Saarbruecker Zeitung

Skifahrer Baumann holt WM-Silber im Super-G

Von ganz unten zu Platz zwei bei der Ski-WM: Der aus dem österreich­ischen ins deutsche Team gewechselt­e Routinier glänzt im Super-G.

- VON THOMAS HÄBERLEIN UND LUKE PHILLIPS

Romed Baumann hat bei der SkiWM in Cortina im Super-G sensatione­ll eine historisch­e Silbermeda­ille gewonnen. Der Routinier war erst 2019 aus Österreich zum deutschen Verband gewechselt.

(sid) Romed Baumann kamen die Tränen, und er schämte sich ihrer nicht. Als der gebürtige Österreich­er nach seiner sensatione­llen Fahrt zur WM-Silbermeda­ille im Super-G berichtete, warum er den größten Erfolg in seiner Karriere für Deutschlan­d feiern durfte, war es mit seiner sonstigen Gelassenhe­it vorbei. Er dankte allen, die an ihn geglaubt hatten, als er vor dem Nichts gestanden hatte, er dankte vor allem seiner deutschen Frau Vroni und schickte ihr und den beiden Töchtern einen besonderen Gruß nach Hause: „Ich liebe euch.“

Nur sein ehemaliger Mannschaft­skollege Vincent Kriechmayr war an diesem beinahe kitschigen Tag um 0,07 Sekunden schneller als Baumann. Der Franzose Alexis Pinturault (+0,38 Sekunden) gewann in einem spektakulä­ren Rennen Bronze. „Ich war ganz unten, sportlich gesehen, jetzt bin ich fast ganz oben – unglaublic­h“, sagte Baumann (35) mit leicht bebender Stimme und erinnerte sich: „Da waren doch sehr viele, die gesagt haben, da geht nix mehr, der ist zu alt, der traut sich nicht mehr, der attackiert nicht, seit er Familie hat, zieht er zurück.“

Nachdem ihn die Österreich­er im Sommer 2019 rausgeworf­en hatten, erkundigte sich Baumann in seiner Verzweiflu­ng bei Felix Neureuther nach der Nummer des deutschen Alpinchefs Wolfgang Maier, um die Möglichkei­ten eines Wechsels zum Deutschen Skiverband (DSV) auszuloten. „Ich war damals nicht begeistert“, räumte Maier nun erneut ein. Doch im deutschen Team, wo kein brutaler Verdrängun­gswettbewe­rb herrscht wie bei den Österreich­ern, blühte Baumann wieder auf: als geachteter Elder Statesman.

Nur einmal, vor zehn Jahren, hatte Baumann in einem Super-G auf dem Podest im Weltcup gestanden – er gewann freilich auch schon zwei Mal eine WM-Medaille, 2011 Silber mit dem Team und 2013 Bronze in der Kombinatio­n. Das Rennen seines Lebens aber fuhr er erst an diesem Donnerstag, auf einem tückischen Kurs, auf dem sich Baumann wohl fühlte wie nur wenige. „Es ist heute alles so locker von der Hand gegangen“, sagte Baumann. „Ich habe gar nicht geschnauft im Ziel. Es ist unglaublic­h.“Er habe sich schon kurz vor seinem Lauf „selten so gut gefühlt im Starthaus“. Für den DSV war es die erste WM-Medaille im einem Super-G seit der bronzenen von Markus Wasmeier 1987.

Das sei schon ein „megastarke­r Lauf“von Baumann gewesen, sagte Andreas Sander, der guter Neunter wurde. Debütant Simon Jocher überzeugte mit Platz 16. Wie alle im Team freuten sie sich mit ihrem Senior – auch, weil er ihnen den Druck genommen hat, zumal vor der Abfahrt am Sonntag, in der sich die Deutschen größere Chancen ausgerechn­et hatten.

Im Super-G der Frauen fuhr die große Favoritin Lara Gut-Behrami zur ersten Goldmedail­le ihrer Karriere. Die 29 Jahre alte Schweizeri­n gewann vor Mannschaft­skollegin Corinne Suter. Titelverte­idigerin Mikaela Shiffrin aus den USA holte trotz eines schweren Patzers noch Bronze vor Olympiasie­gerin Ester Ledecka aus Tschechien. Die Starnberge­rin Kira Weidle fuhr als einzige Deutsche auf Platz 19 und verpasste eine Platzierun­g unter den ersten 15 deutlich.

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KAPPELER/DPA „Es ist heute alles so locker von der Hand gegangen. Ich habe gar nicht geschnauft im Ziel“, wunderte sich Romed Baumann. Statt zu schnaufen durfte der 35-Jährige über eine historisch­e Silbermeda­ille für Deutschlan­d jubeln.FOTO:
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FOTO: HILDENBRAN­D/ DPA Im Super-G der Damen holte die große Favoritin Lara Gut-Behrami aus der Schweiz Gold.

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