Nicht jede Finanzstrategie bringt den erhofften Erfolg
Investoren sorgen in der 3. Fußball-Liga durch ihr Handeln oft für Kopfschütteln, siehe Uerdingen und Türkgücü. Doch es gibt auch positive Beispiele.
(dpa) 180 Kilometer für ein Heimspiel. Beim KFC Uerdingen bahnt sich eine weitere bizarre Episode an, die Kritikern von Investoren in der 3. Fußball-Liga Argumente liefert. Verläuft alles nach Plan, trägt Uerdingen seine Heimspiele für den Rest der Saison in Lotte aus, weil Ex-Investor Mikhail Ponomarew die Lust vergangen war und er die Mietzahlung für die Spielstätte in Düsseldorf eingestellt hatte.
Anfang Dezember befand Ponomarew, „emotional müde geworden“zu sein. Für den KFC bedeutete sein Rückzug die Insolvenz. Seine Anteile hat Ponomarew verkauft.
Der neue Eigner Roman Geworkjan (Noah Company) kommt aus Armenien. Uerdingens Pleite-Schicksal hätte auch Türkgücü München ereilen können. Investor Hasan Kivran verkündete Ende Dezember seinen Rückzug, überlegte es sich zwei Wochen später jedoch anders.
Weder das Image von Investoren noch der Ruf der Liga dürfte langfristig von solchen Kapriolen profitieren. Die Geldgeber steigen oft mit großen Träumen in der Regionalliga oder noch tiefer bei einem Club ein. Bis zur 3. Liga lässt sich der Erfolg über Geld regeln. Das Problem: Geld lässt sich wegen der besseren
TV-Verträge erst in der 2. Bundesliga verdienen, der Frustpegel von Investoren steigt mit der Verweildauer als Drittligist. Jeder Club in der Liga macht pro Jahr 1,6 Millionen Euro Verlust, wie im Saisonreport des DFB zu lesen ist.
„Wenn in die Entwicklung des Fußballs investiert wird, ist das vom Grundsatz her erst einmal positiv“, sagte Peter Frymuth. Der Vize-Präsident des DFB ist für die 3. Liga zuständig. Investoren sollten seiner Meinung nach immer den ganzen Club im Blick haben. Und „es sollte dabei immer die oberste Prämisse sein, dass dies verantwortungsvoll und nachhaltig geschieht.“
Uerdingen und Türkgücü versuchten es eher mit der Brechstange. Ponomarew holte zahlreiche frühere Bundesliga-Profis, den inzwischen im Ruhestand befindlichen Ex-Weltmeister Kevin Großkreutz als Königstransfer. Türkgücü wickelte allein in dieser Saison unglaubliche 46 Transfers ab, was nach 23 Spieltagen für Rang sieben reichte.
Es gibt allerdings auch weniger geräuschvolle Investoren in der Liga. In Kaiserslautern entschied man sich gegen angebliche Geldgeber aus Dubai und für regionale Investoren um den Homburger
Unternehmer Giuseppe Nardi, Geschäftsführer von Dr. Theiss Naturwaren. Diese halten sich bisher öffentlich zurück. Was dem Club allerdings momentan abgeht, ist der sportliche Erfolg.
Den hat man bei Hansa Rostock. Vor fünf Jahren stieg Investor Rolf Elgeti beim Ex-Erstligisten ein. In dieser Spielzeit soll sich seine Linie auszahlen, momentan ist man Dritter. Zwar zahlt Hansa gute Gehälter, frühere Bundesliga-Stars haben jedoch keine Chance. „Das ist nicht Hansa, das ist nicht Mecklenburg-Vorpommern, und das bin ich auch nicht“, sagt der gebürtige Rostocker Elgeti.