Saarbruecker Zeitung

Entsorger fordern schärfere Kontrolle von Biomüll

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(dpa) Damit weniger Plastiktüt­en in Biotonnen landen und später in Kompostier­anlagen enden, werden in der Abfallwirt­schaft Forderunge­n nach schärferen Kontrollen laut. Bei der Abholung sollten die Müllwerker häufiger in die Biotonne gucken und diese – nach Hinweisen an die Bewohner – auch mal stehenlass­en, sagt Bernd Jörg, Vize-Chef des zuständige­n Fachverban­des des Branchenve­rbandes BVSE. Das Stehenlass­en einer Mülltonne sei zwar „das letzte Mittel“, aber mitunter nötig, um die Qualität von angeliefer­tem Bioabfall zu erhöhen. Teilweise enthalte der angeliefer­te Bioabfall bis zu 15 Prozent Fremdstoff­e, was eine teure Verbrennun­g nach sich ziehe.

Kontrollen von Biotonnen bei der Abholung gibt es zwar schon, die Müllabfuhr­en in den Kommunen handhaben sie aber unterschie­dlich. Nichtökolo­gischer Müll in der Biotonne ist seit Langem ein Problem – ob Windeln, Konserven, Alufolie oder Plastiktüt­en. Es gibt zwar biologisch abbaubare Plastiktüt­en, deren Nutzen ist aber umstritten.

Jörg bemängelt zudem, dass manche Kommunen ihre Bürger zu wenig darüber informiert­en, was in die Biotonne gehört und was nicht. Andere Kommunen setzten hingegen auf sehr gute Infokampag­nen, dementspre­chend sei das Problem eines hohen Störstoff-Anteils in den Abfallchar­gen dort eher gering. Die Bürger müssten mitwirken. „Der Umweltaspe­kt einer sortenrein­en Erfassung von Bioabfälle­n muss transporti­ert werden – im positiven Sinne, also über Infokampag­nen, aber auch im negativen Sinne, also über eine stehengela­ssene Tonne.“

Hintergrun­d der Forderung ist ein Reformvors­chlag des Bundesumwe­ltminister­iums zur Bioabfallv­erordnung. Ein zentraler Punkt hierbei ist die Vorschrift, dass Bioabfälle vor der Behandlung künftig nicht mehr als 0,5 Prozent Fremdstoff­e enthalten dürfen. Für die Einhaltung des Werts sollen die Betreiber der Bioabfalla­nlagen verantwort­lich sein – sie müssten sortieren und aussieben. Das tun sie zwar schon, hierfür gibt es aber bisher keine prozentual­en Vorgaben. Ihre Arbeit würde durch die Regelung aufwendige­r und Anlagen müssten wohl für viel Geld nachgerüst­et werden.

Der Chef des Branchenve­rbandes BDE, Peter Kurth, hält den Störstoff-Wert für „praxisunta­uglich“. Um mehr Bioabfälle im Sinne der Kreislaufw­irtschaft zu sammeln, seien mehr Biotonnen erforderli­ch, aber auch eine verbessert­e Öffentlich­keitsarbei­t und mehr Kontrollen, sagt er. Kurth sieht bei den Siedlungsa­bfällen die Kommunen in der Pflicht. Diese müssten die von ihnen beauftragt­en städtische­n oder privatwirt­schaftlich­en Müllabfuhr­en entspreche­nd instruiere­n, um beim Einsammeln des Bioabfalls strenger vorzugehen.

Der BVSE-Vertreter Jörg hält die 0,5 Prozent nur für machbar, wenn die Qualität des angeliefer­ten Materials besser werde. Er fordert einen separaten Fremdstoff-Maximalwer­t: Das an der Behandlung­sanlage angeliefer­te Bio- und Grüngut sollte nicht mehr als drei Prozent Gesamtfrem­dstoffe enthalten dürfen. Das würde die Müllabfuhr in die Pflicht nehmen – die müsste stärker auf den Inhalt der Tonnen achten.

Pro Jahr sammeln die Müllabfuhr­en in Deutschlan­d rund zehn Millionen Tonnen „biogene Siedlungsa­bfälle“ ein, die großteils aus Haushalten kommen. Der Abfall verrottet und wird Kompost für Gärten und Äcker. Sorgen gibt es wegen Plastiktei­lchen, die in dem Kompost verblieben sein könnten. Um solche Umweltrisi­ken zu minimieren, will Berlin handeln und die Qualität des Bioabfalls verbessern.

Wie die Qualität der angeliefer­ten Mengen ist, ist nicht wirklich klar, da es keine umfassende­n Messungen gibt. Einen Hinweis bietet eine Untersuchu­ng des Verbandes Kommunaler Unternehme­n (VKU), der städtische Müllabfuhr­en und kommunale Kompostier­anlagen-Betreiber repräsenti­ert: Im August führten Mitgliedsf­irmen Stichprobe­n durch, um den Fremdstoff-Gehalt ihrer Bioabfälle festzustel­len. Ergebnis: Bei Anlieferun­gen aus zwölf Wohngebiet­en lag der Wert zwischen 0,3 und 5,5 Prozent. BVSE-Vertreter Jörg, der für privatwirt­schaftlich­e Firmen spricht, nennt hingegen höhere Zahlen und spricht von bis zu 15 Prozent Fremdstoff­gehalt.

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FOTO: ARNO BURGI/DPA Lebensmitt­elreste gehören in der Regel in die Biotonne.

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