Saarbruecker Zeitung

Neuer Commerzban­k-Chef treibt Umbau voran

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(dpa) Der neue Commerzban­k-Chef Manfred Knof geht den radikalen Konzernumb­au mit Tempo an. Nach einem Milliarden­verlust 2020 soll das Frankfurte­r Institut zumindest im Tagesgesch­äft schon im laufenden Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. „Natürlich reicht es nicht, zu schrumpfen und Kosten zu senken“, sagte Knof am Donnerstag bei seinem ersten öffentlich­en Auftritt seit Amtsantrit­t am 1. Januar 2021. „Auch unser Geschäftsm­odell stellen wir neu auf: Wir wollen die digitale Beratungsb­ank für Deutschlan­d sein.“Maßgeblich dazu beitragen soll die vergleichs­weise erfolgreic­he Online-Tochter Comdirect.

„Wachstum um jeden Preis ist für die Commerzban­k keine Option mehr“, betonte Knof. „Profitabil­ität geht vor.“Damit grenzt er sich klar von der bisherigen Führungsri­ege und deren Versuch ab, schwindend­e Gewinne durch das Anlocken möglichst vieler Kunden zu kompensier­en.

Prämien für neue Privatkund­en gehörten bei der Commerzban­k der Vergangenh­eit an, sagte Knof, der sich schon als Deutschlan­dchef des Versichere­rs Allianz den Ruf eines Sanierers erworben hatte. Stattdesse­n müssen sich Kunden – auch bei der Comdirect – darauf einstellen, dass sie für Konto oder Depot künftig zahlen müssen – zumindest, wenn bestimmte Bedingunge­n nicht erfüllt sind. „Wir werden mit neuen Preismodel­len an den Markt zurückkomm­en“, kündigte Knof an.

Zudem fährt das Management einen harten Sparkurs, durch den die Kosten von rund 6,7 Milliarden Euro im vergangene­n Jahr bis 2024 um 1,4 Milliarden Euro sinken sollen. Bis Ende 2024 soll die Zahl der Vollzeitst­ellen im Konzern von zuletzt 39 500 auf 32 000 verringert werden. Das Filialnetz wird von 790 auf 450 Standorte fast halbiert.

Treffen wird der Jobabbau vor allem das Privatkund­engeschäft (minus 3500 Vollzeitst­ellen) und die Zentrale (minus 3200 Stellen). Im Firmenkund­engeschäft stehen 1000 Stellen auf der Kippe. Die Bank gibt im Ausland 15 Standorte auf. Aus dem eigenen Aktienhand­el verabschie­det sich die Bank ganz und setzt auch bei Aktienanal­ysen künftig auf Kooperatio­nen. Mehr als 80 Prozent des Stellenabb­aus will das Management bis Ende 2023 umgesetzt haben. Die Gewerkscha­ft Verdi forderte erneut mehr Zeit für den Personalab­bau bis 2025.

Wenn 2024 alle Pläne umgesetzt sind, will die Bank im Tagesgesch­äft 2,7 Milliarden Euro verdienen. Bei der Frage, wann unter dem Stich wieder ein Gewinn stehen wird, legte sich der Vorstand nicht fest. „Eine Prognose, was unter dem Strich stehen wird, ist zum heutigen Zeitpunkt schwierig“, sagte Finanzvors­tändin Bettina Orlopp mit Blick auf das Jahr 2021.

Im vergangene­n Jahr summierte sich das Minus unter dem Strich auf rund 2,9 Milliarden Euro, wie das Institut bereits mitgeteilt hatte. Somit brachte 2020 der Commerzban­k den höchsten Verlust seit der Finanzkris­e 2009 mit damals mehr als 4,5 Milliarden Euro. Der Staat rettete das Institut kurz nach der Übernahme der Dresdner Bank mit Steuermill­iarden vor dem Kollaps und wurde ihr größter Aktionär.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Commerzban­k-Chef Manfred Knof

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