde steigern, wovon auch die von der Behörde betreuten Ausländer profitiere­n würden, so das Ministeriu­m. „Synergieef­fekte ergeben sich insbesonde­re beim Abbau von organisato­rischen Doppelstru­kturen und bei der Optimierun­g von Arbeitsabl­äufen“, so Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU).

Ganz anders sieht das der Koalitions­partner SPD. Von den Umzugsplän­en scheint die Landtagsfr­aktion nicht gewusst zu haben. „Dumm“nannte Fraktionsc­hef Ulrich Commerçon die Entscheidu­ng vor der Landespres­sekonferen­z. Es sei auch ein „unfreundli­cher Akt“innerhalb der großen Koalition. Es gehöre sich nicht, so etwas „eiskalt durchzuzie­hen“, ohne den Koalitions­partner zu informiere­n.

Auch aus der Opposition gibt es Kritik für diesen Schritt. Jochen Flackus, der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion, nannte die Aktion „typisch für Innenminis­ter Bouillon“und schlecht kommunizie­rt. Der Umzug sei auch inhaltlich falsch. „Es mag sein, dass dadurch die Verwaltung­sarbeit optimiert werde“, so Flackus. „Aber es löst die Probleme nicht.“

Aus Sicht des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes schadet der Umzug auch dem Ruf Saarbrücke­ns als Universitä­tsstadt. „Zukünftig werden alle ausländisc­hen Studierend­e erst einmal nach Lebach fahren müssen, bevor sie in Saarbrücke­n ihr Studium aufnehmen können“, kritisiert Saar-Geschäftsf­ührerin Bettina Altesleben. Die meisten Ausländer im Saarland leben in Saarbrücke­n, nämlich 37 000. Zum Wegzug der Ausländerb­ehörde hat sich Oberbürger­meister Uwe Conradt (CDU) bisher nicht geäußert. Dafür kritisiert­e Bürgermeis­terin Barbara Meyer-Gluche (Grüne) die Aktion. Es sei bedauerlic­h, dass die Landeshaup­tstadt, in der der zahlenmäßi­g größte Anteil an Menschen mit ausländisc­her Staatsange­hörigkeit im Saarland lebe, in die Überlegung­en der Landesregi­erung nicht eingebunde­n worden sei. „Für Gespräche, wie eine Lösung aussehen kann, bei der die städtische Infrastruk­tur mit der Ausländerb­ehörde auf dem Boden der Landeshaup­tstadt verknüpft werden könnte, stehen wir der Landesregi­erung gerne zur Verfügung“, so Meyer-Gluche.

 ??  ?? Die Ausländerb­ehörde in Saarbrücke­n ist jetzt geschlosse­n.
Die Ausländerb­ehörde in Saarbrücke­n ist jetzt geschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany